Weltweite Handelsspannungen dämpfen Optimismus

Baukonjunktur in Europa erholt sich – Deutschland mit deutlichem Aufschwung

Die Ergebnisse des Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) Global Construction Monitor (GCM) für das erste Quartal 2025 deuten auf eine Verlangsamung des Wachstums in der gesamten Baubranche hin, wobei die Handelsspannungen die Stimmung in einigen Bereichen trüben. Nichtsdestotrotz sind die Zwölfmonatserwartungen für die Arbeitsauslastung in allen Sektoren auf weltweiter Ebene nach wie vor positiv, auch wenn sie sich im jüngsten Erhebungszeitraum etwas abgeschwächt haben.

In Europa sind Anzeichen einer Verbesserung des Stimmungsindexes für das Baugewerbe erkennbar, wobei Infrastrukturaktivitäten zunehmend als Wachstumsmotor angesehen werden.
Bild: Clipdealer

In Europa sind Anzeichen einer Verbesserung des Stimmungsindexes für das Baugewerbe erkennbar, wobei Infrastrukturaktivitäten zunehmend als Wachstumsmotor angesehen werden.
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Auf europäischer Ebene verzeichnete der Stimmungsindex (Construction Sentiment Index, CSI) für das Baugewerbe im ersten Quartal einen Wert von +11, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem letzten Wert von +6 darstellt. Auf Länderebene gibt es nach wie vor ein hohes Maß an Variabilität. Am stärkeren Ende der Skala liefert Spanien weiterhin gute Gesamtergebnisse, auch wenn der CSI-Wert für das erste Quartal mit +46 im Vergleich zum vierten Quartal etwas schwächer ausgefallen ist. Parallel dazu verzeichnete Deutschland eine deutliche Trendwende bei seinem CSI-Wert, der im ersten Quartal von -12 auf +38 stieg. Daneben liegt der CSI in Irland, den Niederlanden und Italien im positiven Bereich, wenn auch in einigen Fällen nur geringfügig. Großbritannien hingegen zeigt weiterhin ein mehr oder weniger flaches Gesamtbild. Der CSI für Frankreich lag im ersten Quartal bei -35, was den schwächsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2020 darstellt, wobei die Stimmung in letzter Zeit durch die politische Unsicherheit im Land beeinträchtigt wurde.

Infrastruktur bleibt stärkster Sektor

Betrachtet man die jüngsten Trends bei der Arbeitsauslastung im Baugewerbe auf Sektorebene, gaben europaweit insgesamt +22 % der Befragten einen Anstieg der Infrastrukturaktivitäten im ersten Quartal an (gegenüber +17 % im letzten Quartal). Innerhalb dieses Sektors verzeichneten die Teilsektoren Energie und IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) das stärkste Wachstum in der Nettobilanz, und auch der Verkehr verzeichnete eine bescheidene Expansion. Aus der Länderperspektive meldeten die Befragten in Deutschland (Anstieg von Null auf +38 %), Irland und Italien ein besonders starkes Wachstum des Arbeitsaufkommens im Infrastrukturbereich im ersten Quartal 2025.

Im privaten Wohnungsbausektor verzeichnete ein regionaler Gesamtsaldo von +5 % der Befragten einen Anstieg des Arbeitsaufkommens im ersten Quartal. Dies deutet zwar nur auf einen sehr leichten Aufschwung hin, stellt aber den besten Wert für diese Kennzahl seit 2022 dar. Auf Länderebene nimmt die Bautätigkeit im privaten Sektor (Wohnen und Gewerbe) in Spanien, Irland und Italien am stärksten zu, während sie in Frankreich zurückgeht. Deutschland verzeichnet hier je einen Anstieg, bei Wohnimmobilien von -44 % auf +10 % und im Bereich Gewerbeimmobilien von -23 % auf +7 %. In allen anderen untersuchten europäischen Ländern ist der Trend inzwischen flach bis leicht positiv. Was die privaten Gewerbebauten betrifft, so blieb der jüngste regionale Nettosaldo in diesem Sektor das zweite Quartal in Folge bei -3 %. Dies deutet auf einen weitgehend flachen Trend hin. In Spanien gaben die Befragten weiterhin einen insgesamt stärkeren Trend in diesem Sektor an.

