Lüftung in Fitnessstudios nach DIN 18032

Worauf es bei der Planung ankommt

Lüftungsanlagen in Sporthallen und Fitnessräumen müssen nicht nur die hohen Anforderungen an die Luftqualität berücksichtigen, sondern auch den Herausforderungen der Energieeffizienz und den speziellen Bedürfnissen der unterschiedlichen Nutzungsbereiche gerecht werden. Wie das gelingt? Neben einem guten Verständnis der baulichen Gegebenheiten – etwa gemäß DIN 18032 – braucht es fundiertes Wissen über die technischen Anforderungen, wie sie u. a. in der DIN EN 16798 Teil 1/ Teil 3 und der VDI 6022 geregelt sind. Dieser Beitrag bietet einen praxisnahen Überblick über die wichtigsten Planungsgrundlagen, erläutert Berechnungsansätze für Volumenströme und stellt sowohl zentrale als auch dezentrale Lüftungslösungen mit Wärmerückgewinnung vor.

Anwendungsbereiche der DIN 18032

Die DIN 18032 bezieht sich auf die bauliche Auslegung von Sporthallen und Sporträumen  für Schul-, Wettkampf-, Vereins-, Breiten-, Freizeit- und Behindertensport, in denen z. B. Badminton, Basketball, Fechten, Fußball bis hin zu Volleyball ausgeübt werden können. Sie umfasst u.a. Anforderungen an Sportböden, Flächenbedarf und bauliche Sicherheit. Die Norm gilt nicht für die Planung von Sporthallen für Eissport, Leichtathletik, Radsport, Reitsport, Tennis und andere Sporthallen für spezielle Sportarten. Obwohl sie keine konkreten Lüftungsvorgaben enthält, definiert sie Raumarten und Nutzungsprofile, die zur Auslegung der Lüftung herangezogen werden können.

Die Norm empfiehlt grundsätzlich, eine natürliche Be- und Entlüftung anzustreben. Das bedeutet, dass frische Luft durch Fenster, Lüftungsschächte oder andere Öffnungen in die Halle gelangt und verbrauchte Luft entweicht. In vielen Fällen, in denen eine natürliche Lüftung nicht ausreicht – etwa bei großen Hallen oder Fitnessstudios mit hohen Nutzerzahlen oder speziellen Anforderungen – sind mechanische Lüftungsanlagen (RLT-Anlagen) erforderlich. Die Norm gibt dabei klare Hinweise, dass in Sporthallen für Schulsport, Vereinssport oder Mehrzwecknutzung die geforderten Volumenströme zuverlässig einzuhalten sind.

Anforderungen an die Lüftung – Normative Grundlagen

Die Planung der Lüftung erfolgt in Anlehnung an:

DIN EN 16798-3: Lüftung von Nichtwohngebäuden

VDI 6022: Hygienische Anforderungen

Diese technischen Regelwerke enthalten u.a. verbindliche Vorgaben zur Auslegung der Luftvolumenströme, Mindestabstände für Außenluft- und Fortluftöffnungen und zur Sicherstellung der Luftqualität.

Empfohlene Mindestaußenluftvolumenströme nach DIN 18032 für Sportanlagen:

Gerätturnhallen, Mehrzweckhallen, Fecht-/Tanzräume: 60 m³/h je Sportler

Kraft-/Konditionsräume, Kampfsportbereiche: 100 m³/h je Nutzer oder Gerät

Zuschauerplätze (Nichtraucher): 20 m³/h pro Sitzplatz

Die Luftzufuhr kann über Umluftanteile unterstützt werden, muss jedoch stets den Mindestbedarf an Frischluft gemäß Nutzerzahl sicherstellen. Ergänzend empfehlen Fachleute ein CO2-gesteuertes Lüftungskonzept zur automatischen Anpassung an die Auslastung der Sportstätte.

