Wärmeenergie für Tropical Islands

Nahwärmeversorgung von 135 Ferienhäusern

Im September 2020 eröffnete die Tropical Island Management GmbH nach nur elf Monaten Bauzeit die Erweiterung ihres Ferienparks mit 135 neuen so benannten „Sunrise Homes“. Hinter dem gigantischen Urlaubsresort im Landkreis Dahme-Spreewald steht eine moderne und nachhaltige Wärmeenergieversorgung. In einem verbrauchsintensiven Umfeld wirtschaftet das Tropical Islands Resort ökologisch und ökonomisch zugleich mittels einer multivalenten Energieerzeugung durch KWK und den Einsatz effizienzoptimierter Anlagentechnik.

Die Buchungszahlen der neuen Feriendomizile sprechen für sich. Bereits ab dem ersten Tag konnte sich der Betreiber über eine 95-prozentige Auslastung der neuen 135 Ferienunterkünfte mit 650 Betten freuen. Noch vor der Corona-bedingten zweiten Zwangspause war der Bedarf an Ferienunterkünften innerhalb Deutschlands verbunden mit einem breit gefächerten Freizeitangebot stark angestiegen. Daher kam die Aufstockung der bislang 113 Unterkünfte und einem Campingplatz im Außenbereich des Resorts zeitlich genau richtig. Doch tropische Wärme, angenehme Wassertemperaturen und das Wohlbefinden von bis zu 6.000 Besuchern am Tag erfordern eine effektive energetische Infrastruktur sowie hocheffiziente Erzeuger- und Verteiltechnologien.

Rund 20 Mio. € hat die Tropical Island Management GmbH, eine Tochtergesellschaft der spanischen Parques Reunidos Group, in die Erweiterung des Resorts investiert. Nach mehrwöchigem Probebetrieb konnte sie die „Sunrise Homes“, das neue zentrale Empfangsgebäude, mehrere Spielplätze, ein umgestaltetes „Shop & Bistro“ sowie eine weitere Energiezentrale für die nachhaltige Versorgung der Feriendomizile in Betrieb nehmen. Mit nun insgesamt 710 Übernachtungseinheiten und 2.591 Betten stieg Tropical Islands zu einem der größten Beherbergungsbetriebe Deutschlands auf. Die Betreiber erhoffen sich von den neu gebauten Feriendomizilen auch eine Verlängerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von bisher zwei bis drei auf rund vier bis sechs Tage pro Buchung. Darüber hinaus erwarten führende Regionalpolitiker eine touristische Stärkung der gesamten umliegenden Spreewaldregion.

 

Passgenaue Lösungen für Raumwärme und Trinkwarmwasser

Für das ausführende Technologieunternehmen Yados GmbH aus Hoyerswerda bestand die Herausforderung darin, für zwei Einsatzbereiche technologische Lösungen zu entwickeln: zum einen die Wärmeübergabe und zum anderen die Trinkwassererwärmung (TWE). Die Zielvorgabe dabei war klar: Die gesamte Systemkonzeption sollte ein versorgungsstabiles, wirtschaftlich solides und nachhaltiges Energiemanagement effektiv unterstützen. Vier verschiedene Grundtypen von Ferienwohnungen benötigten eine passgenaue und effizienzoptimierte Konstruktion zur Bereitstellung von Raumwärme und Trinkwarmwasser. Die Wärmeübergabestationen mussten nicht nur effizient, kompakt und soweit als möglich gleich konstruiert sein, sie sollten auch als schnittstellenoffene Systeme passgenau in das neue Nahwärmenetz der Ferienhäuschen und die bereits bestehende Steuerungstechnik vor Ort eingefügt werden können.

Multivalente Energieversorgung mit KWK

In Sachen thermischer Energieerzeugung setzt der Betreiber des tropischen Resorts hauptsächlich auf BHKW mit nachhaltigem KWK-Verfahren in Verbindung mit Gaskesseln. Allein der große „Dome“ mit seinen 66.000 m² Grundfläche und 5,2 Mio. m³ umbautem Raum erhält seine Wärme für die tropischen Attraktionen aus einer eigenen Energiezentrale mit zwei BHKW und einem Spitzlastkessel. Ursprünglich als Cargolifter-Werfthalle zur Unterbringung von Luftschiffen gebaut, zählt der Kuppelbau mit einer Länge von 360 m, Breite von 210 m und 107 m Höhe zu den größten freitragenden Hallen der Welt. Thermische Energie benötigt hier neben den Wasserbecken unter anderem auch der weltweit größte tropische Indoor-Regenwald mit seinen rund 50.000 Pflanzen.

