Vernetzte TGA für Feuerwehrzentrale und -leitstelle
Technisch gerüstet mit ‚intelligenter‘ Raumlufttechnik, Wärmepumen und modularer GebäudeautomationMit der neuen Feuerwehrtechnischen Zentrale und der integrierten Leitstelle hat der Landkreis Vechta ein Funktionsgebäude realisiert, das nicht nur Einsatzkräfte bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt, sondern auch technisch und architektonisch Maßstäbe setzen soll. Koordiniert werden hier jährlich rund 28.000 Rettungs- und 1.300 Feuerwehreinsätze – in einem Gebäudekomplex, der auf maximale Betriebssicherheit, funktionale Zonierung und durchdachte technische Gebäudeausrüstung ausgelegt ist.
Auf rund 10.000 m² Grundstücksfläche entstand in Vechta mit dem Neubau der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) und der integrierten Einsatzleitstelle (ELS) ein hochfunktionales Ensemble, das sich architektonisch durch klare Linien, funktionale Zonierung und eine konsequente Trennung öffentlicher und operativer Bereiche auszeichnet. Die Anlage wird komplettiert durch eine Fahrzeughalle mit 18 Stellplätzen. Die Hallen- und Werkstattbereiche sind auf maximale Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt, während die ELS im Obergeschoss durch ihre abgeschottete Lage und eigene Erschließung höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen soll.
Die technische Gebäudeausrüstung wurde vom ingenieurbüro heimsch (ibh) geplant und mit einem Investitionsvolumen von rund 21 Mio. € – gefördert mit Bundesmitteln – umgesetzt. „Die Architektur folgt hier ganz bewusst der Funktion“, erklärt Werner Thie, Geschäftsführer der ingenieurbüro heimsch GmbH und verantwortlicher Projektleiter. „Uns war wichtig, dass die Prozesse der Feuerwehr nicht nur technisch, sondern auch räumlich optimal unterstützt werden – von der Anlieferung und Pflege der Einsatztechnik bis hin zur stressfreien Disposition im Leitstellenbetrieb.“
Redundante Wärmeversorgung
Die Wärmeversorgung erfolgt über fünf hocheffiziente Luft/Wasser-Wärmepumpen mit einer Einzelleistung von je 37 kW (A7/W35), ausgelegt für Redundanz und Ausfallsicherheit. Das Rohrnetz umfasst insgesamt rund 1.800 m, komplett wärmegedämmt und schallentkoppelt montiert. Für eine gleichmäßige Temperierung sorgen ca. 1.500 m² Fußbodenheizung in Aufenthalts- und Verwaltungsbereichen sowie Deckenstrahlplatten in Hallen und großvolumigen Räumen. Ein zweikreisiges System erlaubt die parallele Versorgung von Heizflächen und Luftheizregistern. Alle Heizkreise werden über eine zentrale Gebäudeleittechnik (GLT) geregelt, mit digitaler Überwachung und Fernparametrierung.
Raumlufttechnik mit intelligenter Steuerung
Das zentrale Gerät der Raumlufttechnik (RLT) für die FTZ/ELS ist ausgelegt auf einen Luftvolumenstrom von 15.000 m³/h. Das System ist modular aufgebaut, nach VDI 6022 hygienegerecht konstruiert und mit einem rotierenden Wärmetauscher sowie reversibler Wärmepumpe („ThermoCooler HP“) ausgestattet. Die Luftströme für Zu- und Abluft können unabhängig voneinander geregelt werden; der Betrieb erfolgt vollautomatisch via Modbus TCP/IP und ist cloudfähig. Weitere Besonderheiten der RLT-Anlage sind
tiefgefaltete Taschenfilter Klasse F7/ePM1-50% (Zuluft) und M5/ePM10-60% (Abluft),
EC-Ventilatoren mit integrierter Drehzahlregelung,
umfangreiches Dämmpaket gegen Kondensation und Körperschal sowie
Energy Watch zur Visualisierung von Leistung, Verbrauch und Leckagen.
Das Luftkanalsystem erstreckt sich über eine Fläche von rund 1.500 m² und wurde nach DIN EN 1507 in Dichtheitsklasse B und C ausgeführt. In Werkstatt-, Fahrzeug- und Waschhallenbereichen wurden darüber hinaus spezielle Abgasabsaugungen installiert – z. B. in der Atemschutzwerkstatt und der Waschhalle. 18 Druckluftgrabber in der Fahrzeughalle sollen eine schnelle und kontrollierte An- und Abkopplung vom Fahrzeugabgas-Absaugsystem gewährleisten.
Zur Sicherstellung eines komfortablen Raumklimas, insbesondere in Technikräumen und der Leitstelle, wurden Split-Klimaanlagen mit insgesamt 11 Außen- und 20 Innengeräten installiert. Die Kälteverteilung erfolgt über kurze Leitungswege mit direkt verdampfenden Systemen und energieeffizienten Inverter-Kompressoren.
Gebäudeautomation (GA) mit ca. 100 Raumbediengeräten
Herzstück der TGA ist das modular aufgebaute Gebäudeautomationssystem, das über alle Gewerke hinweg eine integrale Steuerung ermöglicht. Die Automationsstationen sind frei programmierbar, verfügen über Echtzeituhren und werden über ein zentrales GLT-System verwaltet. Installiert wurden
2 zentrale Schaltschränke,
2 Web-Panels für Fernbedienung und Parametrierung,
10 Schnittstellenmodule,
98 Raumbediengeräte mit Touchscreen und
70 Fühler (Raum-, Kanal-, Oberflächen- und Außentemperatur).
Das System erfüllt die Anforderungen der DIN EN ISO 16484 und wurde vollständig als Ethernet-Modbus TCP/IP Netz aufgebaut. Auch bei Ausfall der GLT bleiben die einzelnen Stationen autark voll funktionsfähig. „Wir haben hier eine GA-Struktur umgesetzt, die auch in Industrieumgebungen zum Einsatz kommt. Für uns war wichtig, dass sowohl jetzige als auch zukünftige Anforderungen – etwa durch spätere Erweiterungen – problemlos abgebildet werden können“, so Projektleiter Thie.
Mit der neuen FTZ und ELS einschließlich Fahrzeughalle in Vechta wurde ein Funktionsbau geschaffen, der architektonisch, technisch und betrieblich exakt auf die Anforderungen von Feuerwehr und Katastrophenschutz zugeschnitten ist. Die TGA-Planung durch ibh ermöglicht dabei einen dauerhaft energieeffizienten und ausfallsicheren Betrieb – und legt gleichzeitig die Grundlage für künftige Erweiterungen und technologische Updates.