Berechnung der Volumenströme

Vor der Berechnung des Luftvolumenstroms sollte geprüft werden, ob die empfohlene Fläche pro Sportler eingehalten wird. In Fitnessräumen wird üblicherweise eine Fläche von etwa 4 bis 6 m2 pro Person empfohlen. Dieser Richtwert stellt sicher, dass die Nutzer genügend Platz haben, um Geräte sicher zu nutzen, Übungen durchzuführen und sich frei zu bewegen – ohne andere zu stören oder sich eingeengt zu fühlen.

Im Folgenden wird erklärt, wie sich die benötigten Außenluftvolumenströme in verschiedenen Nutzungsbereichen eines Fitnessstudios berechnen lassen.

Grundformel:

Q = n × v

Q = benötigter Außenluftvolumenstrom (m³/h)

n = Nutzeranzahl

v = Luftbedarf je Person (m³/h)

Beispielrechnung Trainingsbereich (personenbasiert):

Hier wird der Luftvolumenstrom auf Basis der Anzahl anwesender Personen berechnet.

Trainingsfläche: 180 m² (nur informativ – hat keinen Einfluss auf die Berechnung)

Nutzeranzahl: 30 Personen

Luftbedarf: 30 × 60 m³/h = 1.800 m³/h

Beispielrechnung Umkleiden und Duschräume ­(raumvolumenbasiert):

Hier wird der Volumenstrom anhand des Raumvolumens und einer festgelegten Luftwechselrate bestimmt. Für Umkleide- und Sanitärräume gelten folgende empfohlene Luftwechselraten nach DIN 18032-1:

Umkleideräume: 6-facher Luftwechsel pro Stunde

Duschräume: 8- bis 10-facher Luftwechsel pro Stunde

Diese Luftwechselraten sind die Grundlage für die Berechnung des notwendigen Außenluftvolumenstroms und werden mit dem Raumvolumen multipliziert:

Fläche Umkleide: 50 m², Raumhöhe: 3 m  Volumen: 150 m³

Luftwechselrate: 6-fach  150 m³ × 6 = 900 m³/h

Fläche Duschräume: 30 m², Raumhöhe: 3 m  Volumen: 90 m³

Luftwechselrate: 8-fach  90 m³ × 8 = 720 m³/h

Gesamtvolumenstrom:

Qges = 1.800 m³/h (Trainingsfläche) + 900 m³/h (Umkleiden) +

720 m³/h (Duschräume) = 3.420 m³/h

Lösungsbeispiel: Zentrale RLT-Anlage mit Wärmerückgewinnung für Fitnessstudios

Zentrale raumlufttechnische Anlagen bieten eine effiziente Lösung zur Belüftung größerer oder komplex strukturierter Fitnessstudios. Sie ermöglichen eine gleichmäßige Luftverteilung über ein Kanalsystem sowie die zentrale Steuerung von Luftmengen und Temperatur. Dies ist besonders vorteilhaft in Trainingsbereichen mit variierendem Luftbedarf je nach Nutzerintensität.

Ein integrierter Wärmetauscher ermöglicht die Wärmerückgewinnung, wodurch die Energieeffizienz der Anlage deutlich erhöht wird (ab 1000 m³/h ist eine Wärmerückgewinnung gemäß der Ökodesignverordnung 1253/2014 verpflichtend vorgeschrieben). Dabei wird die Wärme der Abluft genutzt, um die einströmende Außenluft vorzuwärmen – insbesondere in der Heizperiode ein entscheidender Beitrag zur Energieeinsparung. Auch bei einem Umluftanteil bleibt die Wärmerückgewinnung ein wesentliches Element zur Reduktion des Heizbedarfs.

Die Berechnung des Volumenstroms in einer zentralen RLT-Anlage erfolgt im Prinzip wie bei einer dezentralen Einzelraumlüftung. Zusätzlich sind jedoch die Druckverluste durch das Luftleitungssystem und die Anlage selbst zu berücksichtigen. Diese wirken sich direkt auf den Energiebedarf der Ventilatoren aus. Merksatz: Bei gleichem Kanalquerschnitt führt eine Verdopplung des Volumenstroms zu einem vierfachen Druckverlust und damit zu einer etwa achtfach höheren Ventilatorleistung.

