Hochwasser in Deutschland: Handlungsempfehlungen

Trinkwasserinstallationen säubern und fachgerecht spülen

Die Starkregenfälle und das Hochwasser der vergangenen Tage haben im Süden Deutschlands erhebliche Schäden verursacht. Dabei können Gebäude und insbesondere deren Keller mit Leitungstrassen tief unter Wasser gesetzt worden sein. In den betroffenen Gebäuden besteht neben den materiellen Schäden ein erhöhtes Risiko in Bezug auf Verkeimung und Korrosion von Trinkwasserinstallationen.

Nachdem die Keller leergepumpt wurden, sollten als erste Sofortmaßnahme durchnässte Dämmungen entfernt und entsorgt werden. Sonst könnten bei Rohrleitungen und Einbauteilen Schäden durch Korrosion auftreten.
Bild: Geberit

Nachdem die Keller leergepumpt wurden, sollten als erste Sofortmaßnahme durchnässte Dämmungen entfernt und entsorgt werden. Sonst könnten bei Rohrleitungen und Einbauteilen Schäden durch Korrosion auftreten.
Bild: Geberit
Verkeimtes Nichttrinkwasser könnte über die Versorgungsleitung, Apparate und Einbauteile wie z. B. Rückspülfilter oder auch über Sicherungs- und Sicherheitsarmaturen mit der Trinkwasserinstallation in Kontakt gekommen sein. Sobald die Wasserversorger wieder einwandfreies Trinkwasser liefern können, müssen die betroffenen Installationen gereinigt und gespült werden. In Gebäuden mit erhöhten hygienischen Anforderungen wie bspw. Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern ist das Wasser zudem in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, speziell beim Verdacht einer Keimbelastung, weitergehend zu untersuchen.

Fachgerechte Reinigung

Bei noch nicht fertiggestellten Trinkwasserinstallationen (z. B. überfluteten Baustellen) ist ebenfalls eine Reinigung und Spülung nach den vorstehend genannten Regelwerken des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) zu empfehlen. Gleiches gilt für überflutete Lagerware. Bei Anlagen mit erhöhten hygienischen Anforderungen empfiehlt sich eine anschließende mikrobiologische Untersuchung.

In den meisten Fällen wird eine fachgerechte Spülung mit einem Wasser-/Luftgemisch ausreichen, um die Trinkwassergüte wiederherzustellen. Bestehen allerdings Restzweifel oder ein erhöhtes Schutzziel wie in Kindergärten, Altenheimen und ähnlichen Einrichtungen, sollte vorsorglich in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt eine Beprobung durchgeführt werden, heißt es von Geberit. Eine prophylaktische Desinfektion sollte hingegen nicht durchgeführt werden. Erst wenn trotz fachgerechter Reinigungs- und Spülmaßnahmen die Keimbelastung immer noch über den maßgeblichen Grenzwerten liegt, ist eine Desinfektion der Trinkwasserinstallation notwendig.

Welche Risiken drohen?

  • Trinkwasserberührte Oberflächen können mit Krankheitserregern kontaminiert sein.
  • Eingespülte Partikel gefährden technische Bauteile und können zu Innenkorrosion führen.
  • Durchnässte Dämmungen von Rohrleitungen und Armaturen können zu Außenkorrosion führen.

Sofortmaßnahmen:

  • Spülen der Trinkwasserinstallation mit Trinkwasser.
  • Entfernen und Entsorgen von durchnässten Dämmungen.
  • Leitungsanlage außen trocknen und reinigen.

Weitergehende Maßnahmen

Für die weitergehenden Arbeiten zum Erhalt der Trinkwassergüte in überfluteten Trinkwasser-installationen gelten insbesondere:

  • DVGW-Arbeitsblatt W 551-3 (A) [2022-08]
    „Hygiene in der Trinkwasser-Installation – Teil 3: Reinigung und Desinfektion“ bzw.
  • ZVSHK-Merkblatt
    „Spülen, Desinfizieren und Inbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen“.

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