Neue Studie aus der Schweiz

Verbesserungspotential bei der Hygiene in RLT-Anlagen

„Die Qualität von Lüftungsanlagen hängt stark von der fachmännischen Planung, Errichtung und Instandhaltung ab“. Zu diesem für die Fachwelt wenig spektakulärem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung aus der Schweiz. Unter der Leitung der Hochschule Luzern – Technik & Architektur hatte ein Expertenteam dafür 100 Lüftungsanlagen unterschiedlicher Größe und Komplexität in Wohnhäusern, Industriebauten und Restaurants unter die Lupe genommen.

Solche Untersuchungen sind nicht neu: Für richtig viel Furore sorgte schon Ende der 80-er Jahre die die RLT-Branche in kurzzeitige Schockstarre legende Studie von Dr. med. Peter Kröling zu den Befindlichkeitsstörungen in klimatisierten Räumen. Weitere Studien beispielsweise aus dem bekannten Berliner Hygieneinstitut, von TÜV und Dekra hatten dann eher das Ziel der Angstmacherei denn das der wirklichen Erkenntnisgewinnung.

Doch unabhängig davon: die Ergebnisse der Hochschule Luzern müssen aufhorchen lassen und allen betroffenen Kreisen Anlass geben, das Thema „Hygiene in RLT-Anlagen“ erneut zu fokussieren. Unter Leitung der Hochschule Luzern – Technik & Architektur hatte ein Expertenteam 100 Lüftungsanlagen unterschiedlicher Größe und Komplexität in Wohnhäusern, Industriebauten und Restaurants unter die Lupe genommen. Sie erhoben die Keimbelastung der Luft am Auslass der RLT-Anlage sowie auf den Oberflächen und ggf. im Umlaufwasser von Luftbefeuchtern im Inneren der Anlage. Zusätzlich wurden die Anlagenbetreiber zur Wartung ihrer Anlagen sowie zur allgemeinen Gewichtung des Themas Hygiene befragt.

Die Studie ergab, dass der hygienische Zustand von RLT-Anlagen nicht vom Alter der Anlage, sondern von der fachmännischen Planung und Errichtung sowie der regelmäßigen und sorgfältigen Instandhaltung abhängt. Bei rund 33 % der Anlagen wurden mehr als die Hälfte der Komponenten wegen hygienischen Mängeln beanstandet, meist aufgrund von Verschmutzung, Korrosion oder konstruktiven Mängeln. In 19 % der Anlagen wurde der Zustand von mehr als der Hälfte der analysierten Oberflächen als mikrobiologisch unzureichend beurteilt. Das ist die eine, ohne große Verwunderung erwartete Seite. Doch es gibt noch eine andere: 94 % der untersuchten Anlagen erfüllten dennoch das Schutzziel der Schweizer Hygie­nerichtlinien für RLT-Anlagen (SWKI-Richtlinien CA 104-01 und -02). Diese schreiben – analog zur VDI 6022 – vor, dass die Qualität der zugeführten Luft zumindest jener der Außenluft entsprechen muss. Projektleiter Benoît Sicre von der Hochschule Luzern und sein Team stellen allerdings die berechtigte Frage, ob das Schutzziel in den Schweizer Hygienerichtlinien nicht strenger definiert werden müsse. Dies verdeutlichen die Forscher mit dem Beispiel einer Außenluftansaugung, die sich entlang einer viel befahrenen Straße oder neben Bäumen befindet, die Pollen abgeben.

Weiteres zentrales Ergebnis der Studie aus der Schweiz: 19 % der für die Hygiene relevanten Komponenten waren gar nicht zugänglich und konnten somit weder überprüft noch gereinigt werden. Für Projektleiter Sicre eindeutig ein „Hygiene-Risiko“. Wie wahr.

Das eingangs erwähnte Fazit der Studie, wonach „die Qualität von Lüftungsanlagen stark von der fachmännischen Planung, Errichtung und Instandhaltung abhängt“, überraschte in der Tat nur wenig. Nur: Wie schaffen wir es, Bauherren und Architekten den Platz abzuringen, um hygienisch einwandfreie Anlagen im Gebäude unterbringen zu können, und wie bringen wir Gebäudebesitzer dazu, ihre Beauftragten für die Betriebsführung mit den notwendigen Budgets auszustatten, um den Hygienestatus nachhaltig aufrechtzuerhalten? Ich fürchte, auch nach dieser vielleicht sogar besorgniserregenden Studie werden wir wieder zur Tagesordnung übergehen. Die Ergebnisse der Studie werden die hygienische Inspektion ebenso wenig beflügeln wie ein ordnungsrechtlich angedrohtes Bußgeld in Höhe von 20 000 Euro geeignet war und ist, die energetische Inspektion voranzubringen. Schade eigentlich.

Das Forschungsprojekt „Hygienezustand von Raumlufttechnischen Anlagen in der Schweiz“ finden Sie online unter www.hslu.ch/t-technik-architektur-zig-publikationen.

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