Von Fahrtreppen und Fahrsteigen

So bewegt eine Technik die Welt

Der Drang nach oben ist so alt wie die Menschheit. Wenn der Weg dorthin sich sogar unbeschwerlich gestaltet, ist der Ansturm vorprogrammiert. Und wenn schon nicht nach oben, dann sollte es wenigstens möglichst schnell vorwärts gehen. Was sich liest wie der Karriereplan eines Berufsanfängers, ist die Geschichte der Rolltreppe – offiziell Fahrtreppe oder ohne Stufen Fahrsteig genannt. Der Vollständigkeit halber muss ergänzt werden, dass beide auch zuverlässig abwärts führen.

Vor 125 Jahren lief die erste, nach bis heute gültigem Prinzip, gebaute Rolltreppe in New York an. George A. Wheeler gelang die entscheidende Konstruktion, an der bereits einige Vorgänger gescheitert waren. Die erste Rolltreppe, die sich 1893 an der New Yorker U-Bahn-Haltestelle Cortlandt Station in Bewegung setzte, war gerade mal 13 m lang und überwand 6 m Höhenunterschied. 

Heute sind Rolltreppen und Fahrsteige weltweit rund um die Uhr im Einsatz. Ihnen stets zur Seite und auch zu ihren Füßen zu Diensten ist Edelstahl Rostfrei mit Qualitätssiegel. Das Erfolgsduo meistert die mit globalem Bevölkerungswachstum und dem Megatrend Urbanisierung dramatisch ansteigenden Herausforderungen an eine reibungslose Mobilität von Menschenmassen. 

So misst die längste durchgehende Rolltreppe der Welt 137 m und führt im russischen St. Petersburg an der Admiral-teiskaja-Station 86 m unter die Erde. 

Auch Hamburgs neues Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, setzt in Sachen Rolltreppe Maßstäbe: 80 m misst hier die längste Fahrtreppe Westeuropas. Sie transportiert jeden Besucher des Konzerthauses die ersten 20 m durch eine große Röhre nach oben – mit 7.600 schillernden Glaspailletten an den hell verputzten Wänden, eleganten Verkleidungen und Antrittsflächen aus Edelstahl gebührend in Szene gesetzt. Dabei wartet sie auch mit einer Weltneuheit auf: Als erste Bogentreppe hat sie eine Neigung, die von 26,5° zu Beginn auf 8° zum Ende hin abnimmt. Dadurch verwehrt sie den Nutzern den Blick auf das jeweils andere Ende. So rollen die Besucher erwartungsvoll in die wunderbare Welt der Elbphilharmonie.

Und in der Zeche Zollverein, ihres Zeichens UNESCO-Welterbe, bringt die mit 58 m längste freischwebende Rolltreppe Deutschlands die Besucher binnen 90 s zur 24 m höhergelegenen ehemaligen Kohlewäsche.

Auch unter Wasser kennen Rolltreppen keine Grenzen. Ob in Taiwan im gläsernen Tunnel im Farglory Ocean Park durch die faszinierende Welt des Ozeans oder 55 m lang im Fußgängertunnel unterhalb des Nord-Ostsee-Kanals: Zimperlich in punkto Belastung und Einsatzort ist das weltweit eingesetzte Massenverkehrsmittel nicht. Denn anders als bei dem nicht minder populären Aufzug für den steilen Weg nach oben gibt es bei der Rolltreppe weder Halt noch Wartezeiten wegen Überfüllung oder witterungsbedingte Einsatzbeschränkungen. So erfüllt sie ihren Dienst ebenso zuverlässig wie leistungsstark an Eingängen zu U-Bahn-Stationen wie in der Severinstraße in Köln, in Meeresnähe wie im Hafen von Zhuhaian der Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke in China oder in Skigebieten mit extremer Witterung. Robust und sicher meistert sie jede Beförderungsbedingung. Auch abstürzen kann man mit ihr nicht. Sollte sie mal ausfallen, geht es eben zu Fuß auf ihr weiter.


