Exklusiver Online-Beitrag: Brand- und Rauchschutz in der Sportakademie

Optische Homogenität auf dem FC Bayern-Campus

Der FC Bayern Campus integriert sämtliche Funktionen einer modernen Sportakademie. Durchgängig wurden individuelle Anforderungen an Transparenz, Funktionalität, Design, Belüftung sowie Brand- und Rauchschutz optisch homogen mit Systemlösungen eines Markenherstellers realisiert. Aus brandschutztechnischer Sicht erforderte vor allem das zentrale, multifunktionale Akademiegebäude besondere konzeptionelle Lösungen.

Das dreigeschossige Akademiegebäude des FC Bayern-Campus integriert auf einer Bruttogeschossfläche von ca. 8.000 m² zahlreiche unterschiedliche Funktionen. Dort sind neben Umkleide- und Indoor-Sportbereichen die Büros der Nachwuchsabteilung und der Leitung sowie ein Apartmentbereich mit Übernachtungsplätzen, Mensa, Aufenthalts- und Pädagogenräume untergebracht. Das freistehende Gebäude wird an einer Fassadenseite über eine gläserne Brücke mit dem Nordriegel der Spielstätte verbunden.

 

Brand- und Rauchschutz transparent gelöst

Der transparente, helle Charakter von Gebäudehülle und Innenraumgestaltung konnte über die einzelnen Funktionsbereiche hinweg durch den Einsatz großflächig verglaster Schüco-Systemelemente konsequent umgesetzt werden. Das betrifft auch Gebäudebereiche und bauliche Maßnahmen, an die seitens der Behörden erhöhte Brand- und Rauchschutzanforderungen gestellt wurden. Das Brandschutz- und Gesamtsicherheitskonzept des Campus wurde von hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin, entwickelt und von der unteren Münchner Bauaufsichtsbehörde und der Feuerwehr München abgenommen.

 

Einstufung als Sonderbau Klasse 5

Aus der Kombination von Akademie und Spielstätte mit großer Grundfläche sowie Räumen für mehr als 100 mögliche Nutzer ergab sich die Einstufung des gesamten Campus als Sonderbau der Gebäudeklasse 5 nach bayerischem Baurecht. Diese Einstufung ist grundsätzlich mit besonderen Anforderungen an den Brandschutz verbunden, die durch das gebäudespezifische Brandschutzkonzept erfüllt wurden. Dabei kam es zu einigen nachfolgend beschriebenen Sonderlösungen, mit denen die Schutzziele auf transparente Weise erfüllt werden konnten.

 

Brand- und Rauchschutztüren für die Fluchtwege

Aufgrund der Apartments, die in das zentrale Akademiegebäude integriert wurden, nahmen die Baubehörden zusätzlich eine Bewertung in Anlehnung an die besonderen Anforderungen der Beherbergungsstättenverordnung (BStättV) vor. Demzufolge hatte u. a. eine direkte Fluchtwegführung aus den Beherbergungen über notwendige Flure in Fluchttreppenräume zu erfolgen. Die Flucht- und Rettungswege wurden mit verglasten Brand- und Rauchschutztüren ausgestattet, bei dem zahlreiche Produkte von Schüco zum Einsatz kamen („ADS 80 FR 30“ und „ADS 80 FR 60“ sowie „Firestop T90“). Die in einigen Gebäudebereichen eingesetzten Rauchschutztüren vom Typ „ADS 65.NI SP“ stehen im Regelbetrieb offen und sind mit Feststelleinrichtungen ausgestattet, die bei Rauchdetektion einen automatischen Schließvorgang einleiten. Wo die Flucht- und Rettungswege im Erdgeschoss ins Freie führen, wurde durch eine Begrenzung der Ausfahrtiefe des motorischen Sonnenschutzes auf 1,20 m sichergestellt, dass die Flüchtenden das Gebäude problemlos verlassen können.

 

Natürliche Entrauchung über Oberlichter

Die Entrauchung des Akademiegebäudes erfolgt im Brandfall auf natürlichem Wege über motorisch betriebene Oberlichter von Schüco (Typ „AWS 75.SI+“-Kippelemente mit Beschlagsystem „TipTronic SimplySmart“). Zur Entrauchung können diese Kippelemente, die als Oberlichter an die Fassade „FW 50+.HI“ angeschlossen sind, im Brandfall zentral aktiviert werden. Zusätzlich zu den genannten baulichen Maßnahmen ist das gesamte Gebäudeensemble mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage mit Alarmierung ausgestattet. Diese anlagentechnische Brandschutzmaßnahme war von den Behörden vor allem wegen der Beherbergungsräume gefordert worden, um den Bewohnern Tag und Nacht ausreichenden Schutz zu gewährleisten.

 

Sondersituation in der Fassade

Um geschossweise eine variable Nutzung und Flächenaufteilung zu ermöglichen, wurde der Verlauf einer Brandwand innerhalb des Akademiegebäudes mit einem Versprung vom EG zum 1. OG realisiert. Dort, wo die Brandwand auf die Fassade trifft, stattete man einen schmalen Bereich von 2 m Breite und 3 m Höhe in der Feuerwiderstandsklasse F30 aus, um den Schutz vor Feuerüberschlag vom EG ins 1. OG sicherzustellen. Hier kam ein wesentlicher gestalterischer Vorteil beim Einsatz der optisch homogenen Schüco Systemfamilien zum Tragen: Der Fassadenbereich, der mit dem System „FW 50+ BF“ als F30-Brandschutzfassade ausgeführt wurde, ist in der Profiloptik völlig identisch mit der angrenzenden, anforderungsfreien „FW 50+.HI“-Regelfassade. Auf diese Weise konnte trotz der besonderen Brandschutzanforderungen eine einheitliche Fassadenansicht hergestellt werden.

 

Offene Mensa und Fitnessbereich

Die Mensa im EG der Akademie unterschreitet mit einer maximalen Kapazität von <200 Personen deutlich ein Personenaufkommen, das Sonderanforderungen der Versammlungsstättenverordnung (VStättV) notwendig gemacht hätte. So konnten Übergänge zum Fitnessbereich offen und ohne Tür-/Trennwandsysteme für den Brandschutz realisiert werden. Die Deckenkonstruktion oberhalb des Fitnessstudios im EG der Akademie wurde zum Schutz vor Feuerüberschlag auf die angrenzende höhere Bebauung in EI 90 ausgeführt.

 

Ästhetische Lösungen durch koordinierte Planung

Dass sich die baulichen Maßnahmen für den Brand- und Rauchschutz im Campus derart elegant in die transparente Fassaden- und Innenraumgestaltung integrieren, ist ein Verdienst der sorgfältigen, kooperativen Planung:

Durch eine frühzeitige Abstimmung zwischen hhpberlin, Joachim Bauer Architekten und den Behörden konnten sämtliche nutzungsspezifischen Besonderheiten und gestalterischen Ansprüche in Planung und Ausführung berücksichtigt werden. Auf diese Weise entstanden brandschutztechnisch genehmigungsfähige und zugleich baulich ästhetische Lösungen im Einklang mit den definierten Schutzzielen.

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