Erholung der Bautätigkeit in Europa gewinnt an Dynamik
30.09.2025Die Ergebnisse des Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) Global Construction Monitor (GCM) Q2 2025 zeigen insgesamt deuten insgesamt auf eine abgeschwächte Entwicklung der Baubranche hin. Das Produktionswachstum scheint in den letzten Quartalen allmählich an Dynamik verloren zu haben. Allerdings bleibt die Aktivität in einigen Ländern deutlich stärker als der aggregierte Gesamteindruck, während die Infrastruktur insgesamt weiterhin besser abschneidet als andere Marktsegmente.
Moderate Verbesserung in Europa
Der RICS veröffentlicht Global Construction Monitor Q2 2025 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Regionen: Während die APAC-Region schwächer ist, zeigt sich Europa leicht erholt.
Bild: Clipdealer
Die Ergebnisse für das zweite Quartal 2025 zeigen eine moderate Verbesserung der Bauaktivität in Europa. Die 12-Monats-Erwartungen bleiben solide, vor allem in den Bereichen Infrastruktur und im privaten Wohnungsbau. Der Gesamtindex Construction Sentiment Index (CSI) stieg in Europa auf +15 (nach +11 in Q1) – der zweite Anstieg in Folge. Damit liegt er deutlich im positiven Bereich. Auf Länderebene weist kein europäisches Land einen negativen CSI auf, auch wenn Unterschiede bleiben: Spanien und Deutschland führen mit +33, Italien folgt mit +22. Irland (+10) und die Niederlande (+11) liegen moderat im Plus. In Großbritannien blieb der Wert nahezu unverändert (+3). Frankreich zeigt die stärkste Verbesserung mit +2 (nach -35 im Vorquartal).
Der Bereich Infrastruktur bleibt in Europa mit einem Nettosaldo von +30 % bei der Bautätigkeit deutlich am stärksten (nach +22 % in Q1). Privater Wohnbau (+8 %) und Gewerbeimmobilienbau (+2 %) entwickeln sich deutlich flacher. Auf Länderebene sticht Spanien heraus und verzeichnet ein Nettosaldo von +73 % im Wohnungsbau (nach +67 % in Q1). In Deutschland hingegen sind die Nettosalden im Bereich Wohnungs- und Gewerbeimmobilienbau je auf 0 % gefallen (von +10 % bzw. +7 %).
Für die kommenden 12 Monate wird in Europa der Bereich Infrastruktur am optimistischsten eingeschätzt (+34 % nach +40 % in Q1). Der private Wohnbau folgt mit +31 %, während der Gewerbeimmobilienbau mit +17 % moderat zulegen soll. Auch die Erwartungen für Beschäftigung (+18 %) und Gewinnmargen (+7 % nach –7 % in Q1) haben sich verbessert. Auf Länderebene sind Spanien (+50 %) und Deutschland (+86 %) am optimistischsten im Bereich Infrastruktur. In Deutschland nimmt zudem der Ausblick für die Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien weiterhin zu (von +55 % auf +60 % bzw. von +50 % auf +75 %). Frankreich bleibt das einzige Land ohne klar positives Ergebnis in diesem Segment (neutral).
Globaler Vergleich
Auf globaler Ebene fiel der CSI im zweiten Quartal zurück in den neutralen Bereich und lag bei +5. Das ist weniger als die +9 bzw. +17 der beiden vorherigen Umfragen und stellt den niedrigsten Wert seit 2022 dar. Besonders APAC verschlechterte sich im zweiten Quartal deutlich: -15 (nach -5 im Vorquartal), der schwächste Wert seit 2020. Betont werden muss, dass ein Großteil dieser negativen Entwicklung weiterhin von China ausgeht, während andere Teile der Region vergleichsweise besser abschneiden. Europa verzeichnete hingegen einen CSI von +15 – der positivste Wert der Region in den letzten 13 Quartalen. Auch MEA und die Region Amerika liegen im Plus, allerdings weniger optimistisch als Ende 2024.
Auf Länderebene wurde erneut ein starkes Wachstum der Bautätigkeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Saudi-Arabien und Indien verzeichnet. Hier berichten die Befragten von einer deutlichen Zunahme der Aktivität über sämtliche Sektoren hinweg (privater Wohnungsbau, Gewerbebau und Infrastruktur). Am anderen Ende des Spektrums erleben China und Hongkong weiterhin einen Abschwung, ohne dass bislang Anzeichen für eine baldige Trendwende erkennbar wären. Für die USA bleibt ein moderat positives Bild der Bautätigkeit bestehen, auch wenn die aktuelle Dynamik deutlich schwächer ausfällt als noch im Großteil des vergangenen Jahres.
Finanzielle Einschränkungen behindern Bautätigkeit
Fast zwei Drittel der Befragten geben finanzielle Einschränkungen als Haupthindernis für die Bautätigkeit an. Dabei wurden besonders die schlechten Kreditbedingungen genannt. 62 % berichten von Materialkostenbelastungen, ein erneuter Anstieg nach Rückgängen seit 2022. Zwar wurden die Prognosen für den Materialkostenanstieg leicht gesenkt, doch bleibt das Problem bestehen. Ein weiteres großes Hindernis ist der Fachkräftemangel: 56 % geben diesen Faktor an, besonders im Bereich qualifizierter Handwerksberufe. Auch Projektmanager sind bei 43 % unzureichend verfügbar. In der Region Amerika und Europa sind die Engpässe besonders stark. Die Beschäftigung in der Branche ging global im zweiten Quartal zurück (Nettosaldo -14 %). Allerdings erwarten die Befragten für die kommenden 12 Monate wieder einen leichten Anstieg. Besonders Indien, die VAE und Saudi-Arabien zeigen starke Erwartungen für ein Jobwachstum.