Bunter Themenmix aus der TGA

200 TGA-Experten bei der 2. CEGA

Der zweite gemeinsame Kongress „CEGA – Congress für Experten der TGA“ konnte an die Erstveranstaltung anknüpfen. Die Kongressleiter, Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke und Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, konnten am 27. und 28. November 2018 rund 200 TGA-Experten in Baden-Baden begrüßen. Die Schwerpunkte des CEGA-Programms bildeten aktuelle Themen der Branche ab:  Niedrigstenergiegebäude und klimaneutraler Gebäudebestand, „Smart Buildings“, Internet of Things und Gebäudeautomation sowie Ökodesign-Anforderungen, energetische Inspektion von raumlufttechnischen Anlagen, Qualitätssicherung bei Wärmepumpen und Auslegung und Bewertung von Wohnungslüftungsanlagen.

Den Auftakt der CEGA bildeten Plenarvorträge vor großer Runde. Danach konnten sich die Teilnehmer jeweils für einen von drei parallel stattfindenden Vorträgen entscheiden. Was sehr schnell deutlich wurde: Unter den Teilnehmern herrschte hoher Diskussionsbedarf zu den aktuellen Entwicklungen in der Branche. Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, Geschäftsführender Gesellschafter der Howatherm Klimatechnik GmbH und Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V. (FGK), lobte die vielfältigen Themenbereiche und die Möglichkeit für die Referenten, sich etwas mehr Zeit als gewöhnlich für Ihre Vorträge zu nehmen. Zusätzlich regte er an, ergänzende Workshops auf der nächsten CEGA anzubieten, um die Teilnehmer noch aktiver miteinzubinden. Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke kündigte zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung die dritte Auflage der CEGA für 2020 an.

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Erster Kongresstag

Gebäudeenergiegesetz

Kongressleiter Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, Geschäftsführer der ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung u. Anwendung GmbH, referierte über den brandaktuellen ersten Entwurf des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und stellte auch die mögliche Zeitschiene bis zum Erscheinen dar. Auffällig hierbei war, dass es europaweit unterschiedliche Meinungen zur Festlegung des Begriffes „Niedrigstenergiehaus“ gibt. Weiterhin interessant waren die Ausführungen zu neuen Systemkombinationen. So ist es nach dem GEG-Entwurf unter Umständen möglich, mehr Photovoltaikstrom in der Gebäudebilanz zu berücksichtigen, als dies bisher der Fall war. Aus dem Teilnehmerkreis wurden hierzu einige kritische Fragestellungen vorgebracht, beispielsweise bezüglich der Grenzen für eine maximale Anrechenbarkeit. Details hierzu lieferte Dr.-Ing. Bernadetta Winiewska, ITG Dresden, in ihrem Vortrag „Elektrische versus thermische Solarenergienutzung“.


Klimaneutraler Gebäudebestand

Dr.-Ing. Stephan Anders, Leiter DGNB-System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V., führte in seinem Vortrag die Bedeutung der Zertifizierung zur Erreichung des klimapolitischen Ziels „Klimaneutraler Gebäudebestand“ aus. Besonders bei großen Bauprojekten werde die Zertifizierung immer mehr nachgefragt und als wichtiges Investitionskriterium verstanden. Die DGNB-Zertifizierung sei mit einem Anteil von 84 % an den insgesamt zertifizierten Objekten in Deutschland klarer Markführer vor LEED und BREEAM. Im Vergleich zur Gesamtheit der gebauten Gebäude sei die Zertifizierungsrate jedoch immer noch sehr gering und läge deutlich unter 1 %. Trotzdem sollten die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsbewertungen nicht unterschätzt werden, da sich viele Planer und Bauherrn an den DGNB-Kriterien orientieren, ohne dass die Gebäude letztendlich zertifiziert werden.

 

Qualitätssicherung bei Wärmepumpen

Drei Vorträge waren dem Themengebiet Qualitätssicherung bei Wärmepumpen gewidmet. Alexander Sperr, Referent Normung und Technik beim Bundesverband Wärmepumpe e.V., erläuterte, wie sich Planer und Handwerker durch Schulungen nach der neuen VDI 4645 für Heizungsanlagen mit Wärmepumpen qualifizieren können. Frank Röder, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, legte dar, wie Heizungs-Wärmepumpen auch zum Kühlen eingesetzt werden können und wie mögliche Fallstricke bei der Planung umgangen werden können. PD Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert, Technische Universität Dresden, stellte eine neue Analysemethode zur Bestimmung der Arbeitszahlen von Wärmepumpen vor, bei der durch eine Kombination von Messung und Simulation – „Hardware in the Loop“ – realitätsnahe Arbeitszahlen bestimmt werden können. Das Verfahren ist auch für andere Wärmeerzeuger wie beispielsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme geeignet. Eine parallel stattfindende Session widmete sich der Wohnungslüftung sowie neuen Lüftungskonzepten. Besonders interessant dabei waren die Ausführungen von Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann, Geschäftsführer ITG Dresden, zur ganzheitlichen Bewertung alternierender Wohnungslüftungsgeräte.