Geniale Technik, attraktive Optik

Ihrem technischen Grundprinzip – Endlosbänder mit beweglichen Stufen sowie Handlauf mit eigenem Antrieb und Auslaufbereichen am jeweiligen Ende – ist die Rolltreppe seit125 Jahren treu geblieben. Trotzdem ist sie stets mit der Zeit gegangen. Energieeffiziente Antriebe, stufenlose Geschwindigkeitsregulierung je nach Passagieraufkommen, Fahrtrichtungsanzeiger oder beheizbare Antrittsflächen machten sie im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer besser und sicherer. Jüngste Modelle verhindern durch einen seitlichen Stufenabschluss, der fest mit der Stufe verbunden ist und mitfährt, dass Kleidung oder Schuhe zwischen der fahrenden Stufe und feststehender Sockelinnenverkleidung eingezogen werden. 

Dieses Risiko reduzierten bislang auch schon sogenannte Sockelabweiserbürsten, jetzt kann es gänzlich ausgeschlossen werden. Längst rollen auf Rolltreppe und Fahrsteig die Menschen nicht nur mit Einkaufstüten. Koffertrolleys, riesige Einkaufswagen oder auch die komplette Skiausrüstung sind auf Fahrsteigen – mit oder ohne Stufen, geneigt oder horizontal – gang und gäbe. Und auch ihr Äußeres passen Rolltreppe und Fahrsteig höchst wandlungsfähig den Gegebenheiten an. Das in ihren Anfangsjahren für Stufen und Wangen eingesetzte Holz wich dem Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Edelstahl. Der nichtrostende, temperaturbeständige, extrem robuste und nahezu wartungsfreie Werkstoff hatte alles, was die Rolltreppe auf ihrem steilen Erfolgsweg brauchte. 

Neben seinen herausragenden mechanischen und Verarbeitungs­eigenschaften, die die Konstrukteure zu immer neuen Gestaltungen motivierte, glänzt Edelstahl Rostfrei mit seiner attraktiven Ästhetik. Vielfältige Möglichkeiten der Oberflächenbearbeitung – matt geschliffen, spiegelpoliert, mustergewalzt, gebürstet, strukturgeätzt, als Lochblech oder Gewebe, naturbelassen oder farbig – geben Stadtplanern und Ladendesignern nahezu unbegrenzten Freiraum für individuelle Gestaltungskonzepte. Sockel- und Balustradenverkleidungen mit passender Handeinlaufbox, Stufenband, Auslaufbereiche, Frontplatten oder auch richtungsanzeigende Säulen aus Edelstahl Rostfrei mit Qualitätssiegel halten auch in extrem stark frequentierten Bereichen, was ihre Optik verspricht. LED-beleuchtete Handläufe oder Stufenbänder sorgen häufig für zusätzliche Lichtblicke.


Maßgeschneiderte Konstruktionen 

Als zentraler Bestandteil der Gesamtarchitektur werden Rolltreppen standortspezifisch nicht nur gestalterisch für optimalen Komfort und Verkehrsfluss konzipiert: Ihre Auslegung erfolgt anhand der Planungsparameter Gebäudeart und Verkehrsaufkommen. Neben Balustradensteifigkeit, Handlaufgeometrie und Synchronisation der Bewegung von Stufen und Handlauf entscheiden vor allem Breite, Geschwindigkeit und Neigung über den Fahrkomfort. So fährt der Handlauf bis zu 2 % schneller als die Stufen, damit die Passagiere bei einem abrupten Stopp nicht stolpern. Balustraden mit einer Höhe von 900 mm geben auch kleinen Kindern guten Halt am Handlauf. Gängigste Stufenbreiten für Rolltreppen sind 60, 80 und 100 cm. Geneigte Fahrsteige dürfen laut EU-Norm DIN EN 115 bis 1.100 mm breit sein, horizontale sogar 1.400 mm. Letztgenannte werden zunehmend in Flughäfen eingesetzt, damit Nutzer an Passagieren mit Koffertrolleys vorbeigehen können. 

