Klimaanlage trotz Nutzung saniert

Krankenhaus in Moers erhält neues Lüftungskonzept

Die schrittweise Kernsanierung des fünfgeschossigen Bettenhauses des St. Josef Krankenhauses in Moers erforderte während des laufenden Betriebs ein besonderes Konzept. Vom fünften Stock ausgehend erfolgt – in unbekannter Reihenfolge – die sukzessive Sanierung der Etagen. Deshalb wurde in dem Gebäude zur Regelung der raumlufttechnischen Anlagen eine Kombination von konventioneller Verkabelung und einem funkgesteuerten Regelsystem realisiert.

Ein Lüftungszentralgerät („Trox X-Cube“) versorgt das Gebäude vom Dach aus mit bis zu 25.000 m3/h Luft. Durch eine, wie der Hersteller betont, montagefreundliche Konstruktion des „X-Cube“ konnten die Anforderungen der VDI 6022 und der DIN 1946-4 für die Krankenhaushygiene erfüllt werden. Die integrierte MSR-Technik verwendet zur Informationsleitung Bustechnologie neuer Bauart. Bei der Inbetriebnahme eines jeden Geschosses werden die Parameter der Anlage entsprechend angepasst, was bereits in der Planungsphase durch Zusatzfunktionen der Regelungsprogramme berücksichtigt wurde.

Die Etagen sind jeweils in drei Bereiche gegliedert: Patientenzimmer, Flure und Behandlungsräume. Temperatur und Luftqualität werden über das Raumregelungssystem „X-Aircontrol“ von Trox bedarfsgerecht geregelt. Um einen erhöhten Verkabelungsaufwand und lange Kabelwege aufgrund der bis zur Sanierung der jeweiligen Etage nicht feststehenden Leitungsführung zu verhindern, ist das funkbasierte raumlufttechnisches Regelsystem „RadioDuct“ vorgesehen (siehe Kasten).

Für die Steuerung der zentralen Luftaufbereitung und für die Temperaturregelung wurde ein kombiniertes System installiert, das auch die Lüftungsregelung und -steuerung vollautomatisch erfüllt. Hierzu sind notwendige Temperaturfühler in der Zuluft, in der Abluft sowie in den verschiedenen Raumzonen installiert. Die Lüftungsanlage wird an 365 Tagen des Jahres über 24 Stunden betrieben und stellt nur so viel Luft zur Verfügung, wie tatsächlich innerhalb des Gebäudes und in den Raumzonen benötigt wird. Über eine Fernbedienebene des Haustechnikers wird die Bedarfsregelung gegebenenfalls angepasst, die nachgeschalteten Raumregelzonen besitzen kein eigenes Zeitprogramm. Die eingebrachte Frischluft wird außentemperaturabhängig gleitend temperiert, im Sommer/Kühlfall mit einer minimalen Zulufttemperatur von nicht unter 18 °C für die Raumzonen, die an die Anlage angehängt sind, im Winter/Heizfall mit einer maximalen Zulufttemperatur von 21 °C.

Um die bauseitigen Funktionen zu ermöglichen, wurde die bestehende MSR des „X-Cube“-Gerätes um projektbezogene Zusatzfunktionen in der Programmierung erweitert. Zur Visualisierung des Systems für den Bereich des Bettenhauses sowie eines weiteren Lüftungssystems inklusive „X-Aircontrol“ für den Bereich der Urologie sind die Systemcontroller in das gebäude-seitige Netzwerk eingebunden. Über einen Webbrowser besteht so die Möglichkeit zur Überwachung und Bedienung der Anlagen von einer zentralen Stelle aus.

