Alte Schule wird Vorzeigeobjekt

Energieeffizienzsanierung zum Produktionsstandort

Statt ein altes Schulgebäude in Königsfeld im Schwarzwald abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, wurde das 1962 gebaute Objekt umfassend energetisch saniert und zu einem Produktionsgebäude umgebaut. So wurde aus einem in die Jahre gekommenen unsanierten Schulgebäude die Innovationsschmiede der Fiehn Gebäudeautomation GmbH.

Als Fachbetrieb in der Gebäudeautomation mit über 55 Jahren Erfahrung bietet die Firma Fiehn Gebäudeautomation GmbH klassische Steuerungstechnik ebenso wie gewerkeübergreifende Automation durch PC und Tablet visualisierter Leittechnik und Server-gestützten Kommunikationsmöglichkeiten an. Die eingesetzten Systeme auf Basis modernster TCP/IP-Netzwerk- und BACnet-Technologie optimieren Verbräuche in Gebäuden, in technischen Anlagen und Industriebetrieben. Das Unternehmen ist dabei von der Planung über die Umsetzung bis hin zum Service und Support tätig.

Ausgangssituation

Aufgrund der kontinuierlichen Entwicklung des Betriebes wurden die Räumlichkeiten am Standort in Königsfeld im Schwarzwald-Baar-Kreis durch die steigende Mitarbeiterzahl zu klein. Es ergab sich die Möglichkeit, direkt nebenan die seit Jahren leerstehende ehemalige Grund- und Hauptschule Erdmannsweiler zu kaufen. Das Schulgebäude wurde 1962 gebaut und war in einem sehr schlechten Zustand. Eine Sanierung oder Teilerneuerung hatte noch nie stattgefunden. Zuerst war ein Abriss des seit rund fünf Jahren leer stehenden Gebäudes angedacht, um durch einen Neubau den Bestandbetrieb zu erweitern. Durch einen KEFF-Check wurde deutlich, was man aus solch einem Gebäude machen kann, wo man energetisch ansetzen muss und welche Maßnahme energetische Vorteile bringt. Der KEFF-Check (www.keff-bw.de) ist ein unabhängiges, neutrales und kostenloses Angebot der regionalen Kompetenzstellen des Netzwerks Energieeffizienz (KEFF) für Unternehmen in Baden-Württemberg. Ziel sollte sein, die ehemalige Schule als Referenzprojekt für Energieeinsparung zu entwickeln und Kunden dafür zu begeistern. Als erster Schritt wurde ein Energiegutachten bei einem Energieberater in Auftrag gegeben, um den Ist-Zustand zu dokumentieren. Das war auch die Grundlage für die Beantragung von KfW-Fördermitteln.

Lösung

Das gesamte Gebäude wurde aufwendig saniert. Die Fassaden wurden mit ökologischer Holzfaserdämmung versehen und dadurch auch ein sehr guter sommerlicher Wärmeschutz erreicht. Die bestehende Bodenplatte wurde mit 18 cm Dämmung aufgedoppelt, die Fenster erneuert und die Haustechnik komplett ausgetauscht.

Regeltechnisch kamen neue Systeme zum Einsatz. Auswertungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Zählern sind eingebaut. Trendaufzeichnungen werden für die Optimierung der Verbräuche herangezogen und Daten aus einer eigenen Wetterstation in der Regeltechnik verarbeitet. Ein 200-Mbit-Glasfaser-Breitbandanschluss liegt im Haus. Insgesamt wurden mehrere Kilometer Netzwerkleitung verlegt, um allen Ansprüchen einer modernen technischen Ausstattung gerecht zu werden. Hinzu kommt ein weiteres Glasfasernetz, das Altbau und die sanierte Schule miteinander verbindet.

Das Gebäude wurde im Rahmen der Sanierung mit einer 9,9 kWp-Photovoltaikanlage ausgestattet. Mit dieser zweiten Solaranlage wird eine auf den Strom bezogene positive Ökobilanz für den gesamten Betrieb erreicht, da mehr Strom erzeugt als verbraucht wird.

Die gesamte Beleuchtung ist in LED-Technik ausgeführt, alle Leuchten in den Büros sind helligkeitsgeregelt und zentral steuerbar. Die Ansteuerung erfolgt über Dali Bus beziehungsweise EIB/KNX-Bussysteme.

Die Verschattung ist smart geregelt, sodass auch ohne Lüftungsanlage optimale klimatische Raumbedingungen erreicht werden – sogar an heißen Tagen.

Ergebnis

Nach dem KEFF-Check entschied das Unternehmen, die benachbarte, leerstehende Schule nicht abzureißen und neu zu bauen, sondern zu sanieren und so den Betrieb durch ein zweites Gebäude zu erweitern. Dabei hat Fiehn Gebäudeautomation GmbH vielfältige Maßnahmen umgesetzt und ein Vorzeigeobjekt für Energieeffizienz und den Einsatz der eigenen Gebäudeautomation geschaffen.

Der Primärenergieverbrauch des sanierten Schulgebäudes konnte von 254.400 kWh/a auf 60.900 kWh/a gesenkt und somit beinahe 80 % des Energieverbrauchs eingespart werden. Nach Bezug des Gebäudes wurden entsprechende Messungen durchgeführt. Die geplanten und prognostizierten Werte wurden sogar noch deutlich übertroffen. So konnte ein altes, graues Schulgebäude in eine Innovationsschmiede verwandelt werden, in der die Programmierer und Projektleiter der Fiehn Gebäudeautomation komplexe Aufgabenstellungen für die eigenen Kunden lösen und umsetzen.

Zitat
„Mit der Sanierung der Schule zum Bürogebäude wollten wir das „Vorher“ und „Nachher“ aufzeigen – energetisch, aber auch gestalterisch. Wir wollen zeigen, was alles mit Bestandgebäuden gemacht werden kann: Nachhaltig, energie-
effizient und trotzdem topmodern mit neuesten Standards.“
Thomas Fiehn, Geschäftsführer
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