Stimmung in der Gebäudetechnikbranche seit Ende 2008 pessimistisch
von Dipl.-Kffr. Anne Burkard

Nach Auffassung der Wirtschaftsforscher ist dieses Jahr, insbesondere angesichts der Auswir­kungen der globalen Finanzkrise, mit einem schwä­cheren Wachstum der Welt­wirt­schaft zu rechnen. In Deutschland deuten alle wichti­gen Indikatoren auf einen kon­junkturellen Ab­schwung hin. Das Brutto­inlandsprodukt wird 2009 stagnieren. In der Bauwirtschaft wird sich die heterogene Entwicklung des Jahres 2008 fortsetzen. Während sich die öffentlichen Bauin­vestitionen weiter ausweiten, werden die Investitionen im Wohnungsbau und im gewerbli­chen Bau zurück gehen. Insgesamt ist 2009 mit einer leichten Abnahme der Bauinvestitionen zu rechnen (siehe Tabelle 1). Im Wirtschaftszweig Gebäudetechnik sind die Umsätze nach er­sten Schätzungen im letzten Jahr wieder gestiegen. Die aktuellen Einschätzungen der Unter­nehmen zum Geschäftsklima der HKS-Branche haben sich allerdings im Verlaufe des Jahres 2008 extrem verschlechtert. Insbesondere die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind seit Ende 2008 sehr pessimistisch. Dies gilt sowohl für die Hersteller als auch für den Bereich der installierenden Unternehmen und des Großhandels.

Nach ersten Schätzungen sind die Umsätze der Branche Gebäudetechnik im Jahr 2008 im Ver­gleich zum Vorjahr wieder deutlich gestiegen (+6,8). 2007 musste noch ein leichter Rückgang der Branchenumsätze verzeichnet werden (-1,4 %). Hierbei gingen positive Impulse sowohl vom In­lands- als auch vom Auslands-umsatz aus (siehe Tabelle 2). Im Verlaufe des Jahres 2008 ist allerdings eine spürbare Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zu beobachten. Nach einer sehr positiven Entwicklung, insbesondere in der ersten Jahreshälfte, hat sich die konjunkturelle Dynamik mittler­weile merklich abgeschächt. Der Umsatz der Hersteller im Bereich der Heizungs-, Klima- und Sa­nitärindustrie ist 2008 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,5 % gestiegen. Nach einer positi­ven Entwicklung im Jahr 2007 haben die Großhandelsumsätze letztes Jahr nur leicht zugenommen (+2,5 %). Für die installierenden Unternehmen (Industrie und Handwerk) konnte nach einem deutlichen Umsatzrückgang im Jahr 2007 (-5,1 %) 2008 ein Umsatzzuwachs von 8,2 % verzeichnet werden.

Der Mitarbeiterabbau in der Gebäudetechnikbranche scheint in den letzten Jahren beendet worden zu sein. Die Beschäftigtenzahlen haben sich nach Angaben des ifo-Instituts im Jahr 2008 auf reduzier­tem Niveau stabilisiert. Bei einer Betrachtung der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen innerhalb der letzten vier Jahre fällt auf, dass im Bereich der installierenden Unternehmen seit dem Jahr 2004 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist (-7,7 %), während in der Industrie (+2,2 %) und im Groß­handel (+2,9 %) im Zeitraum von 2004 bis 2008 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Wirtschaftlich Lage im HKS-Anlagenbau 2008 relativ positiv

Im Bereich der installierenden Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten zeichnet sich für das Jahr 2008 eine insgesamt durchaus günstige konjunkturelle Situation ab. Die bisher für die ersten drei Quartale 2008 vorliegenden amtlichen Daten dokumentieren eine zumindest in diesem Zeitraum sehr positive Entwicklung. Hierbei ist allerdings zu befürchten, dass das vierte Quartal 2008, welches bis­her amtlich noch nicht vorliegt, eher negativ verlaufen sein wird. Die gesamtwirtschaftliche Krise wird sich auch auf die Gebäudetechnikbranche ausgewirkt haben. Daher sind bezüglich der folgenden wirtschaftlichen Tendenzen im Hinblick auf die Entwicklung des Gesamtjahrs 2008 Abstriche zu ma­chen (siehe Tabelle 3).

