Wie Gebäudeautomation im Klimahaus Bremerhaven doppelt wirkt
Klimaschutz als technisches und edukatives PrinzipBesuchern bietet das Klimahaus Bremerhaven eine faszinierende Reise durch Klima, Wetter und Klimawandel. Mit der neuen Dauerausstellung „Wetterextreme“ erweitert das Haus sein Erlebnisangebot um eine eindrucksvolle Inszenierung von Hitzewellen, Wirbelstürmen und Starkregen – umgesetzt mit modernster Gebäudeautomation, die Energieeffizienz und die Erlebniswelt intelligent verbindet.
Das Klimahaus Bremerhaven macht in einer Reise durch die Klimazonen der Erde entlang des achten Längengrades Klima erlebbar. Die interaktive Erlebniswelt vermittelt, wie Wetter und Klima funktionieren, was den Klimawandel antreibt und warum Klimaschutz entscheidend ist. Seit Frühjahr 2025 zeigt die neue Ausstellung „Wetterextreme“, wie sich Extremwetter durch die globale Erwärmung verändern. Auf einer beweglichen Plattform erleben Gäste hautnah Wetterphänomene wie Hitze, Überschwemmungen, Dürre, Waldbrände, Stürme und Starkregen. Expertenwissen und Berichte von Augenzeugen an interaktiven Stationen machen die Folgen greifbar und sollen zum Nachdenken anregen.
Klimaschutz hoch zwei
Das Klimahaus betreibt Klimaschutz auf zwei Ebenen – durch Wissenstransfer und durch energieeffizienten Gebäudebetrieb. Auf einer Gesamtfläche von 18.800 m² (davon 11.500 m² öffentlich) wurden komplexe technische Infrastrukturen installiert, um die drei Großaquarien und die umfangreichen Ausstellungen nachhaltig zu betreiben. Ziel ist eine CO2-arme Energieversorgung, in der jede technische Komponente auf sparsamen Betrieb ausgelegt ist.
Solarstrom auf dem Glasdach der „Havenplaza“ leistet einen Beitrag zur CO2-neutralen Beleuchtung, während Fernwärme aus dem Bremerhavener Müllheizkraftwerk über Kraft-Wärme-Kopplung genutzt wird. Ein Teil dieser Wärme wird über eine Spezialanlage in Kälte umgewandelt. Zudem versorgen 450 der insgesamt 770 Gründungspfähle das Gebäude geothermisch mit Energie zur Klimatisierung. Auch die neue Lüftungstechnologie der Ausstellung „Wetterextreme“ – inklusive Rotationswärmetauscher mit 10.000 m³/h Luftleistung – spart Energie; 20 Umluftkonvektoren sorgen bedarfsgerecht für Beheizung oder Abkühlung der Ausstellung.
Energieeffizienz durch smarte Automation
Nicht nur ‚grüne‘ Technologien wie Betonkernaktivierung, Photovoltaik oder Abwärmenutzung tragen zur CO2-Reduktion beim Klimahausbetrieb bei. Die von Kieback&Peter installierte Gebäudeleittechnik „Neutrino-GLT“ verknüpft und digitalisiert sämtliche Technologien und maximiert damit die Energieeffizienz des Systems. Das Team aus Bremen konnte so auch problemlos Heizung, Lüftung, Brandschutz und Showtechnik der neuen Ausstellung „Wetterextreme“ mit den vorhandenen Kieback&Peter-Automationsstationen verbinden. Dies ermöglicht die Visualisierung und Überwachung sämtlicher Anlagenteile in Echtzeit. Während die Steuerung der Umluftkonvektoren autark über Controller des Herstellers erfolgt, werden Temperatur, Status und Energieverbrauch transparent über die Gebäudeautomation angezeigt. Damit wird die Gesamtperformance der technischen Anlagen kontinuierlich optimiert.
Showtechnik trifft Gebäudemanagement
In „Wetterextreme“ verschmelzen Unterhaltung und Technik: Digital gesteuerte Effekte lassen Besucher Stürme, Regen und Hitze unmittelbar erleben. Die digitale Automation von Kieback&Peter steuert zahlreiche Anlagen, die in enger Abstimmung mit dem Storyboard der verschiedenen Showbereiche arbeiten. Leistungsstarke Ventilatoren simulieren Wirbelstürme, während ein geschlossenes Wassermanagementsystem für Regen- und Wassereffekte verantwortlich ist. Das Wasser wird durch eine Umkehrosmoseanlage aufbereitet, die Salze und Mikroorganismen entfernt. Das schützt Technik und verlängert die Lebensdauer der Komponenten. Nach jedem Wetterszenario übernimmt das Automationssystem die Nachlüftung: Auf Befehl des Showtechnik Controllers steuert die Automationsstation von Kieback&Peter die Klappen an. Diese führen dann den Nebel gezielt ab, bevor das nächste Szenario startet. Über eine BACnet IP/KNX-Schnittstelle via „Universal-Gateway“ des Herstellers MBS sind Showtechnik und Automationsstationen („DDC4000“) verbunden.
350 Datenpunkte – präzise Steuerung
Für die neue Ausstellung hat das Team von Kieback&Peter in einem halben Jahr rund 350 physikalische Datenpunkte integriert – darunter Temperatur-, Druck- und Feuchtesensoren, Klappenantriebe, Rauchmelder und Frostschutzwächter. Zwei neue Automationsschwerpunkte (ASP) mit „DDC4000“-Steuerungen bilden das Rückgrat der Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik. Im 3. Obergeschoss liegt der technische Knotenpunkt für Belüftung, Brandabschnitte, Split-Klimageräte, Druckerhöhungsanlagen und Umkehrosmose. Hier laufen alle Daten der neuen Ausstellung zusammen. Zudem bildet dieser ASP die Verbindung zur Bestandsautomation des Klimahauses.
Brandschutz mit digitaler Präzision
Ein weiterer Automationsschwerpunkt im Erdgeschoss überwacht den Maschinenraum der mehrgeschossigen Plattformkonstruktion „Uplift“ und steuert im Ereignisfall die Entrauchung über spezielle Ventilatoren. Die architektonischen Besonderheiten der Ausstellung auf drei Ebenen sowie die bewegliche Plattform machten eine erweiterte brandschutztechnische Umsetzung notwendig. Die Brandmeldezentrale schickt im Brandfall Detektions- und Alarmmeldungen direkt an die Gebäudeautomation. Daraufhin steuern die Direct Digital Control-(DDC)-Komponenten Jalousieklappen, Brandschutzklappen, Entrauchungsklappen und -ventilatoren an.
Technik als Mittler des Klimaschutzes
Mit der neuen erlebbaren Ausstellung, der speziellen Klimathematik und der hochvernetzten Gebäudeautomation in Kombination mit den zukunftsweisenden Energietechnologien stellt das Klimahaus Bremerhaven seine Vorreiterrolle im nachhaltigen Ausstellungsbetrieb unter Beweis. Die smarte Gebäudeautomation reduziert den Energiebedarf spürbar und ermöglicht zugleich eindrucksvolle Naturinszenierungen, die den Klimawandel greifbar machen. So trägt das Klimahaus auf zweifache Weise zum Klimaschutz bei – durch Wissensvermittlung und durch intelligente, ressourcenschonende Technik.
