Nachhaltigkeit dokumentieren – Bauplanung vereinfachen
Wie ökologische Aspekte und umwelttechnische Daten berücksichtigt werdenFachplaner können Bauprodukte heute nicht mehr allein nach technischen, funktionalen und wirtschaftlichen Kriterien definieren, sie müssen mit zusätzlicher Arbeit ökologische Aspekte und umwelttechnische Daten berücksichtigen und sichten. Die Hersteller von Bauprodukten sind deshalb gefordert, diese Anforderungen mit nachhaltigen Lösungen zu erfüllen und die nötigen Nachweise transparent und nutzerfreundlich bereit zu stellen. Wie das in der Praxis gelingen kann, zeigt GF Building Flow Solutions anhand von Uponor-Produkten.
Nachhaltigkeit in der technischen Gebäudeausrüstung ist kein freiwilliger Zusatz mehr, sondern ein zentrales Auswahlkriterium. Treiber dieser Entwicklung sind regulatorische Vorgaben wie die EU-Taxonomie, das Lieferkettengesetz, neue Produktnormen und CO2-Grenzwerte. Darüber hinaus erzielen zertifiziert nachhaltige Gebäude bei Verkauf oder Vermietung oft höhere Marktwerte. Förderprogramme wie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) setzen zudem voraus, dass Nachhaltigkeit und Energieeffizienz nachweislich dokumentiert sind.
Im seinem Geschäftsbereich GF Building Flow Solutions bietet der Hersteller Systeme für Trinkwasser, Flächenheizung und -kühlung, Abwasser sowie Mehrzweckanwendungen. Vertrieben werden die Produkte unter den Marken GF und Uponor. Die Lösungen kommen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung zum Einsatz. Im Mittelpunkt stehen eine kontinuierliche Produktentwicklung und eine lückenlose Dokumentation. Dabei wird Nachhaltigkeit von Beginn als fester Bestandteil des Produktentstehungsprozesses gesehen.
Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Produktentwicklung
Bereits in der Planungsphase werden Kriterien für Materialwahl, Fertigung, Verpackung und Logistik definiert. Neben Neuentwicklungen liegt besonderes Potenzial in der Optimierung bestehender Systeme – etwa durch biobasierte Rohstoffe, niedrigeren Energieverbrauch oder ressourcenschonende Verpackungen. Ein Beispiel sind die „PEX Pipes BLUE“ von Uponor. Diese biobasierten Rohre bieten dieselbe Produktqualität wie ihre konventionellen Varianten, verursachen aber 90 % weniger CO2- Emissionen.
Ihre ISCC-Zertifizierung (International Sustainability & Carbon Certification) beruht auf dem sogenannten Massenbilanzansatz. Das bedeutet, dass für jede Tonne ISCC-zertifizierter erneuerbarer Rohstoffe, die in der Produktion verwendet wird, eine entsprechende Menge PEX-Rohre mit einem ISCC-Zertifikat versehen werden kann. Die Verwendung von ISCC-zertifizierten, biobasierten Materialien trägt dazu bei, fossile Ressourcen durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. Dies wird jährlich von unabhängigen Dritten geprüft, um zu gewährleisten, dass alle Anforderungen der ISCC-Zertifizierung erfüllt werden.
Wichtige Nachweise für nachhaltige Planung
Fachplaner, Großhandel und Installateure benötigen belastbare Nachweise, um nachhaltige Produkte sicher zu identifizieren. Zu den relevanten Dokumenten gehören:
EPD: Die Environmental Product Declaration (EPD) ist der zentrale ökobilanzielle Nachweis. Sie beschreibt präzise den CO2-Fußabdruck, den Energieverbrauch und den Ressourceneinsatz eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus. Sie bildet die Grundlage für Zertifizierungen nach DGNB, LEED oder BNB und liefert Planern transparente Daten für die ökologische Bewertung.
Herstellererklärung zur DGNB-Konformität: Diese Erklärung bestätigt, dass ein Produkt die Umweltkriterien des DGNB-Systems erfüllt. Sie erleichtert es Planern, Anforderungen an Schadstofffreiheit und unerwünschte Inhaltsstoffe sicher nachzuweisen.