0,5 bis 0,75 m/s dürfen die Rolltreppen je nach Neigung fahren, damit bringen sie es auf 1,8 bis 2,7 km/h. Eine 60 cm breite Rolltreppe, die 0,5 m/s zurücklegt, kann bei mittlerer Personendichte 2.700 Personen pro Stunde befördern, bei dich­tem Gedränge sogar 3.600. Den höchs­ten Fahrkomfort bieten Modelle mit einer 30°-Neigung, die wirtschaftlichste Lösung ist eine 35°-Neigung. Diese ist jedoch bei mehr als 6 m Länge laut EU-Norm nicht mehr zulässig. 


Zukunftsweisende Mobilität 

Über 136.000 Rolltreppen sind nach Angaben von ThyssenKrupp in Europa installiert, jedes Jahr kommen etwa 5.500 hinzu. Diese Verbreitung kommt nicht von ungefähr: Bei der Beförderung großer Menschenmengen übernehmen Rolltreppe und Fahrsteig eine Schlüsselrolle. Auf dem Weg zur Arbeit, zum Flieger oder beim Einkaufsbummel haben sie deshalb weltweit einen festen Platz im Alltag. Als effiziente Verbindung zweier Stockwerke gilt die Rolltreppe heute als eine der wichtigsten Einrichtungen im Einzelhandel. Aktuelles Paradebeispiel ist das achtgeschossige Kaufhaus La Rinascente in Rom an der Piazza del Tritone. 16 Fahr­trep­pen bringen die Kunden bis zu 200 m hoch, jede von ihnen transportiert pro Stunde bis zu 4.800 Besucher. Auf alle acht Etagen gerechnet, entspricht das einer stündlichen Beförderungskapazität von 76.800 Menschen. 

Diese Leistungsstärke qualifiziert Rolltreppen auch für die in den großen Metropolen immer stärker verbreiteten Malls, da sie deren gigantische Kundenströme komfortabel, reibungslos und obendrein kaufanregend transportieren. Denn während der Fahrt erlauben sie den entspannten Blick auf das Angebot jeder Etage. Zu zusätzlicher Blüte werden Rolltreppen mit Edelstahl Rostfrei nach Expertenmeinungen auch Metrostationen im 21. Jahrhundert verhelfen. Denn steigende Pendlerzahlen und veränderte Lebensgewohnheiten führen dazu, dass in U-Bahnhöfen immer öfter neben dem Transport auch Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten in einladender Atmosphäre angeboten werden.


Zukunftsaussichten

Das weiterwachsende Besucheraufkommen – auch an Flughäfen – verlangt neue, noch leistungsfähigere Transportmittel, um die erforderliche Mobilität der Massen auch künftig zu gewährleisten. Einen zukunftsweisenden Weg zeigen die im Flughafen Toronto eingesetzten Hochgeschwindigkeitslaufbänder, die die Lücke zwischen Fahrsteig und Bussen schließen. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 12 km/h bewegen sich die Passagiere auf diesem neuen Fahrsteigtyp mit Wangen aus nichtrostendem Stahl. 

Er funktioniert auf Basis der Linearmotortechnologie, die für die Magnetschwebebahn Transrapid entwickelt wurde. Allerdings hat der neuartige Bandtyp – abweichend von diesem Konstruktionsprinzip – nicht nur ein bewegliches Element. Unabhängige Antriebssysteme des in mehrere Abschnitte aufgeteilten Bandes steuern hunderte, eng übereinanderliegende bewegliche Paletten an. So hält die Rolltreppe mit ihrem Bruder, dem Fahrsteig, auch rund 125 Jahre nach ihrer Erfindung alles in Bewegung.

Info

Der Warenzeichenverband Edelstahl Rostfrei e.V.

Das international geschützte Markenzeichen „Edelstahl Rostfrei“ wird seit 1958 durch den Warenzeichenverband Edelstahl Rostfrei e.V. an Verarbeiter und Fachbetriebe vergeben. Die derzeit über 1.200 Mitgliedsunternehmen verpflichten sich zum produkt- und anwendungsspezifisch korrekten Werkstoffeinsatz und zur fachgerechten Verarbeitung. Missbrauch des Markenzeichens wird vom Verband geahndet.

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