Mehrere Aspekte zeigen Anzeichen einer Verbesserung

Was die Erwartungen an die Arbeitsauslastung im kommenden Jahr betrifft, so werden die Aussichten in allen Sektoren europaweit positiv bewertet, wobei die Ergebnisse des ersten Quartals für den Bereich Infrastruktur eine deutliche Aufwertung bedeuten. Außerdem wird erwartet, dass die Zahl der Beschäftigten steigen wird, wie ein Nettosaldo von +15 % der Befragten zeigt (dies ist der beste Wert für diese Kennzahl in den letzten drei Quartalen). Etwas vorsichtiger ist die Einschätzung der Aussichten für die Gewinnspannen, die wieder in den negativen Bereich gerutscht sind (Nettosaldo -7 %), was darauf hindeutet, dass die Margen im kommenden Jahr erneut unter Druck geraten könnten. In Deutschland nimmt der Ausblick für die Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien deutlich zu (Steigerung von -11 % auf +55 % bzw. von +15 % auf +50 %). Auch der Nettosaldo beim Ausblick im Bereich Infrastruktur steigt von +9 % auf +100 %.

Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Der globale Construction Index bleibt zwar positiv, schwächt sich aber ab. Dagegen erholt sich Europa weiter und auch Deutschland zeigt einen deutlichen Sprung ins Positive. Hoffentlich nicht nur getragen durch das große Infrastrukturpaket und die damit verbundene Hoffnung auf Wachstum. Der Infrastrukturbereich ist und bleibt der Trendgeber bei der erwarteten Arbeitsauslastung, aber auch der private Wohnungsbau legt zu. Deutschland verzeichnet hier einen deutlichen Anstieg.“

Stimmungsindex auf globaler Ebene

Auf globaler Ebene verzeichnete der CSI im ersten Quartal einen Wert von +9, gegenüber +17 im Vorquartal. Dies zeigt eine leichte Abschwächung der Dynamik, auch wenn das Gesamtbild vorerst noch leicht positiv ist. Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Weltregionen verschlechterte sich der CSI in der Region APAC merklich und lag bei -5 gegenüber +11 im letzten Quartal. Dies ist der schwächste Wert für diese Region seit dem dritten Quartal 2020. Auch in Nord-, Mittel- und Südamerika ging der CSI zurück, wenngleich der Wert von +23 im ersten Quartal (gegenüber +35 im vierten Quartal) immer noch im expansiven Bereich liegt. Derweil weist MEA mit +31 den stärksten CSI-Wert im weltweiten Vergleich auf, was auf ein weiteres solides Wachstum hindeutet.

Auch wenn die Rückmeldungen für die USA weiterhin positiv sind, hat sich das Wachstumstempo (in Bezug auf den Nettosaldo) in letzter Zeit abgekühlt, wobei die Dynamik im Gewerbeimmobilienbau und Infrastrukturbereich leicht nachgelassen hat. Demgegenüber sind die Ergebnisse in Kanada deutlich schwächer als bei der letzten Erhebung, da der Nettosaldo der Arbeitsauslastung von zuvor +11 % auf -10 % zurückging. Dies ist der erste durchweg negative Wert für das Land seit der ersten Jahreshälfte 2020 (nach Ansicht des RICS steht dies sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sorge über die Handelspolitik der USA). Daneben melden China und Hongkong weiterhin negative Ergebnisse, die durch eine sinkende Arbeitsauslastung in allen Sektoren gekennzeichnet sind. Darüber hinaus berichten 90 % der Befragten auf dem chinesischen Festland, dass eine unzureichende Nachfrage den Markt bremst (der höchste Anteil an Nennungen dieses Problems im Vergleich zu allen anderen untersuchten Ländern).

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