7. Deutsche Wärmekonferenz

Herausforderung Heizungserneuerung

Zwei an die Politik gerichteten Begriffe sind derzeit immer wieder zu hören: bundeseinheitlich und technologieoffen. Mit diesen beiden Forderungen nach einer technologieoffenen Unterstützung neuer Wärmeerzeuger und einheitlicheren Vorgaben der Bundesländer positionierten sich die Redner auf der 7. Deutschen Wärmekonferenz am 29. September 2015 in Berlin. Ob diese beiden Forderungen helfen, die Sanierungsquote in Deutschlands Heizkellern zu erhöhen, muss sich allerdings noch zeigen. Dass mehr getan werden muss, ist aber unstrittig. So zeigt sich, dass die hohen Anforderungen bei der Einkopplung erneuerbarer Energien durch das EWärmeG in Baden-Württemberg nicht zielführend sind. Hier sinke die Erneuerungsquote weiter, die bundesweit heute unter 2 % liege, hieß es auf der Konferenz. Damit steigt das Alter der Heizungsanlagen im Schnitt von Jahr zu Jahr weiter an.

Die aktuellen Marktzahlen machen sehr deutlich, dass die Energiewende in den Heizungskellern bisher nicht stattgefunden hat. Die aktuelle Modernisierungsquote bei gasbasierten Systemen beträgt 3 %, bei Ölheizungen sogar nur 1 %. Sollte die Modernisierungsrate auf diesem Niveau bestehen bleiben, würde es rund 30 Jahre dauern, den Bestand der Gasheizungen auf den Stand der Technik zu heben. Bei Ölheizungen wäre dieses Ziel sogar erst in rund 100 Jahren erreicht.

„Rund 15 Mio. Heizungen in Deutschland sind älter als 20 Jahre. Hier liegen riesige CO2-Minderungs- und Energieeinsparpotentiale brach. Diese gilt es, im Sinne einer erfolgreichen Energiewende, beschleunigt zu heben“, betonte BDH-Präsident Manfred Greis auf der Wärmekonferenz.

Europaweit sieht es nicht besser aus: So bekämen von den derzeit rund 122 Mio. Heizanlagen in Europa 89 % das Effizienzlabel C oder D. Auch technisch zeigt sich, wie langsam der Wandel im Bereich der Wärmeerzeuger vonstattengeht. So sind gerade mal 1 % der europaweit installierten Geräte Wärmepumpen und nur 0,1 % sind Mini-BHKW oder andere KWK-Anlagen, die den eingesetzten Brennstoff nutzen, um Wärme und Strom zu erzeugen. „Besonders dramatisch zeigt sich die Entwicklung der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt“, betonte Manfred Greis und zielte damit insbesondere auf den schwachen Solarthermiemarkt ab. 

Bei den in Deutschland installierten Klimaanlagen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. „Das Durchschnittsalter der Anlagen liegt bei über 25 Jahren. Ebenso wie bei den Heizungen muss hier der Modernisierungsstau dringend beschleunigt abgebaut werden“, so Prof. Ulrich Pfeiffenberger, Vorsitzender des Fachverbandes Gebäude Klima (FGK). Gerade die Lüftungs- und Klimatechnik seien ein Schlüssel zur Energiewende. Gerade in Nichtwohngebäuden seien große Einsparpotentiale zu heben.

Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, u. a. verantwortlich für den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE), sieht positive Impulse für den Modernisierungsmarkt durch neu eingeführte Instrumente wie das Bestandslabel für alte Heizkessel und den Heizungscheck. „Solche Instrumente werden verstärkt ab 2016 greifen. Auch das Anfang des Jahres optimierte Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien im Wärmemarkt (MAP) zeigt bereits positive Wirkungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärte Thorsten Herdan.

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