Wärme im Duschabwasser für Heizzwecke nutzen

Wärme-Recycling im Hallenbad

Nach zwei Jahren Bauzeit eröffnete im Winter 2020/2021 das „aquaRii – Bad Oberes Rheintal“ in Altstätten in der Schweiz. Das für umgerechnet 19,2 Mio. € errichtete Objekt ersetzt das zuvor 46 Jahre lang betriebene alte Hallenbad. Dessen Sanierung hatte sich nicht mehr gelohnt. Im Zuge des vom Totalunternehmer Implenia Schweiz AG umgesetzten Neubaus ließ sich vieles verbessern, auch die Gebäudetechnik. Hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs überzeugt das Bad durch Effizienz und Klimafreundlichkeit – es gehört zu den wenigen Hallenbädern in der Schweiz, die den MinErgie-Standard erfüllen.

Den hohen Effizienzstandard zu erfüllen, gelang nur durch eine Kombination von Maßnahmen. So wird beispielsweise ein Großteil des Stroms, der vor Ort verbraucht wird, in der hauseigenen Photovoltaikanlage erzeugt. Wärme bezieht das Bad aus dem Fernwärmenetz, das von einem Holz-Heizkraftwerk versorgt wird. Dazu kommen diverse Effizienzsteigerungsmaßnahmen, die das Ingenieurbüro Hunziker Betatech AG (Winterthur, Schweiz) geplant hat.

Thermische Energie aus Abluft und Abwasser fürs Gebäude nutzbar machen

Patrick Gschwend vom installierenden Unternehmen Toni Eichmüller AG in Altstätten weist auf eine wesentliche Komponente des Energiekonzepts hin – die Wärmerückgewinnung: „Im Bad wird Abwärme recycelt. Zum einen wird thermische Energie aus der rund 28 °C warmen Abluft der Lüftungsanlage zurückgewonnen, zum anderen dient das Abwasser der Duschen als Wärmequelle.“ Durch dieses Wärmerecycling (siehe Infokasten) sinkt der Wärmeverbrauch des Bades um etwa ein Fünftel.

Dem Duschabwasser Wärme zu entziehen und dem Heizkreis zuzuführen, gelingt dank eines „Wärme-Boosters“ besonders gut. Die „eXergiemaschine“ genannte Wasser-/Wasser-Wärmepumpe wurde von der BMS-Energietechnik (Wilderswil/Schweiz) und varmeco (Kaufbeuren/Deutschland) gemeinsam entwickelt. Diese wurde speziell für Anwendungen in der Heizungs- und Warmwassertechnik optimiert und ermöglicht einen sehr großen Temperaturhub.

Funktionsweise

Die Wärmerückgewinnung arbeitet im Bad wie folgt: Im Abwasserbecken wird die Wärme durch einen Wärmetauscher aufgenommen und der „eXergiemaschine“ mit etwa 30 °C zugeführt. Die Maschine entzieht diesem Kreislauf mit ihrem Verdampfer Energie, wodurch der Rücklauf zum Abwasserbecken gekühlt wird, und stellt diese Wärme am Kondensator bereit. Dieser ist mit einem Wasserkreislauf mit dem Speichersystem verbunden. Die Wärmepumpe bewirkt einen Temperaturhub um etwa 35 K, die Wärme wird also auf so hohem Niveau in den Wärmespeicher eingebracht, dass sie sogar direkt zur Warmwasserbereitung genutzt werden kann.

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