5. Deutsche Wärmekonferenz

Unter Schirmherrschaft von Bundesminister Ramsauer und mit hochrangiger Beteiligung der Fraktionen des Deutschen Bundestages sowie der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) haben BDH und der Fachverband Gebäude-Klima (FGK) am 27. November 2012 zum fünften Mal die Deutsche Wärmekonferenz in Berlin durchgeführt. Die Konferenz hat sich als die wichtigste repräsentative Plattform für den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik über die Potentiale und Rahmenbedingungen für den Wärmemarkt etabliert.

Vertreter der Industrie, der Branchenverbände und Abgeordnete des Deutschen Bundestages kritisierten auf der 5. Deutschen Wärmekonferenz in Berlin einhellig die Blockadepolitik einiger Bundesländer gegen Steueranreize für die energetische Modernisierung des Gebäudebestands. „Wer aus taktischen Motiven das effizienteste Instrument für die Hebung der enormen Energieeinsparpotenziale im Gebäudebestand blockiert, nimmt die Energiewende nicht ernst“, so Manfred Greis, frisch gewählter Präsident des BDH. Dabei könnten durch mehr Effizienz im Wärmemarkt gewaltige Energiemengen für die Stromerzeugung frei werden. Das Einsparpotential im Wärmemarkt entspreche 80 % der deutschen Kernkraftwerksleistung. Würden diese Chancen ungenutzt bleiben, werde die Energiewende scheitern, so Greis. Man müsse dabei eine Doppelstrategie fahren und neben der Steigerung der Energieeffizienz den Ausbau der erneuerbaren Energien stärker vorantreiben. Letzteres gelinge leider nicht mehr in gleicher Weise wie früher. Während 2008 in 45 % der Investitionsfälle im Wärmemarkt eine Einkopplung erneuerbarer Energien stattgefunden habe, seien es 2012 nur noch 25 % gewesen, bemängelte Manfred Greis. Gesetzliche Regelungen seien jedoch nicht unbedingt das Allheilmittel in diesem Zusammenhang. Dies habe das Gesetz zur Einbindung erneuerbarer Energien (EWärmeG) in Baden-Württemberg gezeigt. Das Ländle – ehemals Vorzeigeland – liegt mittlerweile unter dem Bundesdurchschnitt, was die Nutzung erneuerbarer Wärmeenergie betrifft.

Die Energiewende – eine Herausforderung für Jahrzehnte

Staatssekretär Rainer Bomba (BMVBS) bezeichnete die Energiewende als eine Herausforderung für Jahrzehnte. Man müsse einerseits weit über Legislaturperioden hinaus denken, habe aber andererseits keine Zeit zu verlieren. „Die Energiewende ist nach der Reaktorkatastrophe in Japan hier in Deutschland mit der heißen Nadel gestrickt worden. Wir müssen nun schnell tatsächlich umsetzbare Konzepte schaffen“, betonte Rainer Bomba. Der Bürger müsse hierbei jedoch mit an Bord sein, sonst könne die Energiewende nicht gelingen. Dass hier auch die Politik noch ihre Hausaufgaben machen müsse, gestand Rainer Bomba ein: „Ein schreckliches Beispiel ist die Infobroschüre zur Energiewende. Die legt jeder Bürger sofort weg. Das versteht keiner.“ Die Energiewende sei auf jeden Fall mehr als nur der Atomausstieg. Hier müssten viele Zahnräder ineinander greifen.

Das Haus als Ganzes sehen

Stefan Kohler, Sprecher der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea), ein Zusammenschluss von verschiedenen Akteuren der Bau- und Energiewirtschaft, forderte in seinen Ausführungen in Berlin einen gesamtheitlichen Ansatz. Man dürfe nicht nur ans Dämmen oder nur an die Heizungssanierung denken, sondern man müsse das Haus als Ganzes sehen und ergebnisoffen beraten. Der Schlüssel sei dabei die Energieeffizienz – ohne sie seien der Klimaschutz und die Energiewende nicht zu schaffen. Man müsse jedoch noch stärker argumentieren, dass sich Energieeffizienzmaßnahmen tatsächlich lohnen. In diesem Zusammenhang kritisierte er die fehlende steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen scharf. Die Welt ließe sich von Deutschland alleine aber nicht retten. Ein Blick nach China, wo alle zwei Jahr das neu gebaut wird, was in Deutschland an gesamtem Wohnbestand vorhanden ist, verdeutliche dies, stellte Kohler fest.

Wärmerückgewinnung ist Schlüsseltechnologie

Prof. Dr. Ulrich Pfeiffenberger, FGK-Vorsitzender, bezeichnete in seinem Vortrag, die Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Im Neubaubereich müsse man auf den Passivhausstandard mit Lüftungstechnik und Wärmerückgewinnung setzen. Vor allem die Wärmerückgewinnung (WRG) werde hier noch sträflich vernachlässigt. Nur ein Drittel der Neubauten habe derzeit eine Lüftungsanlage mit WRG – dies sei zwar schon ein Erfolg, hier gebe es aber noch deutliches Ausbaupotential. Der FGK kämpfe daher schon seit langem dafür, dass die WRG als voll anerkannte Maßnahme im Energiemix angesehen werde. Die Industrie habe übrigens ihre Hausaufgaben schon gemacht. Mit derzeit verfügbarer und marktreifer Technik könne man den Energiebedarf zur Gebäudekühlung um 35 bis 40 % senken.

Die Wärme steht an erster Stelle

Dr. Peter Liese, Mitglied des EU-Parlaments, bemängelte in seinen Ausführungen, dass in den Köpfen vieler Akteure in Europa ein falsches Ranking bestehe, wenn es um die Energiewende gehe. Viel Entscheidungsträger dächten zuerst an den Strom, dann an den Verkehr und zuletzt an die Wärme. Aus seiner Sicht müsse die Wärme jedoch an erster Stelle stehen. „Wir haben – auch national – eine viel zu starke Fokussierung auf die Stromerzeugung. Maßnahmen im Wärmesektor machen die Energiewende kostengünstig. Viele andere Ansätze sind deutlich teurer. Vergessen Sie die Wärme nicht“, betonte er. Auch Dr. Liese kritisierte die fehlende steuerliche Absetzbarkeit von Maßnahmen zur energetischen Sanierung und bezeichnete es als „unerträglich, dass diese aus parteipolitischen Gründen verhindert wird.“

 

Paradigmenwechsel erforderlich

Die Kritik am mangelnden Bewusstsein für die Bedeutung der Wärme bei der Energiewende wiederholte auch Prof. Dr. Maximian Gege, der Vorsitzende des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management e.V. (B.A.U.M.). Wir brauchen einen Paradigmenwechsel“, betonteMaximilian Gege, denn die CO2-Problematik nehme weiter zu. Das „Zwei-Grad-Ziel“ sei aus wissenschaftlicher Sicht schon längst nicht mehr zu schaffen. Derzeit werde ein weltweiter Temperaturanstieg von 3,5 bis 4 K prognostiziert. Umso unverständlicher ist auch für ihn das genannte Hinauszögern der steuerlichen Absetzbarkeit.

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