 

World-Café

Erstmals auf der CEGA 2018 gab es das neue Format „World-Café“. Die Teilnehmer waren dazu eingeladen, in kleiner Runde über die Themen „Wie kann die Nutzungsphase eines Gebäudes zum Ende des Lebenszyklus verlängert werden?“, „Ist die Zukunft elektrisch?“ und „Wie kann BIM aus Sicht der TGA funktionieren?“ zu diskutieren. Bei Thema Nummer zwei beispielsweise kamen die Diskussionsteilnehmer zu dem Schluss, dass selbstverständlich der Anteil an elektrischen Heizungssystemen deutlich ansteigen wird. Ob es sich hierbei allerdings um zentrale Versorgungssysteme im Sinne von Wärmepumpen mit einem nachgeschalteten wasserbasierten hydraulischen System handeln wird oder um elektrische Heizungen im Sinne einer Widerstandsheizung, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Einig waren sich die Teilnehmer jedoch, dass die Digitalisierung auch in der Gebäudeenergietechnik einen entscheidenden Umbruch bewirken und viele neue Marktteilnehmer hervorbringen wird. Die hierbei neu adressierten Services müssten jedoch erst den Beweis erbringen, dass sie der energetischen Effizienzsteigerung von technischen Systemen im Gebäudesektor dienlich sind.

 

Zweiter Kongresstag

Nach einer sehr gelungenen Abendveranstaltung im Kurhaus Baden-Baden, die die Teilnehmer für weiteren fachlichen und persönlichen Austausch nutzten, begann der zweite Kongresstag mit weiteren Vorträgen im Bereich Gebäudeautomation, Trinkwasser-Installationen sowie Anwendungen in der Lüftungs- und Klimatechnik. Prof. Dr.-Ing. Hans Messerschmid, Hochschule Esslingen, stellte Grundlagen der Auslegung von Wohnungsstationen einschließlich Berechnungsbeispielen vor. Ein anschauliches und präzises Verfahren zur Dimensionierung von Trinkwassererwärmungsanlagen mit DIN EN 12831-3 konnte Prof. Dr.-Ing. Boris Kruppa, Technische Hochschule Mittelhessen, den Kongressteilnehmern erläutern.

 

Digitalisierung

Nach der Mittagspause ging es noch einmal in großer Runde um die Digitalisierung von Gebäuden. Johannes Wiesinger, Prokurist bei der Drees & Sommer Advanced Building Technologies GmbH, stellte anschaulich dar, welche Möglichkeiten sich gegenwärtig schon durch eine umfassende Digitalisierung von Bürogebäuden realisieren lassen. So könne beispielsweise per Datenübertragung mit einer Smartphone-App bereits beim Verlassen der Wohnung automatisiert ein Parkplatz in der Büro-Tiefgarage reserviert und innerhalb des Bürogebäudes der Weg zum tagesaktuellen Arbeitsplatz durch das Smartphone gewiesen werden. Dort seien Raumklimaparameter und Sitzposition bereits nutzerindividuell voreingestellt. Eine Kurzumfrage bei den Zuhörern ergab interessanterweise, dass weniger als die Hälfte der anwesenden TGA-Experten gerne in einem derartig digitalisierten Gebäude arbeiten würde. Breitere Akzeptanz würde sich vermutlich durch eine mehr an den Nutzerbedürfnissen und weniger an technischen Möglichkeiten orientierten Planung der Funktionalitäten erreichen lassen. Weitgehende Einigkeit unter den Teilnehmern herrschte jedoch bei der Einschätzung, dass die Digitalisierung enorme Potenziale bietet und neben der klassischen Gebäudetechnik eine erhebliche Anzahl von Akteuren aus anderen Bereichen dieses Thema besetzen möchte.

 

 

Fazit

Am Ende des zweiten Veranstaltungstages zog auch Kongressleiter Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke ein durchweg positives Fazit: „Es war eine tolle Veranstaltung wie auch schon vor zwei Jahren. Durch unseren Call for Papers konnten wir die Qualität der Vorträge im Vergleich zu unserer Erstveranstaltung sogar noch steigern.“

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