Keine Krisenstimmung

Intersolar 2013 – Eigennutzung und Ertragssicherung

Ertragssicherung und Ertragssteigerung, eine bessere Re­gel­barkeit, die Erhöhung des Eigen­verbrauchanteils am selbst erzeugten Strom oder die Wahl zwischen Einspeisung und Eigennutzung waren entscheidende und viel diskutierte Themen auf der Intersolar 2013. Die neuen Themen zeigten deutlich auf, dass das Thema Solar in den nächsten Jahren neu an Dynamik gewinnen kann.

Ertragssicherung

Solarstrom lässt sich in Deutschland bereits für 0,12 bis 0,15 €/kWh erzeugen und macht Photovoltaik damit auch wirtschaftlich interessant, die auf den Weg ist, sich als eine wichtige Säule der Energieversorgung der Zukunft zu etablieren. Dabei wird der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom für Industrie, Handwerk und Privathaushalte gleichermaßen interessant. Die PV-Branche nutzt die veränderten Preis- und Angebotsstrukturen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Produkte und Serviceangebote.

Um den Ertrag zu sichern, sind meteorologische Dienstleis­tungen ein wichtiger Baustein. Mit präzisen Solarstromprognosen können Ener­gie­versorger, Stromhändler und Netzbetreiber den solaren An­teil am Energiemix besser einschätzen und die Netzlasten exakt planen. Um diesen Service weltweit bereitzustellen, hat die meteocontrol GmbH die bestehende Zusammenarbeit mit dem Wetterdienstleister Meteomedia intensiviert.

Neue Möglichkeiten zum Planen, Berechnen, Simulieren und Dokumentieren von PV-Anlagen präsentierte Data Design System (DDS) mit Version 9 der PV-Projektierungssoftware „DDS-CAD PV“. Die IBC Solar AG stellte als Full-Service-Anbieter zwei Lösungen vor: Das Servicepaket für Betrieb und Wartung (Operation and Maintenance – O&M) und die professionelle Anlagenuntersuchung von PV-Systemen.

Dachdurchdringungen vermeiden

Ost-West-Montagegestelle fürs Flachdach, wie sie auf der Messe vorgestellt wurden, zeigen, dass es zunehmend interessant wird, PV-Module auch außerhalb der klassisch genutzt Südausrichtung zu installieren. So bietet Conergy ein Ost-West-Gestell ohne Dachdurchdringung an. Das System gilt als eines der leichtesten Gestelle am Markt und hält dank der aerodynamischen Konstruktion auch mit geringer Ballastierung und ohne Verschraubung fest und sicher auf dem Dach. Bei Renusol ist das Ost-West-System eine Ergänzung der bewährten „ConSole+“, mit der zwischen den bestehenden Modulreihen zusätzliche Module ohne gesonderte Aufständerung befestigt werden, so dass mehr Ertrag auf derselben Fläche erwirtschaftet werden kann. Ost-West-Systeme erzeugen gleichmäßiger über den Tag Strom als nach Süden ausgerichtete Solaranlagen, entlasten dadurch das Stromnetz und eignen sich besonders gut für den Eigenverbrauch. Das Thema Vermeidung von Dachdurchdringungen hatte auch Centrosolar als Gesprächsthema und verkündete eine Kooperation mit dem Dachbahnspezialisten Sika. Mit der neuen Lösung für Dachbahnen kann eine Durchdringung vermieden werden, und Sika bietet zudem die Garantie für ein dichtes Dach.

Speicher zur Eigennutzung

Bei Speichern setzt Centrosolar auf Lithium-Eisenphospat-Akkus von Varta, die durch ihre Sicherheit und mit 60 000 Ladezyklen punkten können. Hier wie auch beim von Siemens vorgestellten System handelt es sich um modulare Lösungen, die den Vorteil bieten, dass bei nachlassender Speicher­­kapazität durch zusätzliche Module die Auslegungskapazität wieder erreicht werden kann, ohne dass der gesamte Speicher ausgetauscht werden muss.

Solarkauf, die PV-Vertriebsmarke der Saint-Gobain Building Distribution Deutschland GmbH (SGBDD), setzt ebenfalls auf ein modular aufgebautes Energiespeichersystem. Das „luxra ES“ basiert auf Lithium-Ionen-Zellen als Speicherlösung und ist auf eine Lebensdauer von 6000 Zyklen beziehungsweise mehr als 20 Jahren ausgelegt.

