Wasserlose Urinale: Mit weniger mehr erreichen

Planungsaspekte und Objektbeispiel für Gebäude mit hoher Publikumsfrequenz

Mit der neuen EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) werden spätestens ab dem 1. Januar 2026 Unternehmen jeder Größenordnung dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsstrategien offen zu legen. Sie müssen darin belegen, dass ihre Geschäftsstrategien im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens, insbesondere mit der Reduktion von Treibhausgasen, stehen. Vor dem Hintergrund der CSRD wird auch die Gebäudetechnik eine weitere Sensibilisierung in Richtung Nachhaltigkeit erfahren. Welche Vorteile und Einsatzkriterien wasserlose Urinale bieten, zeigt der nachfolgende Beitrag auf.

Obwohl wasserlose Urinale seit Jahrzehnten im Markt etabliert sind, und ihr Mehrwert im Rahmen nachhaltigen Wirtschaftens belegt ist1), stellen sie in der Waschraumausstattung noch immer ein Nischenprodukt dar. Die Mehrheit der eingesetzten Urinale in Deutschland ist noch immer wasserführend, obwohl sie gemessen an Nachhaltigkeitsstandards mit der Bilanz wasserloser Urinale i. d. R. nicht mithalten können. Dies mag an tief verankerten Assoziationen von Wasser mit Reinheit liegen, insbesondere was die Sanitärhygiene betrifft, und dementsprechend an einer prinzipiellen Skepsis gegenüber dem Verzicht auf Wasser im Sanitärbereich. Bei wasserlosen Urinalen lassen sich allerdings auch Hygieneschutzmaßnahmen durchführen. Zudem bieten sie Geruchsschutz, ob mittels Sperrflüssigkeit oder mit Membrantechnik.

Mit einem sich zunehmend wandelnden Bewusstsein für nachhaltige Bauelemente und Techniken rücken wasserlose Urinale vermehrt in die Aufmerksamkeit der TGA-Planung. Die ökologischen Vorteile sind dabei vielfältig. Ein Urinal kann bei hoch frequentierter Benutzung, z. B. an Flughäfen, Bahnhöfen, Stadien etc. bei täglicher Nutzung leicht 100.000 l Wasser pro Jahr sparen (bei durchschnittlich 4 l Wasserverbrauch pro Spülgang eines herkömmlichen Urinals). Die Wassereinsparung schont die Ressource Trinkwasser. Doch noch wichtiger ist, insbesondere angesichts der Kriterien des Pariser Abkommens, dass durch den Verzicht auf Wasser naturgemäß auch kein energieintensives Abwasser produziert wird. Im Durchschnitt werden pro 1.000 l eingespartem Abwasser 175 g an CO2 vermieden.

Zu den weiteren Vorteilen zählen, dass bei der Installation keine Wasserzuleitung benötigt wird. Im Rahmen der Wartungsarbeiten lassen sich z. B. bei den wasserlosen Urinalen des Herstellers Urimat die Geruchsverschlüsse zeitlich genau wechseln, da in dem patentierten Trap (Membranverschluss mit integriertem Reinigungsstein) eine eingebaute Anzeige signalisiert, wann ein Wechsel erforderlich ist (nach ca. 7.000 Benutzungen). Von Vorteil ist auch, dass die Urinsteinbildung reduziert wird, da dieser nur in direkter Verbindung von Urin mit kalkhaltigem Wasser entsteht.

Objektbeispiel: Tottenham Hotspurs Stadium in London

Eines der prominentesten internationalen Beispiele für eine umfassende Ausstattung mit wasserlosen Urinalen ist der Neubau des Tottenham Hotspurs Stadium in London, das im April 2019 für eine Kapazität von 61.000 Besuchern eröffnet wurde.

Im Vorfeld der Baumaßnahmen konnten elf wasserlose Urinale im laufenden Betrieb des alten Stadions installiert werden. Diese wurden sechs Wochen lang getestet und bei sechs Heimspielen des Premier League Vereins Tottenham Hotspurs intensiv benutzt. Aufgrund der überaus positiven Bilanz nach dieser Belastungsprobe fiel die Wahl beim Neubau auf die Ausstattung mit wasserlosen Urinalen des Qualitätsherstellers Urimat.

Insgesamt wurden im Tottenham Hotspurs Stadium ca. 850 wasserlose Keramikurinale eingebaut, die mit 16 kg je Urinal eine hohe Montagefreundlichkeit aufweisen. Da die Urinale TÜV-geprüft sind und über allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik verfügen, werden auch für den deutschen Markt sämtliche Baustandards erfüllt, so betont es der Hersteller.

1) „Wasserlose Urinale: Kein Wasserverbrauch und mehr Hygiene“ In: Öko Innovationen 10/2009, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (t1p.de/tab5-23Urimat)

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