Wirtschaftliches Gewicht von Ausbaugewerbe und Bauinstallation im Baugewerbe

Der Fokus der amtlichen Statistik zum Baugewerbe liegt auf dem Bauhauptgewerbe, während aussagekräftige Daten zu Ausbaugewerbe und Technischer Gebäudeausrüstung (TGA) nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. So beziehen sich amtliche Erhebungen zu Ausbaugewerbe und Bauinstallation, unter der die TGA-Branche erfasst wird, meistens auf Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern. Auch die jährliche Betriebserhebung (mehr als zehn Mitarbeiter) deckt das Ausbaugewerbe nur zum Teil ab. Bei Statistiken zum Bauhauptgewerbe und dem dazu zählenden Hochbau werden dagegen Daten für alle Betriebsgrößen ausgewiesen. Diese Erhebungen finden häufiger statt (z. B. monatlich statt vierteljährlich) und sind insgesamt umfassender angelegt als beim Ausbaugewerbe [DIW, S.4,].

Aufgrund dieses Ungleichgewichtes vermittelt die amtliche Statistik den Eindruck, dass das Ausbaugewerbe insgesamt im Vergleich zum Bauhauptgewerbe und dem dazu zählenden Hochbau nur eine untergeordnete Rolle einnimmt.

So wurden laut amtlicher Statistik zu baugewerblichen Umsätzen in 2012 vom Bauhauptgewerbe 60,7 Mrd. € bzw. vom Hochbau 32,8 Mrd. € erzielt. Dem standen im Ausbaugewerbe baugewerbliche Umsätze in Höhe von 36,5 Mrd. € für 2012 gegenüber (davon Bauinstallation: 28,6 Mrd. €).

Diese Zahlen beziehen sich jeweils einheitlich auf „Betriebe mit 20 Personen und mehr“. Die Abgrenzungslinie ist auch zu beachten, wenn man das höhere Gewicht des Hochbaus, verglichen mit der Bauinstallation, laut amtlicher Statistik für den Zeitraum 2002 bis 2012 betrachtet (vgl. Tabelle unten).

Eine ganz anderes Bild ergeben die Strukturdaten, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ermittelte – zuletzt in den Berechnungen für das Jahr 2011. In diesem Jahr lag demnach das Ausbaugewerbe, bei dem die Bauinstallation das größte Gewicht einnimmt, bei 119,5 Mrd. €, also deutlich höher als das Bauhauptgewerbe insgesamt (Hoch- und Tiefbau) mit 90,3 Mrd. € (vgl. Bild 1 und dazugehörige Tabelle links).

Laut DIW betrug das Bauvolumen zu jeweiligen Preisen in Deutschland fast 307 Mrd. €. Produzentenseitig hat hieran das Ausbaugewerbe den größten Anteil von 39,0 %, verglichen mit 29,5 %, die dem Bauhauptgewerbe (Hoch- und Tiefbau) zuzuschreiben sind. Einbezogen sind auch die direkt die Endnachfrager beliefernden Produzenten von Baufertigteilen und Installationsprodukten des verarbeitenden Gewerbes mit circa 10 % des Bauvolumens. Für die Bauplanung von Architekten und Ingenieurbüros wurde für 2011 ein Anteil von fast 11 % ermittelt, auf sonstige Bereiche, darunter Eigenleistungen von Bauherren, entfielen ebenfalls annähernd 11 %.

Grundlage für diese Ergebnisse sind Berechnungen, die das Bauvolumen nach den Leistungen der Produzentengruppen „Bauhauptgewerbe“ und „Ausbaugewerbe“ aufschlüsseln. Dabei ist das Bauvolumen definiert als die „Summe aller Leistungen, die auf die Herstellung oder Erhaltung von Gebäuden und Bauwerken gerichtet sind.“ Das vom DIW ermittelte Bauvolumen berücksichtigt die gesamte Bauproduktion inklusive nicht werterhöhender Reparaturen (von Bauhaupt- und Ausbaugewerbe geleistete Instandsetzungen) und geht damit über die „vom Statistischen Bundesamt berechneten Bauinvestitionen hinaus“ [DIW, S. 6].

In den Strukturdaten des DIW wurden revisionierte Basisstatistiken der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) zu den Bauinvestitionen berücksichtigt. Außerdem stützt sich das Institut bei seiner Bauvolumenberechnung auf von Doppelzählungen bereinigte Daten zum Produktionswert des Baugewerbes, die auf Umsatzdaten basieren.

Die Ermittlung des Bauvolumens beruht auf Produktionsstatistiken und der Bauberichterstattung des Statistischen Bundesamtes. Die Bauleistung des Ausbaugewerbes wird wegen der begrenzten Datengrundlage der Bauberichterstattung mithilfe der Umsatzsteuerstatistik ermittelt. Dabei dienen die vierteljährlich erhobenen Daten der Bauberichterstattung als Schätzgrundlage [DIW, S. 6-8].

Fazit

Die Bauvolumenberechnung des DIW bietet die Chance, das eingeschränkte Bild der amtlichen Statistik zur wirtschaftlichen Bedeutung von Ausbaugewerbe und Bauinstallation, verglichen mit Bauhauptgewerbe und Hochbau, zu revidieren. Die Untersuchung des Bauvolumens dieser Produzentengruppen ohne die Einschränkung auf Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern zeigt für den betrachteten Zeitraum 2002 bis 2011 ein durchgängig höheres Gewicht des Ausbaugewerbes gegenüber dem gesamten Bauhauptgewerbe (Hoch- und Tiefbau).

Harald Talarczyk,Referent für Wirtschaft, BTGA

Literatur

[1] DIW, Strukturdaten zur Produktion und Beschäftigung im Baugewerbe, Berechnungen für das Jahr 2011, BMVBS-Online-Publikation, Nr. 21/2012
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