Kalkschutz ohne Zusatz

Planungskriterien, Vorteile und Beispiele aus der Praxis

Besonders in Regionen mit stark kalkhaltigem Trinkwasser stehen Fachplaner oft vor der Herausforderung, ihre Auftraggeber bestmöglich hinsichtlich eines zuverlässigen Installationsschutzes, langfristig kalkulierbarer Betriebskosten sowie eines hygienischen Anlagenbetriebs gemäß TrinkwV zu beraten. Alexander Lyssoudis, Geschäftsführer des Ingenieur- und Planungsbüros allwärme GmbH, berät seit vielen Jahren Kunden aus dem Großraum München zu wirksamen Kalkschutzverfahren im Wohnbau, der Gastronomie und in der Industrie. Der erfahrene Fachplaner empfiehlt seinen Auftraggebern in vielen Fällen, chemiefreien Kalkschutz ins Leistungsverzeichnis zu nehmen.

Dipl.-Ing. Alexander Lyssoudis ist von der IHK für München und Oberbayern öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Heizungstechnik und zugleich Geschäftsführer der allwärme GmbH, ein Fullservice-Ingenieurbüro u. a. für Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Sanitär, MSR-Anlagen und Fernwärme. Sowohl in seiner Funktion als Sachverständiger als auch als Fachplaner für TGA gibt es im Großraum München häufig Berührungspunkte zum Thema Kalkschutz. „In München haben wir ein breites Portfolio an Grad Deutscher Härte, im Osten haben wir recht hartes Wasser, in Karlsfeld hingegen sehr weiches“, führt Alexander Lyssoudis aus. „Zugleich ist München ein Fernwärme-Hotspot, gleich nebenan in Unterföhring gibt es die Geothermie Unterföhring, ein großes Fernwärme-Heizwerk. Die Wärmeübertragung bei der Warmwasserbereitung ist dann an Fernwärme-Stationen im Speicherladeprinzip, d. h. wir arbeiten mit Plattenwärmeübertrager, also die Königsdisziplin, wenn es darum geht, Schäden durch Kalk zu verhindern, und die Effizienz beim Wärmeübertrag zu erhalten“, berichtet Lyssoudis aus seiner Geschäftstätigkeit.

Kalk kommt natürlicherweise im Trinkwasser vor, im Wasser liegt er in gelöster Form als Calcium- und Carbonat-Ionen vor. Neben der Eigenschaft, Inkrustierungen an Rohrinnenwänden und Trinkwasserinstallationen hervorzurufen, verursacht Kalk zugleich eine Minderung in der Wärmeübertragung: Dazu erklärt Alexander Piesche, Vertriebsleiter D-A-CH bei der Watercryst Wassertechnik: „Die sog. ‚Kalk-Wärme-Sperre‘ hat zur Folge, dass Kalkschichten von einigen 10-tel mm bis zu 1 mm den Wirkungsgrad der Wärmeübertragung um bis zu 25 % senken können. Um einem Energiemehraufwand entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, thermisch stark belastete Flächen vor Kalkablagerungen zu schützen. Trinkwasser-Elektro-Speicher beispielsweise, die in Gastronomiebetrieben oder Sportstätten mit unregelmäßiger Warmwassernutzung häufig zum Einsatz kommen, sind deshalb oft von kostenintensiven Schäden durch kalkhaltiges Wasser betroffen, weil Kalkschutz nicht direkt zu Beginn der Projektierung mit eingeplant wird.“ Auf Anraten der allwärme GmbH ist deshalb auch im kommunalen Fest-Stadl der Gemeinde Unterföhring eine chemiefreie Kalkschutzanlage installiert worden. Der neu errichtete Event-Gastro-Betrieb nutzt neben Durchlauferhitzern auch Elektro-Speicher zur Warmwasserbereitung. Da das Unterföhringer Wasser mit > 2,5 mmol/l Calciumcarbonat dem Härtebereich „hart“ zugeordnet wird, stellt die Kalkschutzanlage den Werterhalt der Installationen über einen langen Zeitraum sicher.

Zum Kundenkreis der des Planungsunternehmens gehören des Weiteren viele Hausverwaltungen von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG), bei denen das Thema Kalkschutz häufig aufkommt, weil entweder im Neubau keine Kalkschutzmaßnahme vorgesehen war, oder aus Kostengründen schlicht von einer Installation abgesehen worden ist. „Nicht selten kommt eine WEG über den Weg des Sachverständigen mit unserem Ingenieurbüro in Kontakt. Zum Beispiel, weil sie plötzlich Druckschwankungen in der Warmwasserbereitung haben, und festgestellt wurde, dass die Anlagentechnik schon stark verkalkt ist. Dann stellt man sich natürlich schon die Frage, warum das nicht direkt von Anfang an bei der Planung berücksichtigt worden ist“, führt Alexander Lyssoudis weiter aus. „Ich spreche in diesem Fall meistens die Empfehlung aus, schnellstmöglich eine chemiefreie Kalkschutzanlage zu installieren, weil wir damit im Laufe der Jahre bei ganz unterschiedlichen Projekten und Größenordnungen nur beste Erfahrungen gemacht haben“.

