Interview mit Bernhard Schöner, Daikin Airconditioning Germany

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf eine Firma wie Daikin?

Die Firma Daikin hatte Ende April mit der Leading Air Convention in Berlin ihr größtes Kundenevent in diesem Jahr geplant. Diese Veranstaltung musste vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Diese Absage hat die tab-Redaktion zum Anlass genommen, um in Erfahrung zu bringen, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf einen Hersteller wie Daikin und seine Kunden hat. Die Fragen der Redaktion beantwortete Bernhard Schöner, Leiter Corporate Communication sowie Bereich Marketing Commercial/Industrial bei Daikin. (Stand 20.04.2020)

tab: Herr Schöner, geben Sie uns einen Einblick: Was bedeutet die aktuelle Situation für Daikin?

 

Bernhard Schöner: Unsere Kernwerte – absolute Glaubwürdigkeit, unternehmerisches Handeln sowie harmonische persönliche Beziehungen – helfen in Krisenzeiten mehr denn je. Die Verantwortung, die wir gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden sowie all unseren Mitmenschen haben, nehmen wir sehr ernst und als Grundlage für all unsere Entscheidungen. Daher ist nahezu das gesamte Team derzeit im Homeoffice erreichbar, der Service wird selbstverständlich aufrechterhalten. Eine Auswirkung der Situation ist natürlich auch die Absage von Veranstaltungen, wie verschiedener Messen oder der Daikin Leading Air Convention. Und auch Schulungen müssen ins Digitale verlegt werden.

Als Groß-Konzern arbeiten wir ständig an solidarischen und flexiblen Lösungen, um unsere Mitmenschen, gerade in schwierigeren Zeiten aber auch unsere Kunden und Daikin-Organisationen in anderen Ländern bestmöglich zu unterstützen.

Wir sehen diese Krise jedoch auch als Chance, die uns zeigt: Was kann Daikin, wo besteht noch Potenzial? Das reicht von neuen Arbeitsprozessen über die Schaffung von Homeoffice-Plätzen bis hin zur Entwicklung weiterer digitaler Tools für Schulungen und den Service.

 

tab: Ein großes Thema der Branche momentan ist die Lieferfähigkeit. Wie geht Daikin zum Beispiel damit um, dass die Produktionen in Italien stillstehen? Wie sieht es bei Tochterunternehmen wie Zanotti oder Tewis aus?

 

Bernhard Schöner: Uns bleibt nur, die aktuelle Situation und den Stillstand diverser Produktionen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Sofern die Maßnahmen Gesundheit und Sicherheit der dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuträglich ist, befürworten wir Schließung von Fabriken. Aufgrund der rechtzeitigen und transparenten Information unserer Kunden haben wir diese Herausforderung bis jetzt aber sehr gut gemeistert. Wir freuen uns, dass die Produktion zum Beispiel bei Zanotti in Italien oder bei Tewis in Spanien gerade teilweise wieder hochgefahren werden kann, hier konnten wir eine Produktions- und Ausfuhrgenehmigung für Anlagen und Ersatzteile erwirken, wenn ein Nachweis für systemrelevante und lebensnotwendige Bedarfe erbracht wird.

 

tab: Wie bereits angedeutet, liefert die HLK-Branche ja auch Anlagen, die für die Arbeit systemrelevanter Einrichtungen wie Supermärkte, Krankenhäuser etc. benötigt wird. Ist die Versorgung hier gewährleistet? Welche Produkte sind hier im Moment besonders wichtig?

 

Bernhard Schöner: Die Lieferfähigkeit für diese wichtigen Produkte ist definitiv gegeben, sie werden priorisiert behandelt. Große Geräte wie Kaltwassersätze oder Lüftungen werden ja auch in der klassischen Auftragsfertigung und nicht in der Masse produziert. Das heißt, wir wissen, was wann wo benötigt wird und können besser planen. Dringende Wartungsarbeiten oder Reparaturen werden selbstverständlich durchgeführt, aktuell bestehen in Deutschland keine Einschränkungen für diese Tätigkeiten, sofern alle Sicherheitsvorgaben erfüllt werden. Grundsätzlich sind besonders Gewerbekälteanlagen wichtig, da die Kühlkette von vielen Lebensmitteln nicht unterbrochen werden darf. Das ist aber natürlich grundsätzlich so und gilt nicht nur in Krisenzeiten. In Italien wurde dieser Bereich hinsichtlich Systemrelevanz und Lebensnotwendigkeit während der Krise nun hochgestuft, was sich positiv auf die Produktion auswirkt.

 

tab: Wie sieht es in den Bereichen Service und Außendienst aus? Zum Beispiel auch bei akuten Problemen?

