Kommentar

Lob der Lobbyarbeit – Warum wir Verbände brauchen

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin befangen! Als Geschäftsführer des ITGA Nordrhein-Westfalen, einem der acht Landesverbände im Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung, wird man von mir sicher nicht erwarten können, die Verbandsarbeit im Allgemeinen und die des BTGA und seiner Mitglieder übermäßig zu kritisieren.

Die Jubiläumsfeier zum 120-jährigen Bestehen des BTGA gibt trotzdem Anlass, die Arbeit der Verbände zu beleuchten. Was machen die Verbände denn? Die „Mission“ unseres Landesverbandes ist: Interessenvertretung – Information – Netzwerk.


Fehlende Strukturen und Möglichkeiten

In der TGA-Branche hat sich für Firmen mit projektbezogener Auftragsstruktur und mit eigener Ingenieurkapazität ein Markt gebildet, den zunehmend die mittelständischen und inhabergeführten Unternehmen bedienen. Diese haben planerische, technische und personelle Voraussetzungen für die Abwicklung auch mittlerer siebenstelliger Aufträge. In aller Regel haben sie aber nicht die Strukturen und die Möglichkeiten in Bezug auf Wissensmanagement und Marketing/PR eines größeren Konzerns. Aus- und Weiterbildung, IT, Building Information Modeling (BIM) und der Umgang mit Themen wie der EU-Datenschutz-Grundverordnung können ebenfalls nicht an eine „zuständige“ Abteilung delegiert werden. Diese Lücke an Management-Kapazitäten und Informationen kann ein Verband füllen.

Angebote des Verbands

Neben der regelmäßigen Versorgung mit Rundschreiben zu Neuigkeiten aus Technik, Wirtschaft und Recht sind es vor allem auf die Branche zugeschnittene Broschüren, Veranstaltungen und Workshops, die hier organisiert werden. Spezielle Ausschüsse erarbeiten pragmatische Lösungen für die Probleme, die alle Unternehmen betreffen. Die Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter gehört ebenfalls dazu.

Verbände kümmern sich darum, dass die Anliegen der TGA und ihrer Unternehmen bei Entscheidungen wahrgenommen und berücksichtigt werden. Die Möglichkeiten, mit unserem Berliner Büro Mitglieder des Bundestages und der Bundesministerien direkt anzusprechen und mit den Unternehmern zusammenzubringen, sind ein positives Beispiel für die Leistungen eines Verbandes. Diese Form der Lobbyarbeit wird von den politischen Repräsentanten und den Fachbeamten sehr geschätzt und ist alles andere als anrüchig. In diesem Zusammenhang ist es nach wie vor wünschenswert, dass die TGA-Verbände in Berlin an einem einheitlichen Bild und einer gemeinsamen Stoßrichtung arbeiten.


Der Verband als Forum

Das Netzwerk, das ein Verband in seiner eigenen Region und darüber hinaus auch bundesweit und sogar bis nach Europa hinein bieten kann, ist für ausführende Unternehmen sehr wichtig, die sich von der typischen Größe eines Handwerksbetriebes nach oben hin entwickelt haben. Der Verband bietet ein legales Forum zum Austausch unter Unternehmern zu Themen wie Personalförderung und Nachfolgeplanung. Die Mitarbeit in Fachausschüssen und der Besuch der regelmäßigen Veranstaltungen, bei denen aktuelle Themen von Experten beleuchtet werden, bieten Mitgliedern die Möglichkeit, sich „auf Augenhöhe“ zu informieren. Auch die Chance, sich von Herstellern direkt über Produktneuigkeiten informieren zu lassen, findet im Verband mit der Fördermitgliedschaft namhafter Markenhersteller eine von beiden Seiten willkommene Basis. Der Wettbewerb zwischen den jeweiligen TGA-Firmen wird hierdurch nicht berührt.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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