In den ersten drei Quartalen 2008 ist der Umsatz in Westdeutschland mit ei­ner Rate von 16,0 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Positive Tendenzen konnten in diesem Zeitraum auch für die Beschäftigten (+4,8 %) und die geleisteten Arbeitsstunden (+4,4 %) beobachtet werden. Die Anzahl der Betriebe nahm in den ersten drei Quartalen 2008 ebenfalls zu (+5,8 %). Die Lohn- und Gehaltssumme ist im gleichen Zeitraum im Vergleich zu 2007 um 5,8 % gestiegen. Auch in Ostdeutschland konnte in den ersten drei Quartalen 2008 eine positive konjunkturelle Entwicklung beobachtet werden. Die Anzahl der Betriebe nahm in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr erstmals nach langer Zeit wieder zu (+6,6 %). Die Beschäftigtenzahlen (+6,0 %) und insbesondere der Umsatz (+ 12,5) stiegen in den ersten drei Quartalen 2008 deutlich an. Die Lohn- und Gehaltssumme erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 7,8 %.


Geschäftsklima in der HKS-Branche hat sich im Verlauf des Jahres 2008 verschlechtert

Das Geschäftsklima bei den installierenden Unternehmen im Bereich Gebäudetechnik hat sich im Verlauf des letzten Jahres verschlechtert. Anfang 2008 lag der ifo-Geschäftsklimaindex mit 24 Punkten noch deutlich im positiven Bereich. Die letzte Befragung im November 2008 deutet auf eine pessimistische Stimmung der Unternehmen hin. Der Geschäftsklimaindex ist Ende letzten Jahres wieder in den negativen Bereich abgerutscht (-5 Punkte). Hierbei entwickelten sich die Einschätzung der Geschäftslage und die Geschäftserwartungen extrem entgegengesetz. Während die Geschäftslage im Verlaufe des Jahres als zunehmend besser beurteilt wurde, trübten sich die Geschäfterwartungen 2008 zunehmend ein. So stieg der Index bzgl. der Geschäftslage von 28 Punkten im Februar auf 51 Punkte im November 2008. Auf der anderen Seite rutschte der ifo-Index der Geschäftserwartungen von 24 Punkten im Februar auf seinen Tiefstwert von -49 Punkten im November 2008 ab. Demnach beurteilten die installierenden Unternehmen ihre Geschäftslage 2008 durchaus positiv, die wirtschaft­lichen Aussichten werden für die Zukunft allerdings sehr pessimistisch eingeschätzt.

Der konjunkturelle Abschwung hat, wie die aktuellen Umfrageergebnisse belegen, die gesamte Gebäudetechnikbranche voll erfasst. Das ist vor allem auf die noch positive Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zurückzuführen, während der Pessimismus bei der Einschätzung der Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate nur wenig zugenommen hat. Der aus Lage und Erwartungen errechnete Geschäftsklimaindex ist somit noch mehr in den negativen Bereich abgesunken. Nach Sparten differenziert gibt es keine großen Unterschiede: Der Lüftungs- und Klimabereich und die gesamte Heizungstechnik liegen nahezu gleichauf, etwas schlechter schneidet die Sanitärsparte ab. Auffallend ist die immer noch günstige Geschäftslagebeurteilung in allen drei Bereichen. Dagegen ist der ausgeprägte Pessimismus bei den Geschäftserwartungen in der Heizungs- und Sanitärsparte nahezu unverändert geblieben, in der Lüftungs- und Klimatechnik nahm er noch spürbar zu. Die Meldungen der Unternehmen spiegeln somit schon die erwartete Rezession wider, sie stehen aber auch für die große Unsicherheit über das Ausmaß der Auswirkungen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft.

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