Schwieriges Jahr trotz Verbraucherinteresse erwartet

Wärmepumpenbranche fordert Maßnahmen zur kurzfristigen Marktbelebung

Vertreter der Wärmepumpenbranche fordern bei der diesjährigen Zusammenkunft im Deutschen Technikmuseum in ihrer „Berliner Erklärung“ politische Signale.
Bild: BWP / Breustedt

Vertreter der Wärmepumpenbranche fordern bei der diesjährigen Zusammenkunft im Deutschen Technikmuseum in ihrer „Berliner Erklärung“ politische Signale.
Bild: BWP / Breustedt
Spitzenvertreter der Wärmepumpenbranche haben nach der diesjährigen Zusammenkunft im Deutschen Technikmuseum in ihrer „Berliner Erklärung“ eine gemischte Bilanz gezogen. Nachdem die Absatz- und Installationszahlen von Wärmepumpen über mehr als zehn Jahre stetig gewachsen waren (in den letzten beiden Jahren sogar um jeweils etwa 50 %), ist der Wachstumstrend im Laufe der letzten Monate erheblich ins Stocken geraten.

Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen und Abhängigkeiten von Energieimporten zu reduzieren, hatte die Bundesregierung sich vor zwei Jahren das Ziel gesetzt, die Anzahl jährlicher Installationen von Wärmepumpen kurzfristig auf 500.000 zu steigern. Nachdem die Branche im vergangenen Jahr mit 356.000 abgesetzten Wärmepumpen diesem Ziel bereits sehr nahe gerückt war, rechnet der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. im laufenden Jahr mit einem deutlichen Absatzrückgang.

Aufklärungsarbeit benötigt

BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel sagt: „Für die Branche, die in den vergangenen Monaten erheblich in Fertigungs-, Schulungs- und Installationskapazitäten investiert hat und nun in der Lage ist, die notwendigen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu liefern und einzubauen, ist das eine schwierige Situation. Zumal nicht nur in der Branche Einigkeit darüber besteht, dass sich die Wärmepumpe mittelfristig als Standardheizung durchsetzen wird.“ So belegen Umfragen ein nach wie vor großes Interesse an der Technologie, wobei entsprechende politische Rahmenbedingungen vorliegen müssen.

Kurzfristig brauche es vor allem mehr Aufklärungsarbeit zu den neuen Rahmenbedingungen am Wärmemarkt und zu den Verpflichtungen und Risiken, die man mit dem Einbau einer neuen Gasheizung eingeht und mehr Information zur neuen, gestärkten Heizungsförderung. Dazu gehöre nach der Haushaltskrise auch, mit einem klaren Bekenntnis der Regierungskoalition zur Stabilität der Förderung Vertrauen und Zuversicht zu schaffen.

Energiepreise bleiben im Fokus

Darüber hinaus verleite das aktuelle Preisverhältnis von Strom zu Gas trotz hoher Kostenrisiken dazu, zunächst weiter auf fossile Energieträger zu setzen. Dr. Sabel erläutert: „Der Marktpreis für Erdgas ist über den letzten Winter deutlich gesunken und gibt den Bürgern eine trügerische Sicherheit, denn er täuscht über die zu erwartenden Preissteigerungen durch den CO2-Preis und durch die verpflichtenden Biomasseanteile beim Tausch eines alten Kessels gegen einen neuen hinweg.“ Insbesondere die Absenkung der Strom- und Mehrwertsteuer sind zentrale Hebel, um das aus der Sicht der Branche benötigte Verhältnis des Strompreises zum Gaspreis von weniger als zweieinhalb zu eins herzustellen. Der Vergleich mit anderen europäischen Staaten zeige, dass dies Investitionsentscheidungen zugunsten erneuerbarer Wärme anreize. Für die konsequente Fortführung des Wärmepumpenhochlaufs erwartet der BWP von der Politik, ein Zeichen an die Verbraucher zu setzen, dass sich Abwarten beim Thema Heizung nicht lohnt.

Verunsicherung bei Verbrauchern

Die Ampelkoalition hat mittlerweile mit der Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), der Einführung des Wärmeplanungsgesetzes (WPG), der Fortsetzung und Anpassung der Förderung (BEG) sowie der Abschaffung der Erneuerbare-Energien-Gesetz-(EEG)-Umlage politische Maßnahmen für die Wärmewende umgesetzt. Dass der Wärmepumpenabsatz in dieser Situation zurückgeht, erklärt sich Dr. Sabel durch einen komplexen und zu unbekannten Informationsstand bei der Bevölkerung.

„Die neue Heizungsförderung ist in vielerlei Hinsichten verbessert und sehr attraktiv, aber zu wenig bekannt und teilweise zu komplex. Diese Rahmenbedingungen treffen auf verunsicherte Bürger, die den Überblick verloren haben, welche Regeln nun für sie gelten. Bspw. ist in einem Großteil der ländlichen Versorgungsgebiete bereits heute absehbar, dass dort weder mit einem Fernwärmeausbau noch mit einer Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff zu rechnen ist“, sagt der BWP-Geschäftsführer. Das Warten auf das Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung führte laut BWP zu einer allgemeinen Zurückhaltung beim Heizungstausch.

Die „Berliner Erklärung“ können Sie über den nachfolgenden Link herunterladen.

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