Kurskorrektur zur Energiewende
BMWE legt Defizite offen – Chancen und Aufgaben für TGA-PlanungDer jüngst veröffentlichte Monitoringbericht „Energiewende. Effizient. Machen.“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) zeigt deutlich: Der Weg zur Umsetzung der Energiewende braucht eine Kurskorrektur. Das Papier legt große Defizite in den bisherigen Energiewende-Szenarien offen und spricht konsequent an, was viele Fachleute seit Jahren sehen: Zwischen ambitionierten Zielen und praktischer Umsetzung klafft eine enorme Lücke. Fehlende Synchronisierung von Erzeugung, Netzen und Speichern, langwierige Genehmigungsprozesse sowie unklare Standards bremsen die Energiewende bisher aus. Deutlich wird: Die Energiewende ist kein Selbstläufer. Sie braucht mehr Realismus, Entbürokratisierung, Kosteneffizienz, Digitalisierung, einen weiteren Netzausbau sowie in hohem Umfang den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen, um letztlich die Klimaziele erreichen zu können. Zehn Schlüsselmaßnahmen sollen nun den Kurs korrigieren – von realistischer Bedarfsermittlung über mehr Flexibilität im Stromsystem bis hin zur Förderung von Wasserstoff- und Speichertechnologien.
Markus Münzfeld,
Chefredakteur tab.
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Zwischen politischer Zielsetzung und technischer Umsetzung liegt aber noch ein weiter Weg – insbesondere für die Bau- und TGA-Branche. Und dies kommt nicht von ungefähr: die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren extrem verändert, angefangen bei stark schwankenden bzw. schwer kalkulierbaren Energiepreisen über steigende Baukosten und dem Fachkräftemangel bis hin zu den zunehmenden Anforderungen zum Erreichen der Klimaziele. Gleichzeitig steigt der Druck auf Planer und Betreiber, Gebäude nicht nur effizient, sondern auch resilient und zukunftssicher zu gestalten. Wenn die Politik nun das umsetzt, was bei der Vorstellung des Monitoringberichts in die Waagschale gelegt wurde, dann verspricht das Gutes. Dazu betonte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche: Die Energiewende müsse „verlässlich, bezahlbar und realistisch“ gestaltet werden.
Mit dem Monitoringbericht haben sich zugleich mehrere Verbände und Institutionen zu Wort gemeldet. So z. B. der VDI, der es wie folgt auf den Punkt gebracht hat: Nicht der Mangel an Energie sei das Problem, sondern deren mangelnde Integration. Besonders der schleppende Netzausbau bremse die Transformation. Darüber hinaus mahnt der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) zur Priorisierung der Versorgungssicherheit und zur Sicherstellung einer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Denn sonst drohe die Energiewende zur Belastung für den Industriestandort Deutschland zu werden.
Das Fazit: Nur mit realistischen Rahmenbedingungen und technologischer Vielfalt kann die Energiewende zugleich klimaneutral, krisenfest und wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden. Gebäude sollten dazu fortlaufend weniger als isolierte Energieverbraucher, sondern als Teil eines vernetzten Energiesystems geplant werden. Und hier liegen die Aufgaben und Chancen für das Gelingen mit jedem Projekt bei den Auftraggebern und den Planern.
Markus Münzfeld
Chefredakteur und Fachplaner für TGA