Kommentar

Herausforderungen für die TGA-Branche trotz hervorragender wirtschaftlicher Lage

Im Leitartikel der tab 12/2016, also vor anderthalb Jahren, berichtete ich über die damalige wirtschaftliche Lage der TGA-Branche. Kritische Worte fand ich über die oftmals nicht befriedigenden Margen, den Fachkräftemangel und die Aufgabe, die Branche in ihrer Breite und Bedeutung besser darzustellen. Was hat sich seither getan?

Die wirtschaftliche Lage der TGA-Branche ist immer noch hervorragend. Der ifo-Geschäftsklimaindex erreichte zu Beginn des Jahres 2018 ein Allzeithoch. Dennoch sind die erwirtschafteten Margen im TGA-Anlagenbau nach wie vor unbefriedigend. Ich führe diesen Umstand auf die folgenden drei Einflussfaktoren zurück.

1. Störungen im Bauablauf

Kaum ein Projekt läuft heute reibungslos. Die Störungen im Bauablauf nehmen immer weiter zu. Dadurch kann ein gut und auskömmlich kalkuliertes Projekt ganz schnell in die roten Zahlen geraten. Hier ist ein absolut konsequentes und damit zeit- und kostenintensives Projektmanagement durch das TGA-Unternehmen erforderlich, um das Projekt noch zu retten.

2. Mitarbeiter

Ebenso ergebnisrelevant ist das Thema Mitarbeiter. Wir haben einen Fachkräftemangel, der dazu führt, dass vermeintlich einfache Arbeiten auch von fachfremden Monteuren oder Leiharbeitern ausgeführt werden müssen. Deren Arbeitsqualität und Arbeitstempo sind häufig unterdurchschnittlich. Dieses quantitative und qualitative Personalproblem führt bei vielen Projekten dazu, dass die kalkulierten Montagezeiten deutlich überschritten werden und das Projektergebnis nicht der Kalkulation entspricht. Das Problem ist meines Erachtens nur mittelfristig zu lösen, in dem unsere Verbände die Attraktivität der Branche gebetsmühlenartig in der Öffentlichkeit wiederholen. Es muss noch deutlicher gezeigt werden, dass die TGA eine sehr attraktive Branche ist und gute Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter bestehen. Erste Erfolge sind da und zeigen sich beispielsweise daran, dass der Beruf des TGA-Anlagenmechanikers jetzt unter den ersten fünf der beliebtesten Ausbildungsberufe steht. Hier gilt es, über den eigenen Bedarf hinaus auszubilden, damit wir auch in fünf bis zehn Jahren noch ausreichend qualifizierte Hände und Köpfe haben.

3. Lohn- und Preissteigerungen

Ein weiterer Risikofaktor für das Projektergebnis sind Lohn- und Preissteigerungen. So beruhigend Projekte mit einer größeren Vorlaufzeit hinsichtlich des Auftragsbestandes sind, so kritisch können sie sich in der Ausführungsphase entwickeln, wenn entsprechende Preis- und Lohnsteigerungen nicht kalkulatorisch berücksichtigt wurden. Wir müssen davon ausgehen, dass die tariflichen Lohnerhöhungen in der Branche pro Jahr 3 bis 4 % betragen werden. Hinzu kommen noch die außertariflichen Leistungen der Arbeitgeber, um gute Mitarbeiter an den Betrieb zu binden. Auch Industrie und Vorlieferanten haben pro Jahr ein bis zwei Preiserhöhungen. Somit ist bei den bezogenen Komponenten pro Jahr auch mit 4 bis 6 % Preissteigerung zu rechnen. Für unsere Einkäufer wird es immer schwieriger, langfristige Preisvereinbarungen zu verhandeln – beispielsweise bis zum Ende der Projektlaufzeit. Als Anlagenbauer sind wir aber im Normalfall an unsere abgegebenen Preise bis Projektende gebunden.

Mein Fazit lautet: Die Herausforderungen bleiben spannend, sie sind nicht neu und werden aber auch in Zeiten der Vollauslastung unserer Branche nicht geringer.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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