Auch die 135 jüngst gebauten Ferienhäuser sind über eine Nahversorgung an eine neue Energiezentrale angeschlossen, die in einem umgenutzten militärischen Bunker („Shelter“) für Kampfflugzeuge untergebracht ist. Die Zentrale verfügt über ein BHKW und einen Kessel im Gasbetrieb. Die thermische KWK-Energie versorgt neben den Urlaubshäusern auch das neue Empfangsgebäude mit Rezeption sowie eine Wäschestation und die Energiezentrale selbst. Die bereits seit mehreren Jahren vorhandenen Ferienunterkünfte – 83 „Woodland Homes“ und 30 „Nature Homes“ – beziehen ihre Wohlfühltemperatur hingegen jeweils über eine eigene Gastherme mit Warmwasserboiler.

 

Smarte Übergabelösung für präzisen Netzbetrieb

Insgesamt etwa 640 ha Nutzfläche bewirtschaftet der Urlaubsanbieter Tropical Islands energetisch. Dabei eröffnet ein multivalentes Energieerzeugungssystem umfassende Potentiale für eine umweltentlastende und nachhaltige Energieversorgung, was insbesondere hinsichtlich der hohen Wärmegrundlast eines solchen Resorts mit tropischen Warmwasserbecken (bis zu 32 °C in der so genannten „Lagune“) von zentraler Bedeutung ist. Neben der Wärmeerzeugung haben auch die Präzision des Netzbetriebs und die Qualität der Übergabetechnologie einen wesentlichen Einfluss auf den Effizienzgrad des Gesamtsystems. Wärme muss vom Erzeuger ausgehend verlustfrei und exakt nach Bedarf dort ankommen, wo sie benötigt wird. Darüber hinaus können tiefe Rücklauftemperaturen den Gesamtwirkungsgrad deutlich optimieren.

Dies gilt auch im Fall der Erweiterung der Ferienanlage um die neuen 135 Urlaubsdomizile. Die dort eingesetzte Wärmeübergabestation „Yado|Giro C“ gibt als regulierende Verbindungseinheit zwischen Heizungsanlage im Ferienhaus und der Anschlussleitung zur Nahwärmeversorgung das Wärmemedium je nach aktueller Abnahmeanforderung, Druck und Temperatur weiter. Die eingebaute DDC-Regelung berücksichtigt neben der Außentemperatur auch die verbraucherseitig eingestellten Zeit- und Komfortvorgaben, um so die optimale Vorlauftemperatur zu berechnen. Es handelt sich in diesem Fall um einen indirekten Anschluss der Heizungsanlage an das Netz, was bedeutet, dass die beiden Kreise hydraulisch durch einen Plattenwärmeübertrager getrennt sind.

Schon viele Jahre und in zahlreichen Projekten finden Wärmeübergabesysteme von Yados mit besten Effizienzergebnissen Anwendung. Auch in diesem Fall erhielt das Unternehmen aufgrund seiner speziellen Expertise in der objektbezogenen Anlagenplanung und -konstruktion den Auftrag, die thermische Versorgung der neuen Feriendomizile sicherzustellen. Seit über einer Dekade verfolgt der Kraft-Wärme-Kälte-Spezialist einen ganzheitlichen Betreuungs- und Bearbeitungsansatz. Die Systemkompetenz in Sachen Planungs- und Beratungsleistungen findet optimale Ergänzung in weitreichenden Erfahrungen mit Großprojekten.

 

Wärmeübergabestationen mit baugleichen Primärelementen

Die neuen rund 50 m² großen „Sunrise Homes“ benötigten installations- und wartungsfreundliche Anlagen mit geringem Platzbedarf, hoher Energieeffizienz und idealer Absicherung des thermischen Komforts. Die Entscheidung fiel zugunsten einer kompakten Variante der vielfach bewährten Wärmeübergabestation „Yado|Giro“ – in gezielter Plattformbauweise mit baugleichen Hauptbestandteilen und wenigen Dichtstellen konstruiert. Ähnliche Kriterien galten auch bei der Auswahl passender TWE-Systeme. Neben hohen Komfortstandards und der Erfüllung strenger hygienerechtlicher Vorgaben, war auch hier der optimale Wirkungsgrad von zentraler Bedeutung. Die Fachleute entschieden sich für rücklaufoptimierte Durchflusssysteme zur Trinkwassererwärmung. Auf diese Weise konnten sie das Anlagendesign für alle Abnehmer im Nahwärmenetz auf zwei Übergabetypen mit identischen TWE-Modulen begrenzen.