„Auch wenn der Markt geschrumpft ist, geht es in Deutschland weiter. Die Hersteller haben sich neu aufgestellt, die Händler ihre Lieferketten entsprechend angepasst“, betont Axel Berger, Geschäftsfeldleiter Photovoltaik bei SGBDD.

Ob Blei-Gel-Akku oder eine der Lithiumakkulösungen das technologische Rennen zukünftig für sich entscheiden, ist derzeit noch ungewiss.

SolarMax vertritt die Meinung, dass egal welcher Batte­riespeicher zukünftig auch eingesetzt werden soll, der Kunde mit einem passenden Wechselrichter heute schon die Weichenstellung für die Zukunft vornehmen kann. „Der Kunde kann jetzt schon handeln. Der passende Speicher kann nachgerüstet werden“, erklärte CSO Dr. Thomas Fritzsche am Messestand.

„Alle Neuerungen bei Fronius verfolgen das Ziel, die Vision 24 Stunden Sonne zu realisieren. Diese stellt die Zukunft der Energieversorgung in den nächsten Jahrzehnten dar“, be­richtete hingegen Fronius-Solarelektronik-Spartenleiter Martin Hackl. Dazu wird ein Hybridwechselrichter entwickelt, der für die Kurzzeitspeicherung von PV-Strom sorgen soll. Das Gerät, das 2014 auf den Markt kommen soll, punktet durch den modularen Aufbau von Wechselrichter und Batterie sowie durch die individuell anpassbare Speichergröße.

Netzstabilität und Einspeisung

Die Energiewende hat vor den Bundestagswahlen zwar an politischer Dynamik verloren, doch die technischen Entwicklungen schreiten weiter voran. Dass mit Solarkraftwerken nicht nur ins Stromnetz eingespeist, sondern auch eine statische und dynamische Netzstützung erreicht werden kann, konnten Forscher des Fraunhofer ISE am Beispiel eines 5-MW-Solarparks nachweisen. Der Nachweis wurde durch einen LVRT-Test erbracht. LVRT steht für „Low Voltage Ride Through“ und bedeutet aktive Stützung der Netzspannung bei einem Spannungseinbruch. Die Testkampagne im April wurde in Kooperation mit dem Wechselrichterhersteller Kaco newenergy GmbH durchgeführt. Im weiteren Projektverlauf sind Labor- und Feldtestkampagnen mit AEG Power Solution, Bonfiglioli Vectron GmbH und Kostal Solar Electric GmbH geplant.

Situation der Solarthermie

Das Segment der Solarthermie verliert auf der Intersolar Europe weiter an Bedeutung. Dabei hat die Solarthermie mit mehreren Problemen zu kämpfen: In der Konkurrenz auf dem Dach hat sie mit dem Preisverfall der PV-Module an Boden verloren. Die Idee der Nutzung von Stromüberschüssen aus PV-Anlagen zur Einspeicherung über Wärmepumpe oder Heizstab in Wärmespeichern ergibt eine neue Konkurrenzsituation. Damit stellt sich die Lage für Solarthermieanlagen, deren Überschüsse mit Ausnahme in einem Nahwärmenetz schwer einzuspeisen sind, schwieriger dar. Hier sind genaue, auf Gebäude abgestimmte Konzepte notwendig. Leichter wird es damit für den Solarthermiemarkt in nächster Zukunft wohl nicht.

Die solare Zukunft

Schwarzmalerei für die Zukunft der solaren Techniken ist dennoch nicht angebracht. Vor allem der PV-Markt wird, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern, gute Chancen haben. Doch dafür erwartet der Kunde von heute nicht mehr nur die Installation einer schwarzen Fläche auf dem Dach. Eine gute Planung, eine exakte Durchführung und ein gutes Monitoring der Anlagen sind gefragt, wenn der Kunde sein Geld auch zukünftig investieren soll. Vor allem braucht es gute Konzepte zur Eigennutzung des erzeugten Stroms. In den nächsten Jahren kommen dann Themen wie die Erneuerung und Ertüchtigung von Bestandsanlagen hinzu. In einer erwachsen werdenden Branche, zu der die Solarbranche zählt, stehen langfristige Kundenbeziehungen im Vordergrund. Geld wird zukünftig wohl vorrangig mit individuellen Komplettlösungen für den optimalen Ertrag, mit Beratung und Service verdient. Denn das zeigten viele Stimmen an den Messeständen, die Solarbranche steht eigentlich erst am Anfang ihres Zeitalters.

Die Intersolar Europe 2014 findet vom 4. bis 6. Juni auf der Messe München statt. Parallel werden vom 3. bis zum 6. Juni die Fachmessen Automatica und Maintain durchgeführt.

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