Volumenstromregelung

Die Volumenstrom-Regelkreise werden stufenlos mit 50 bis 100 % der Nennluftmenge betrieben. Bei Einhaltung der eingestellten Zonenablufttemperatur von 22 °C oder einem Abluft-CO2-Gehalt < 700 ppm wird die Nennluftmenge der Zonen auf 50 % reduziert. Mit Erhöhung der Zonenablufttemperatur auf 24 °C oder Absenkung der CO2-Qualität bis 1.000 ppm wird sie auf 100 % angehoben. Die Zonenluftmenge kann stufenlos mit einem Nachlauf von bis zu einer halben Stunde wieder bis zur Grundluftmenge zurückgeregelt werden, um darüber sicherzustellen, dass in allen Raumluftbereichen eine ähnlich gute Luftqualität erreicht wird.

Die lufttemperatur- und luftqualitätsabhängige Zonenregelung dient der Sicherstellung der notwendigen Frischluftversorgung für die Personen sowie der Feuchteabfuhr aus den Bädern, sodass eine Fensterlüftung nicht nötig ist. Die Lüftungsregelkreise werden automatisch über die zentrale MSR-Technik des Lüftungssystems geregelt, ein manueller Eingriff ist nur für Kontrollen und ggf. Anpassungen erforderlich. Das System ist dazu an die bauseitige Netzwerktechnik angeschlossen und für den Zugang der dafür ausgebildeten Personen zur Überwachung mittels Webbrowser freigeschaltet.

Energiesparende Zuluftkonditionierung

Für eine energiesparende Zuluftkonditionierung ist das „X-Cube“-Gerät mit einer adiabaten Abluftbefeuchtung ausgestattet. Dieses System ermöglicht im Sommer eine Reduzierung der Zulufttemperatur um 8 bis 10 K ohne zusätzliche mechanische Kühlung. Die Abluft wird über einen direkt getriebenen Abluft-Zwillingsventilator mit drehzahlgeregelter Steuerung übers Dach aus dem Lüftungszentralgerät gefördert.

Sicherheitsfaktor: Brandschutztechnik

In den Brandabschnitten der Geschossdecken und Trennwände bzw. in den dazugehörigen Schächten sind Brandschutzklappen mit thermischer Auslösung installiert. Sie lösen bei Kanaltemperaturen > 72 °C über ein Temperaturelement aus. Liegt eine Meldung des entsprechenden Endschalters vor, wird die Lüftungsanlage abgeschaltet und alle federrücklaufmotorischen Brandschutzklappen werden geschlossen. Rauchmelder sind in den Zu- und Abluftkanälen zur Rauchdetektion installiert. Bei Meldung von Rauch werden die Anlagen abgeschaltet und die motorbetätigten Brandschutzklappen geschlossen, sodass eine mögliche Kaltrauchübertragung oder eine Lüftungsströmung zwischen den Etagen unterbunden ist.

Um flexibel auf die zukünftigen brandschutztechnischen Anforderungen reagieren zu können, wurde das „TroxNetcom-AS-i-Brandschutzklappen“-System integriert. Durch die Positionierung der erforderlichen Controller sowohl im Feld als auch direkt im Schaltschrank des „X-Cube“ ist eine sukzessive Aufnahme von bis zu 124 AS-i-Teilnehmern möglich.

Funkgesteuertes RLT-Regel-system „RadioDuct“

„RadioDuct“ von Trox ist eine funkbasierte Regelung für raumlufttechnische Anlagen, die insbesondere in Bestandsgebäuden leicht nachzurüsten ist. Die Grundidee: Die Hohlleitereigenschaft der Luftleitungen ermöglicht durch Bündelung und Reflexion der elektromagnetischen Wellen sehr viel höhere Reichweiten als es durch Gebäudeteile sonst möglich wäre. Damit kann ein Funksignal große Distanzen überbrücken und auch dort eingesetzt werden, wo Kabelverbindungen unmöglich oder nicht wirtschaftlich sind. Somit sind nur verhältnismäßig wenige Eingriffe nötig, um unzeitgemäße Systeme unter Nachhaltigkeitsaspekten zu erneuern. Vorhandene Lüftungsleitungen können genutzt, bestehende Einbauten und Möblierungen erhalten bleiben.

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