Deutschland muss ins Machen kommen!
Bauwirtschaft voranbringen, statt auf die Politik zu wartenTrotz Regierungswechsel Anfang dieses Jahres hat die deutsche Bauwirtschaft weiterhin kaum an Fahrt gewonnen. Viele in der Branche hatten gehofft, dass die neue Koalition die Weichen für eine konsequente Fortführung des bisherigen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) stellen würde. Schließlich steht die Umsetzung energieeffizienter Standards und nachhaltiger Gebäudetechnologien nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern auch für die Innovationsfähigkeit der Bauwirtschaft auf dem Spiel. Leider blieb es bisher nur bei wagen Ankündigungen zur Novellierung bzw. Reform des GEG, was ein Grund für die verharrende Sanierungssituation ist.
Markus Münzfeld,
Chefredakteur tab.
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Inmitten dieser Unsicherheit geben jedoch u. a. die Zustimmung des Bundesrats im Juli zum Entwurf der Novellierung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2023/2413 (RED III)1) sowie der vom Bundeskabinett im August verabschiedete Entwurf des Vergabebeschleunigungsgesetzes einen Lichtblick. Ziel des Gesetzes ist es, öffentliche Bauvorhaben effizienter zu vergeben und Bürokratie abzubauen. Für Ingenieurbüros der TGA kann dies erhebliche Vorteile bringen: Schnellere Vergabeverfahren bedeuten planbare Auftragsvolumina, verkürzte Projektlaufzeiten und die Möglichkeit, innovative Lösungen zeitnah umzusetzen. Gleichzeitig wird die Branche entlastet, da langwierige Ausschreibungsprozesse reduziert und die Planungssicherheit für Investoren erhöht werden.
Doch es gibt bei den schnelleren Verfahren auch Herausforderungen. Kürzere Vergabezeiträume können den Druck auf Ingenieurbüros erhöhen, innerhalb enger Fristen hochwertige Leistungen zu liefern. Zudem könnte eine stärkere Standardisierung von Ausschreibungen die Flexibilität bei der Planung individueller Lösungen einschränken. Ingenieurbüros müssen daher nicht nur ihre internen Prozesse optimieren, sondern auch verstärkt ihre Kunden kompetent beraten, um die Projektqualität trotz Zeitdruck sicherzustellen2).
Unabhängig von diesen Entwicklungen sticht für die Baubranche eine Botschaft klar hervor: Deutschland muss ins Machen kommen! Warten auf politische Förderzusagen oder gesetzliche Rahmenbedingungen allein reicht nicht aus. Planer und Handwerker sind gefordert, ihre Bauherren und Auftraggeber aktiv zu motivieren, Projekte zügig anzustoßen und entschlossen umzusetzen. Die Krise der Bauwirtschaft kann nur überwunden werden, wenn alle Beteiligten anpacken und die vorhandenen Chancen – sei es durch beschleunigte Vergaben oder wirkungsvolle Gebäudetechnologien – konsequent nutzen.
Markus Münzfeld
Chefredakteur tab
1) siehe Schnellere Genehmigungsverfahren bei erneuerbaren Energien
2) siehe auch Stellungnahme von BIV, FGK und VDKF zum Vergabebeschleunigungsgesetz