Lufthygiene gegen Coronaviren

Klimakonzeptionen

In einer von mir aufgebauten und geleiteten Arbeitsgruppe, die noch letztes Jahr im Bayerischen Wirtschaftsministerium tagte, wurde in den letzten Jahren hohes Expertenwissen ausgetauscht und angesammelt. Dieser entstandene Wissenskomplex bildet mit den erworbenen Erfahrungen dreier Prototyp-Anlagen-Techniken aus meinen Arbeitsbereichen Lüftung und Hygiene und den sich daraus ergebenden anlagentechnischen Machbarkeitskriterien ein Grundkonzept für die mechanische Lüftung. In dieses Grundkonzept fließen zudem Informationen von Fort- und Weiterbildungsprogrammen vom Gesundheitsamt und Schwabinger Krankenhaus München über Mikroorganismen mit ein. 

In der folgenden Kurzbeschreibung geht es um den allgemeinen Bakterien- und Virenschutz. Konkreter Anlass ist die aktuelle Corona-Pandemie mit Covid-19. 

Leider gibt es noch keine verlässlichen Informatio­nen über die Resistenz und Übertragung, so dass noch zu viel spekuliert wird. Fragliche Annahmen über eine Lebensdauer der Viren von bis zu vier Tagen auf Kunststoffoberflächen und einen Tag auf denen von Papier bzw. Pappe müssen in den weiteren Überlegungen als angenommen akzeptiert werden.

Eine der Fachwelt weniger bekannte Technik nach dem Bauer-Prinzip (Bosch GmbH) könnte bewirken, die aktuellen Auswirkungen, aber auch die künftiger Pandemien, deutlich zu verringern. Darüber hinaus ließen sich, ähnlich der Unfallstatistik, die jährlichen Durchschnittstodesraten (z.B. 15.000 in Deutschland allein durch Krankheitserreger) künftig senken.


Lüftungstechnisches Grundkonzept 

Mit im Raum herumwirbelnden Bakterien und Viren belastete Luftmassen sollten zunächst einmal mit einem Luftüberdruck von bis 20 Pa beruhigt werden. Die Luftströme werden quasi zur Luftstille gebracht. Dadurch entsteht eine Luftschichtung, die zur stehenden Biowolkenbildung im Raum beiträgt. Lüftungstechnische Strömungs- oder Überströmeinrichtungen mit Entsorgungsfunktion zum Abtransport müssen vornehmlich fußbodennah belastete Luftkonzentrationen ins Freie entfernen. Damit kann eine deutlich keimreduzierte Atemluft (auch bakteriell mit deutlich weniger koloniebildenden Einheiten) in sämtlichen Raumebenen entstehen. 

Rückstände von keim­belas­te­ten „Bioschadstoffen“ auf Fußbodenoberflächen können aufwischbar beseitigt und restliche Verunreinigungen durch Kanäle, Lüftungsrohre oder Schläuche in Fußbodennähe schneller getrocknet sowie abgesaugt werden. Zusätzlich sind über relativ leicht auszuführende Desinfektionsmaßnahmen Restkeime einfach zu beseitigen.

Anders wird das jedoch derzeit gehandhabt. Schmierfilmartig nicht sichtbar verkeimte und schwer erreichbare Oberflächen überwiegen in der Innenraumgestaltung. Konkret betrifft das insbesondere die Regale der Verkaufsmärkte. Vor allem betroffen sind davon überwiegend verkeimte und nicht gesäuberte Kunststoff-Verpackungsoberflächen, auf denen die Verweildauer von Viren deutlich höher ist als auf denen aus z.B. Pappe. 

Dieses lüftungstechnische Grundkonzept sollte prinzipiell künftig hygienische Mindeststandards vorgeben können. Da die Zeit drängt, müssen Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, die eine zwecks Umsetzung messbare, über Daten, Fakten und Zahlen belegte Wirksamkeit vorweisen. 


Die Zeit zum Erkennen drängt – schnelles Handeln ist lebenswichtig

Gefahren für eine Massenansteckung von einem erheblichen Ausmaß bestehen zudem in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Meine hierzu erworbenen Erfahrungswerte beziehen sich auf zwei Prototypanlagen, die ich bauen ließ und ca. ein Jahrzehnt testen lassen konnte. Es handelt sich dabei um eine Be- und Entlüftungsanlage, bei der einerseits mit über die Raumhöhe gespannte Textilsäcke zum Druckluft-Aufbau bahngerecht Schmauchgase kolbenlüftungsartig (von hinten nach vorn) für das Stehend- und Liegendschießen hervorragend (mit Bestwerten vorgegebener Luftgeschwindigkeiten) entsorgt werden. 

Andererseits hat eine OLF-Lüftung über stabilisierte Luftschläuche in Archiv- und Depotbereichen Geruchsstoffkonzentrationen (auch größeren Ausmaßes) dauerhaft zuverlässig beseitigt.

Bekanntlich sind Menschenansammlungen in Räumen stets ein Gefahrenherd auf höchster Stufe! Da sind 2 m oder gar 10 m Abstände durch Luftbewegungen als wirkungslos zu betrachten. Völlig schutzlos sind da Menschen den vielartigen Virenkonzentrationen im aerosolhaltigen Luft- und Durchzug durch die jeweiligen Raumgeometrien ausgeliefert! 

In der Natur hingegen verstreuen sich die Viren. Ihre Konzentrationen nehmen ab und somit reduziert sich die Ansteckungsgefahr. Derartige Verdünnungseffekte gibt es in geschlossenen Räumen mit Hüllbegrenzungen, wie z.B. in Gebäuden und Fahrzeugen, nicht. Daher sind hier entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko der Ansteckung zu vermindern.

Hinweis 

Für Arbeitsgruppen in multiprofessionalen
internationalen Teamnetzwerken

Vergesst hier nie die Geomantie: Analytisches Betrachten kann über das logisch-systemische Denken hinaus stresslos und mit Ausgeglichenheit oft aus WENIGER – MEHR machen. Insbesondere interdisziplinär entstehen meist wie von selbst Synergieeffekte für neue Qualitäten.

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