SHI-Bewertung: Das Sentinel Holding Institut (SHI) prüft Produkte hinsichtlich Emissionsarmut und gesundheitlicher Unbedenklichkeit. Die SHI-Bewertung ist vor allem für Projekte mit hohen Anforderungen an die Innenraumluftqualität relevant. Typische Kennzeichnungen sind „Schadstoffgeprüft“, „Emissionsneutral“ oder „QNG-ready“. Der SHI-Produktpass bündelt alle Nachweise in einem digitalen Dokument.
Digitalisierung als Beschleuniger
Das digitale Planen und Bauen mit Building Information Modeling (BIM) verändert den Umgang mit Nachweisen grundlegend. Nachweise wie EPDs, Zertifikate und Emissionsprüfungen werden zunehmend direkt in die BIM-Objekte eingebunden, sodass Planer sie im Modell aktuell und direkt produktbezogen auswerten können. BIM-Software aggregiert zukünftig Kennwerte wie CO2- Emissionen und Recyclingpotenzial automatisch, ohne dass Daten manuell zusammengetragen werden müssen. Verbesserungen an Produkten lassen sich zeitnah ins Modell übernehmen.
Verfügbarkeit auf Plattformen
GF stellt die erforderlichen Nachweise transparent und rund um die Uhr online zur Verfügung. Im Downloadcenter und im digitalen Produktkatalog sind alle Dokumente abrufbar. Bei spezifischen Anforderungen liefert der technische Support projektbezogene Unterlagen auf Anfrage. Viele Nachweise sind zusätzlich in Produktdatenblättern und Ausschreibungstexten hinterlegt. Für größere Vorhaben unterstützt ein Projektierungsservice bei der strukturierten Zusammenstellung aller Nachweise. Darüber hinaus sind ausgewählte Produkte auf externen Plattformen präsent. Dazu gehören:
SHI-Datenbank: Die Datenbank des Sentinel Holding Instituts enthält geprüfte Bauprodukte mit Emissionsnachweisen für gesundes Bauen.
DGNB-Navigator: In der Bauprodukte-Plattform der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen sind Umwelt- und Gesundheitsdaten hinterlegt, die direkt in Ausschreibungen und Zertifizierungen eingebunden werden können. Die Listung der Produkte erfolgt über die Schnittstelle zur SHI-Datenbank.
Ausblick: Wohin geht der Trend?
Nachhaltigkeit in der Technischen Gebäudeausrüstung wird sich in den kommenden Jahren weiter professionalisieren und tief in digitale Planungsprozesse integrieren. GF Building Flow Solutions arbeitet deshalb daran, das eigene Produktsortiment weiter zu transformieren. Bis 2027 soll für mindestens 50 % des Portfolios eine nachhaltigere Alternative verfügbar sein – sei es durch den Einsatz biobasierter Materialien, den verstärkten Einsatz von Rezyklaten, eine ressourcenschonende Produktoptimierung oder verbesserte Verpackungslösungen.
Gleichzeitig wächst der Anspruch, Nachhaltigkeits- und Umweltnachweise als smarte Daten so bereitzustellen, wie Planer, Auditoren oder Bauherren sie benötigen. Bis 2027 sollen alle Produkte mit einer EPD versehen sein. GF wird die Informationen aus Dokumenten wie EPDs nicht nur als umfangreiches Dokument, sondern auch in aufbereiteter, maschinenlesbarer Form anbieten – beispielsweise zur direkten Integration in BIM-Modelle oder digitale Materialdatenbanken wie Madaster.
Ein typisches Beispiel sind die CO2-Bilanzen einer EPD: Während die Originaldokumentation ausführliche Tabellen und Erläuterungen enthält, benötigen Planer oft nur den spezifischen GWP-Wert (Global Warming Potential) in einem standardisierten Datenfeld für ihre Berechnungssoftware. Die zentrale Herausforderung für Hersteller liegt in der smarten Datenübergabe an die Kunden bei geringstmöglichem Aufwand.