Trinkwassergüte, Ressourcenschutz und Sparpotential

Natürliches und unverändertes Trinkwasser trotz Wasserbehandlung durch eine Kalkschutzanlage – für Lyssoudis ist das der zentrale Erfolgsfaktor, um einen effizienten Anlagenbetrieb, Umweltschutz und Kostenersparnis zu gewährleisten. „Wenn Sie bedenken, dass im Trinkwasser keine Fremdstoffe bzw. gewisse Stoffe nur bis zu einem bestimmten Grenzwert beinhaltet sein sollten, ist chemiefreier Kalkschutz auf alle Fälle der sinnvollste Weg dahin, die natürlichen Trinkwassereigenschaften zu erhalten“. Der Geschäftsführer sagt in diesem Zusammenhang deutlich, dass auch Ionentauscher ihre Daseinsberechtigung haben. „Zuerst empfehlen wir aber immer die chemiefreie Variante. Wenn das Wasser allerdings wirklich entkalkt werden muss, weil eine Veränderung der Wasserzusammensetzung notwendig ist, dann nehmen wir Ionentauscher ins Leistungsverzeichnis auf. In München findet nur leider aufgrund des hohen Carbonatanteils im Trinkwasser folglich eine starke Natriumanreicherung statt, weil jedes Carbonat-Ion durch Natrium getauscht wird“. Die logische Konsequenz sei, dass die Gewässer, die dann die haustechnischen Anlagen verlassen, tendenziell sehr salzhaltig sein können.

Beratung zahlt sich aus – Betriebskostenvergleich empfehlenswert

Chemiefreie Verfahren sind nach den Erfahrungen des Planers noch immer erklärungsbedürftiger, der Beratungsaufwand umfangreicher, weil viele Auftraggeber erprobte Verfahren wie die Impfkristallbildung über Biomineralisierung noch nicht kennen würden. Diese Erfahrung teilt Alexander Piesche von Watercryst Wassertechnik. Das Technologieunternehmen mit Produktions- und Entwicklungsstandort in Tirol hat sich mit der Marke „Biocat“ in den zurückliegenden Jahren zu einem führenden Anbieter für chemiefreie Kalkschutztechnik entwickelt. „Viele Auftraggeber überzeugt letztendlich der direkte Betriebskostenvergleich zwischen klassischen Enthärtungsanlagen und zeitgemäßen Alternativen“, berichtet Piesche aus seiner langjährigen Beratungspraxis. Chemiefreie Kalkschutzanlagen, die in den Anschaffungskosten meist etwas höher lägen als Enthärtungsanlagen, amortisierten sich meist innerhalb der ersten fünf Jahre Betriebslaufzeit, führt Alexander Piesche aus. Der Hersteller Watercryst gibt an, dass unter Annahme einer Standzeit von 15 Jahren, einem täglichen Wasserverbrauch von max. 15.000 l und einer Wasserhärte von 22 °dH, die Kostenersparnis für ein Mehrfamilienhaus bei etwa 13.000 Euro liegen kann – allein für das Salz. „Wenn Sie das Wasser von 22 °dH auf 8 °dH Resthärte behandeln, und wir derzeit konservativ betrachtet von einem Preis von 0,49 Euro je kg Salz ausgehen, haben Betreiber einer Enthärtungsanlage rechnerisch Ausgaben in Höhe von 872 Euro im Jahr“, so Alexander Piesche.

Projektbeispiel Wohnpark in München: zwölf Jahre chemiefreier Kalkschutz

Die „Borstei“, eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung im Münchener Stadtteil Moosach, wurde zwischen den Jahren 1924 und 1929 von dem Architekten und Bauunternehmer Bernhard Borst erbaut. Die Wohnfläche beträgt 70.000 m2. Insgesamt 77 Häuser mit 773 Wohnungen, 73 Gewerberäumen, 14 Einzelhandelsgeschäften, zwei Kindergärten und einem Café machen die historische Siedlung zu einem vielfältigen und modernem Stadtquartier für etwa 2.000 Menschen. Bereits seit 2011 schützt eine „Biocat KS 5D“-Kalkschutzanlage die zentrale Warmwasseraufbereitung der Borstei, nachdem zuvor immer wieder Störungen in der Betriebstechnik aufgetreten waren, die hohe Kosten für den Betreiber der Trinkwasserinstallationen verursacht hatten. Robert Fabian, technischer Projektmanager für die Borstei Verwaltung, erinnert sich gerne an die Inbetriebnahme der chemiefreien Kalkschutztechnik zurück. „Kalkablagerungen in den Rohrleitungen und auf den Wärmetauschern hatten früher wiederholt zu Querschnittsverengungen und Beeinträchtigungen in der Warmwasserversorgung geführt. Nachdem wir die Kalkschutzanlage im Kaltwasserzulauf zum Warmwasserbereiter installiert hatten, erfolgte die erste Sichtprüfung zuvor definierter Rohrstücke nach sechs Monaten Betrieb. Parallel wurden Rohrprüfstücke vor der Montage der Anlage demontiert, um den direkten Vergleich der Wirksamkeit sichtbar zu machen. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend“, so Robert Fabian und fasst abschließend zusammen: „Bis heute lieferten alle folgenden Sichtprüfungen hervorragende Ergebnisse, auch nach über zehn Jahren Betrieb gab es keine Schäden durch kalkhaltiges Wasser mehr.“

Video-Reportage zur Kalkschutzanlage in einem Fest-Stadl

Die Film-Reportage portraitiert einen Fest-Stadl in Oberbayern. Der Gastronomiebetrieb wird nur unregelmäßig für Events genutzt. Alexander Lyssoudis hat den Betreibern deshalb die Installation einer „Biocat KS 7000“-Kalkschutzanlage empfohlen. Der nachfolgende Link führt zum Video:

https://t1p.de/tab-10-2023-Kalkschutz

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