 

Bernhard Schöner: Ab 27. April steht unser Außendienst wieder für Besuche zur Verfügung, jedoch nur, wenn dies vom Kunden ausdrücklich gewünscht wird und auch hier alle Schutzregeln eingehalten werden!

Die letzten Wochen arbeitete unser Außendienst ausschließlich im Homeoffice und hielt via Telefon und E-Mail Kontakt mit den Kunden. Zusätzliche Bandbreiten sorgen für eine verlässliche Erreichbarkeit. Die Rückmeldungen einiger Kollegen zeigen, dass auch hier die jetzige Situation durchaus auch Vorteile hat: Der Kontakt mit Kunden zeichnet sich durch Entschleunigung und einen bewussteren Umgang miteinander aus, der Zusammenhalt innerhalb der Unternehmen aber auch untereinander wächst. Eine Entwicklung, die wir unbedingt aus der Krise mitnehmen möchten!

Unser Technical Field Support (TFS) nimmt alle unaufschiebbaren Einsätze wahr und rückt natürlich bei Notfällen aus. Dafür stellen wir die notwendige Ausstattung wie Mundschutz und Desinfektionsmittel bereit. Wir versuchen außerdem, Termine zu vereinbaren, zu denen weniger los ist, was dazu führt, dass die Kolleginnen und Kollegen auch mal zu unüblichen Zeiten raus müssen.

 

tab: Sie haben ja auch direkten Kontakt zu den Fachbetrieben. Wie ist die Stimmung in den einzelnen Betrieben? Wie sieht derzeit die Auftragslage aus?

 

Bernhard Schöner: Die Stimmung ist grundsätzlich gut, wir bekommen nicht das Gefühl, das Panik oder Verdruss in den Betrieben herrscht. Eine gewisse gespannte Vorsicht oder auch Weitsicht bezüglich der Lieferfähigkeit in der Branche ist aber definitiv spürbar. Wer etwas auf Lager legen kann, tut das auch.

Die Auftragslage für größere Anlagen ist sehr konjunkturabhängig. Dies betrifft zum Beispiel auch die Hotel- und Gastronomiebranche, da wird sich noch zeigen, wohin die Reise geht. Wir gehen davon aus, dass sich geplante Projekte im Zweifel verschieben werden.

Daikin kommt zugute, dass wir in vielen verschiedenen Branchen tätig sind.

 

tab: Was können Unternehmen der Branche tun, um Handwerksbetriebe / Fachpartner zu unterstützen? Was tut Daikin konkret?

 

Bernhard Schöner: Aktuell ist besonders wichtig, erreichbar zu sein. Kunden und Partner rechtzeitig und konkret zu informieren. Transparent und schnell auf Fragen zu reagieren. Die Lieferfähigkeit so hoch wie möglich zu halten. Dafür setzt sich das gesamte Daikin-Team jeden Tag mit voller Motivation ein. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partnern durch die Krise gehen und am Ende gestärkt und verbundener als zuvor daraus hervorzugehen.

Konkret unterstützen wir zum Beispiel durch unsere jahrelange Verbandsarbeit. Ein Ergebnis, über das wir uns sehr gefreut haben, ist die Einstufung aller im BDH organisierten Betriebe als systemrelevant. Das nächste Ziel ist eine europaweit einheitliche Regelung bezüglich der Zuordnung der SHK-Betriebe zur kritischen Infrastruktur. In punkto Lieferfähigkeit ist für uns selbstverständlich, dass wir auch mal ein größeres Gerät zum Preis eines kleineren herausgeben, sollte dieses nicht lieferbar sein.

 

tab: Daikin hat sein Geschäftsjahr zum 31. März beendet. Sind Sie zufrieden? Und wagen Sie schon Prognosen für das neue Geschäftsjahr?

 

Bernhard Schöner: Mit einem Umsatz von rund 179,5 Millionen Euro sind wir sehr zufrieden! Ein Rekordjahr für Daikin Deutschland. Und da ist unser Tochterunternehmen – Rotex, dessen Vertriebs-, Marketing- und Serviceleistungen nach der Markenumstellung 2019 im Juli 2020 final mit Daikin Airconditioning Germany zusammengeführt werden – noch nicht mit eingerechnet.

Eine seriöse Prognose abzugeben ist in diesen unsicheren Zeiten kaum möglich. Was wir sagen können, ist, dass Daikin in Deutschland gut aufgestellt ist; wir sind flexibel sowohl innerhalb unserer Zielgruppe als auch hinsichtlich unseres Produktportfolios. Wir bleiben positiv! Das wichtigste ist aber, dass wir die Krise gesund überstehen, um unserer Verantwortung Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kunden gegenüber gerecht zu werden.

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