Bei der Planung sollte außerdem berücksichtigt werden, dass RLT-Anlagen Betriebsgeräusche erzeugen können, die in ruhigen Trainingsphasen auffallen. Die DIN 18032 schreibt vor, dass der Schallpegel in den Sportbereichen 45 dB(A) nicht überschreiten darf. Daher sind bei der Planung gegebenenfalls geeignete schallgedämmte Anlagen und Schalldämpfer zu berücksichtigen, um eine angenehme akustische Umgebung zu gewährleisten.

Für die normgerechte Be- und Entlüftung bieten sich zwei Luftführungskonzepte an:

Horizontale Umkehrlüftung mit Zuluftöffnungen mind. 2,5 m über dem Sportboden und Abluftöffnungen auf derselben Seite unmittelbar über dem Boden.

Deckenlüftung mit Zuluftauslässen in der Decke und Abluftöffnungen zu gleichen Teilen unter der Decke und in Bodennähe. Dabei sollten Auslässe verwendet werden, die die Zuluft zugfrei in die Aufenthaltszone einbringen.

Lösungsbeispiel: Dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung eines Fitnessstudios

Für kleinere oder einzelne Nutzungsbereiche eines Fitnessstudios sind dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung eine flexible und effiziente Alternative. Besonders in der Sanierung von Bestandsgebäuden oder bei Gebäuden mit variabler Nutzung sind sie von Vorteil, da sie ohne aufwendige Kanalsysteme auskommen. Der reduzierte Planungs- und Installationsaufwand spart dabei nicht nur Zeit, sondern auch Kosten.

Beispiel: Bei 1.800 m³/h Luftbedarf können zwei dezentrale Helios-Geräte vom Typ „KWL Yoga 1000“ eingesetzt werden. Voraussetzung ist die Möglichkeit zur Führung von Außenluft (ODA) und Fortluft (EHA) sowie der Anschluss an Kondensatablauf und Stromnetz. Für Umkleiden und Duschräume könnte man dann eine separate RLT-Anlage planen oder sie gegebenenfalls mit einem dezentralen Abluftsystem ausstatten.

Betrieb und Wartung: Hygienische Anforderungen

Ein Wartungskonzept gemäß VDI 6022 ist essenziell, um den störungsfreien und hygienisch einwandfreien Betrieb sicherzustellen, die Gesundheit der Trainierenden zu schützen, Energieverluste zu vermeiden und die Lebensdauer der Anlage zu verlängern. Dazu gehören unter anderem:

Regelmäßiger Filterwechsel entsprechend den Herstellerangaben und Nutzungsbedingungen

Inspektion und Reinigung der Luftleitungen, Ventilatoren und Wärmetauscher, um Verunreinigungen, Feuchtigkeit und gegebenenfalls mikrobiellen Befall zu beseitigen

Kontinuierliche Überwachung relevanter Luftqualitätsparameter wie CO2-Gehalt, Temperatur und relative Feuchte, um den Komfort zu sichern und potenzielle Belastungen frühzeitig zu erkennen

Dokumentation aller Wartungsmaßnahmen, um Hygieneinspektionen und Nachweispflichten gerecht zu werden

Fazit

Die Lüftungsplanung für Fitnessstudios muss sich an den aktuellen technischen Regelwerken wie DIN 18032, DIN EN 16798-3 und VDI 6022 orientieren. Eine exakte Berechnung der Volumenströme unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen für Trainingsräume, Sanitärräume und Umkleiden ist die Grundlage für eine funktionierende und energieeffiziente Anlage. Zentrale Systeme bieten in großen Fitnessstudios eine hohe Effizienz und eine gleichmäßige Verteilung der Luft. Dezentrale Lösungen sind auch möglich und bieten hohe Flexibilität bei der Planung und Installation. Wichtig ist in beiden Fällen, auf Schallschutz, hygienische Anforderungen und geeignete Luftführung zu achten, um ein gesundes und angenehmes Raumklima zu schaffen. Eine regelmäßige Wartung nach VDI 6022 ist ebenso essenziell wie die bedarfsgerechte Steuerung der Luftmengen zur Energieeinsparung.

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