Energiekonzept mit BHKW und Zentrallüftungsgerät

Traglufthalle für mehr Schwimmflächen

Knappe Budgets, hohe Baukosten und ein dringender Bedarf an Schwimmflächen erfordern schnelle Konzepte, die nachhaltig wirken. Statt dem Neubau einer klassischen Schwimmhalle hat die Stadt Frankfurt im Stadtteil Nieder-Eschbach eine Traglufthalle über dem Freibad errichtet – Dies soll ein wegweisendes Beispiel für Kommunen werden, die vorhandenen Wasserflächen ganzjährig zu nutzen. Realisiert wurde das Projekt der Bäder Betriebe Frankfurt mit einer Traglufthalle von Paranet Deutschland, die sich nach Unternehmensangaben durch Energieeffizienz, modulare Nutzbarkeit und sehr kurze Aufbauzeiten auszeichnet.

System für Nachhaltigkeit

Der Kern des Projektes ist ein ganzheitliches, von dem TGA Fachplaner Heiko Zeuner entwickeltes, Energiekonzept. Ein Blockheizkraftwerk beheizt das Beckenwasser und beliefert das speziell für diesen Betrieb entwickelte Zentrallüftungsgerät mit Wärme. Dieses versorgt die Traglufthalle kontinuierlich mit Wärme und Frischluft, entzieht überschüssige Feuchtigkeit und speist bis zu vier Fünftel der eingesetzten Wärmeenergie zurück in den Kreislauf – ein klassisches Wärmerückgewinnungssystem, angepasst auf große Volumina. Eine Photovoltaikanlage auf dem benachbarten Funktionsgebäude erzeugt zusätzlichen Strom. Diese Kombination reduziert zudem die laufenden Betriebskosten.

Die eingesetzte Traglufthalle basiert auf einem mehrschichtigen Membransystem: Eine innere PVC-Hülle, zwei darüberliegende Isolierfolien und eine robuste Außenfolie aus Polyethylen. Alle Materialien sind UV-beständig und erfüllen die Anforderungen der Brandschutzklasse 1. Die Konstruktion ist so ausgelegt, dass sie mindestens über zwei Jahrzehnte hinweg zuverlässig genutzt werden kann – bei Paranet Deutschland auch in Form eines Mietmodells. Die Traglufthalle wird zur Freibadsaison abgebaut, in Containern verstaut und im Herbst innerhalb weniger Tage wieder aufgebaut. Diese flexible Nutzung spart Platz, senkt Kosten und ermöglicht den klassischen Sommerbetrieb unter freiem Himmel.

Vom Freibad zum wetterunabhängigen Schwimmbad

Die neue überdachte Schwimmhalle von Paranet in Nieder-Eschbach verfügt über mehrere Schwimmbahnen. Die Halle besteht aus einer weiß und blau gewölbten Tragluftkonstruktion, die das Schwimmbad schützt.
Bild: Paranet Deutschland

Die neue überdachte Schwimmhalle von Paranet in Nieder-Eschbach verfügt über mehrere Schwimmbahnen. Die Halle besteht aus einer weiß und blau gewölbten Tragluftkonstruktion, die das Schwimmbad schützt.
Bild: Paranet Deutschland
Ursprünglich war geplant, eine herkömmliche Schwimmhalle zu bauen – mit hohen Kosten und langen Planungs- und Bauzeiten. Die Entscheidung fiel schließlich auf eine Traglufthalle, die innerhalb weniger Monate realisiert werden konnte. Die gesamten Projektkosten von rund 6 Mio. € für die Sanierung des Edelstahlbeckens, die Ertüchtigung des Freibades mit neuem Funktionsgebäude und die Ergänzung durch eine hochmoderne Traglufthalle liegen deutlich unter den Kosten, die ein konventioneller Bau einer Schwimmhalle verschlungen hätte.

Der Betrieb ist seither nicht mehr auf den Sommer beschränkt – das Freibad steht nun als Schwimmbad auch in den Wintermonaten den Schulen, Vereinen und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Eine signifikante Verbesserung, die den notwendigen Zugang zu Schwimmunterricht besonders für die Kinder ermöglicht und die Auslastung des Freibades auf das gesamte Jahr nachhaltig ausdehnt.

Modellcharakter für andere Städte

Das Projekt in Nieder-Eschbach ist mehr als nur ein funktionales Freibad – es soll ein Beispiel dafür sein, wie Städte effektiv und schnell auf konkrete Bedürfnisse reagieren und diese mit modernen und energieeffizienten Lösungen realisieren können. Die eingesetzte Technik erfüllt dabei alle sicherheitstechnischen Anforderungen und trägt aktiv zur CO₂-Reduktion und Energieeinsparung bei – ein Aspekt, der im öffentlichen Bauen zunehmend an Relevanz gewinnt.

Traglufthallen können eine überzeugende Alternative zum klassischen Hallenbad sein – schneller verfügbar, kostengünstiger in der Umsetzung, und effizient im Betrieb. Städte wie Frankfurt zeigen am Beispiel der Traglufthalle des Freibad Nieder – Eschbach, wie smarte Infrastrukturprojekte mit durchdachter Technik, modularer Nutzung und nachhaltigem Betrieb im kommunalen Kontext gelingen können und einen echten Mehrwert bieten.

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2009

Effiziente Freibad-Beheizung

Brennwert-Solartechnik in Blaubeuren

Noch vor zehn Jahren stand es schlecht um das 1936 erbaute Christian-Schmidbleicher-Bad: Die technischen Anlagen waren in die Jahre gekommen, das Bad musste 1998 sogar vorübergehend seine Türen...

mehr
Ausgabe 03/2013

Mobiles BHKW für Freibad und Rathaus

Wechselnder Einsatz an zwei Standorten

Die Stadt Windischeschenbach liegt im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab und hat rund 5000 Einwohner. Bundesweit bekannt ist der Ort vor allem durch das Kontinentale...

mehr
Ausgabe 04/2017

Energiekonzept für Bildungsbauten

Das Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt i.d.OPf.

Vorbemerkungen Nachhaltige Energiekonzepte spielen heutzutage immer mehr eine Rolle im energieeffizienten Bauen. Den Schulen kommt hierbei eine Schlüsselrolle zur Erreichung der Klimaschutzziele zu....

mehr
Ausgabe 11/2010

BHKS kritisiert abgeschwächtes Energiekonzept der Bundesregierung Einschränkungen im Gebäudebereich gefährden Erreichung der Klimaschutzziele

„Das vom Bundeskabinett am 28. September 2010 verabschiedete Energiekonzept wurde in einigen wichtigen Punkten abgeschwächt. Insbesondere im Gebäudebereich hat die Bundes­regierung...

mehr