So basieren alle Anlagen unabhängig von ihrer Leistungsklasse auf identischen Primärkomponenten wie beispielsweise Umwälzpumpen, Wärmeübertragern, Primärventilen oder TWE-Reglern. Dieses möglichst hohe Maß an Übereinstimmung vereinfacht den aktuellen operativen Betrieb durch unkomplizierte Wartungsprozesse und transparenten Datenfluss ebenso wie die langfristige Laufzeitplanung hinsichtlich Übergabeverfahren bei Personalwechsel und Vorhaltung weniger standardisierter Ersatzteile. Ein wichtiger Punkt war darüber hinaus die unproblematische Integrierbarkeit der Komponenten in die bereits bestehende Leittechnik. Über einen eigenen Server sind die Stationen auch durch Fernzugriff ansteuerbar.

 

Fazit

Unter Berücksichtigung sämtlicher EnEV-Vorgaben und in Holzständerbauweise gebaut, werden die neuen „Sunrise Homes“ im Tropical Islands Resort über Heizkörper mit wohliger Wärme versorgt. Hinter den Kulissen der Resorterweiterung kommen hochleistungsfähige Effizienztechnologien zum Einsatz. Niedrige Rücklauftemperaturen von 40 bis 50 °C in Kombination mit Vorlauftemperaturen um rund 70 bis 80 °C zeichnen diese Kombination aus Wärmeübergabestation und TWE-Komponente aus. Ein geringeres Umwälzvolumen senkt den Pumpenstrom, was wiederum die Gesamteffizienz des Netzbetriebs erhöht. So können gleichzeitig die Energieeffizienz der Anlage und der Komfort für die Urlauber maximiert sowie die Betriebskosten in einem verbrauchsintensiven Umfeld minimiert werden.

x

Thematisch passende Artikel:

Energiezentrale der TU Darmstadt wird erweitert

Grundsteinlegung für Contractingprojekt
Der Grundstein f?r den Neubau des Technikgeb?udes ist gelegt (v.l.n.r.): Dr. Marie-Luise Wolff-Hertwig, Vorstandsvorsitzende Entega AG, Jochen Partsch, Oberb?rgermeister von Darmstadt, Prof. Dr. Hans J?rgen Pr?mel, Pr?sident der TU Darmstadt, Thomas Billo

Die Energiezentrale der TU Darmstadt wird um einen Neubau erweitert: Das Gebäude wird eine komplexe Kälteversorgungsanla ge sowie ein BHKW aufnehmen. Am Freitag, dem 12. Mai 2017, wurde feierlich...

mehr

Energie Steiermark übernimmt Wisag Energiemanagement in Nürnberg

Einstieg in den deutschen Markt

Die Energie Steiermark (www.e-steiermark.com) baut ihr Dienstleistungs-Angebot im Bereich Energieeffizienz aus und steigt in den deutschen Markt ein: Mit der nun fixierten Übernahme eines...

mehr
Ausgabe 02/2015

Energiemanagement­beauftragter (TAW Cert) nach ISO 50001

16. bis 18. März 2015/Wuppertal Unter­neh­men des produzierenden Gewerbes stehen vor der Heraus­for­derung, ihren Energie­ver­brauch und die Kosten für Energie zu senken. Das...

mehr

Energiezentrale von Steinway & Sons

BHKW in Hamburger Produktionsstätte
Einweihung des BHKW bei Steinway & Sons in Hamburg

Der Klavier- und Flügelhersteller Steinway & Sons (eu.steinway.com) investierte in seiner Hamburger Fabrik in ein BHKW. Dort wird künftig Wärme und Strom aus Holz, das nicht in den Bau der edlen...

mehr
Ausgabe 04/2016 Softwarelösung

Energiemanagement

CentraLine präsentiert mit „Energy Vision“ eine Software für professionelles Energiemanagement. Die Software bietet alle wesentlichen Funktionen zur Überwachung der Energieeffizienz von Gebäuden...

mehr