Das Kältemittel WT69 von Weiss Technik

Ein Kohlendioxidgemisch als Ersatzkältemittel

Durch Verbote und Regulierung fluorierter Kältemittel werden nicht nur Füllstoffe für Klimaanlagen in Autos knapp. Auch der Betrieb von Klimaprüfschränken gerät in Gefahr – und damit wichtige Stresstests elektronischer Komponenten bei niedrigen Temperaturen. Wegen des weitgehenden Verbots notwendiger Kältemittel entwickelte der Anlagenbauer Weiss Technik (www.weiss-technik.com) mit WT69 eine Alternative auf Basis eines Kohlendioxidgemisches.

Hersteller von Komponenten testen ihre Produkte häufig in Klimaprüfschränken auf thermi­sche Belastbarkeit. Teilweise erfolgen die Tests im Bereich von –40 bis –70 °C. Das gewährleistet beispielsweise die Tauglichkeit für arktische Bedingungen oder die Luft- und Raumfahrt. Das einzige Kältemittel für diese Temperaturen war bisher R23. Doch die EU-Verordnung 517/2014 zu fluorierten Treibhausgasen verbietet dieses Mittel. Es ist seit 2017 nur noch im Rahmen von Übergangsregelungen erlaubt.


EU-Verordnung gefährdet Qualitätstests für Komponenten

Sollten die Übergangsregelungen auslaufen, würde das die wichtigen Stresstests zur Qualitätssicherung für Komponenten und Systeme bei niedrigen Temperaturen gefährden. Denn einen gleichwertigen Nachfolger gab es bisher nicht. Doch seit Frühjahr 2019 liefert Weiss Technik Klimaprüfschränke mit WT69. Dieses Kältemittel hat einen niedrigen GWP (CO2-Äquivalenzwert) von 1.357. Dadurch ist es entsprechend der EU-Verordnung zugelassen und zukunftssicher. Zusatzvorteil: Jährliche Dichtheitsprüfungen, wie bei R23 vorgeschrieben, entfallen.

Wichtig für Anwender ist die Übertragbarkeit der Mess­ergebnisse: Die ist bei WT69 gegeben. Klimaschränke mit WT69 verhalten sich nahezu identisch wie solche mit R23. So liefert WT69 z.B. genau die gleiche Leistung zum Entzug von Wärme. Damit ist die Kälte­leistung bei Klimaprüfschränken mit beiden Kältemitteln nahezu identisch. Stresstests erfordern manchmal schnelle Temperaturwechsel. Die Wechselgeschwindigkeit ist bei WT69 ebenfalls praktisch gleich. Dadurch lassen sich Messreihen von Maschinen mit beiden Kälte­mitteln direkt miteinander vergleichen.

Weiss Technik entwickelt Kältemittel

Ungewöhnlich an WT69 ist die Entwicklung durch einen Anlagenbauer. In der Regel stellen Chemieunternehmen wie Chemours und Honeywell Kältemittel her. Doch kein Chemiespezia­list bot eine Alternative für R23 an. So kooperierte Weiss Technik mit der TU Dresden bei der Entwicklung. Und das über Jahre, denn die Entwicklung eines Nachfolgers für R23 erwies sich als überaus schwierig. Schließlich fanden sie mit WT69 ein Kältemittel, das alle Anforderungen erfüllt.

Über die Jahre hat Weiss Technik mehrere Millionen Euro in das Projekt investiert.
„Das war eine große In­ves­ti­tion, für die wir uns bewusst entschieden haben“, so Janko Förster, Leiter des Produktmanagements bei Weiss Technik, „denn es geht um eine Lösung, die der Umwelt und auch der gesamten Industrie in Europa zugutekommt.“


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