Modulbau für schnellere Bauabläufe

Industrielle Vorfertigung: Vorteile für Planung und Installation

Der Einsatz industriell vorgefertigter Sanitärwände und -schächte steht zunehmend im Fokus bei Neu- und Sanierungsbauten. Sowohl für die Fachplanung als auch in der Bauausführung bringt die Modulbauweise zahlreiche Vorteile mit sich. Im Vordergrund stehen dabei Kosten- und Installationszeitersparnisse sowie u. a. die Erfüllung von Brand- und Schallschutzanforderungen, die sich mit den Systemen systematisch planen lassen. Der Komplex aus Regelwerksvorgaben und Baukoordination lässt sich so für den Sanitärbereich effizient bearbeiten. Für die Planung und Ausschreibung lassen sich die Vorgänge so deutlich vereinfachen.

Modulare Lösungen geben dem TGA-Planer darüber hinaus mehr Sicherheit bei der baurechtlichen Umsetzung. Der Vorteil für den Planer: Die Planung erfolgt mit geprüften, modularen Baugruppen, statt einer Umsetzung der Anforderungen mit hunderten von Einzelteilen. Sind beispielsweise erhöhte Anforderungen an den Schallschutz gefordert, ist beim Systemanbieter sofort klar, welche Bauteile eingesetzt werden müssen, wie beplankt und gedämmt werden muss. Zudem tragen Systemanbieter die Gewährleistung für alle vorgefertigten Baugruppen innerhalb der vorgefertigten Installationswände und -schächte. Diese tragen so dazu bei, dass auch die termingerechte Installation vor Ort durch das ausführende Unternehmen sowie die baurechtlichen Anforderungen zuverlässig umgesetzt werden können.

Nachgefragt

Je nach Anforderungen erarbeitet ein Projektteam die wirtschaftlichste Systemlösung und betreut Bauherrn und Planer ­engmaschig. Warum sich Planer, Bauherren und Handwerksbetriebe für „TECEsystem“ entschieden haben und was ein Brandschutzexperte empfiehlt, das berichten im folgenden Interview Sören Hüppe, Planer und Betreiber des „arthotel bakker“ auf Borkum, sowie der ebenfalls auf der Nordseeinsel ansässige Installateur Daniel Ohlsen und Olaf Löchte, Brandschutz-Experte sowie Technischer Leiter Anwendungstechnik Systembau bei
Tece.

tab: Herr Hüppe, warum haben Sie sich bei Ihrem arthotel bakker auf Borkum für die Sanierung entschieden? Stand hier eine Geschäftserweiterung im Vordergrund?

Sören Hüppe: Nein, die Anzahl der Zimmer ist gleichgeblieben. Durch die Generalentkernung haben wir vielmehr zwei große Problemfelder auflösen können – zum einen den Schallschutz und zum anderen den Brandschutz. Wir hatten sehr hohe Anforderungen, weil das Gebäude in sich kein schlüssiges Brandschutzkonzept hatte. Wir haben eine zweite Fluchttreppe im Außenbereich geschaffen, neue Brandabschnitte und eine neue flächendeckende Brandmeldeanlage. Die Holzdecken, insbesondere im Altbau, wurden in F90-Qualität ertüchtigt.

tab: Herr Ohlsen, Sie haben der Familie Hüppe für die Bauausführung das ‚TECEsystem‘ empfohlen, warum?

Daniel Ohlsen: Aufgrund der Modulbauweise und der Zeitersparnis. Unsere Situation auf Borkum ist besonders: Aufgrund der Insellage sind alle Ressourcen begrenzt. Dazu kommt das enge Zeitfenster – wir dürfen nur vom 1. November bis 31. Mai bauen. Wenn wir dann noch entkernen müssen, ist die Restzeit nicht ausreichend, um konventionell zu bauen.

Ohne die Modulbauweise können wir auf Borkum nichts mehr bewegen. Denn wir müssen alles aus den eigenen Reihen stemmen. Als Herr Hüppe mit seinem Sanierungsanliegen auf mich zukam, war mir klar: In konventioneller Weise ist das nicht zu schaffen. Die Modulbauweise ist alternativlos. Auch die Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen wäre in konventioneller Bauweise ausgeufert. Diese Thematik ist durch die Vorfertigung äußerst elegant gelöst.

tab: Herr Löchte, welche Vorteile bietet das ‚TECEsystem‘ in puncto Brandschutz?

Olaf Löchte: Bei dem ‚TECEsystem‘ stehen generell zwei brandschutztechnische Varianten zur Auswahl. Zum einen kann mit klassifizierten ‚TECEsystem‘-Brandschutzlösungen im Deckenschottprinzip oder zum anderen mit einer Installationsschachtlösung in Verbindung mit einer maschinell eingebrachten Einblasdämmung aus nichtbrennbarem mineralischem Dämmgranulat gearbeitet werden. Die wirtschaftlichste Lösung ist von den örtlichen Gegebenheiten und dem notwendigen Sanierungsumfang abhängig. Sie ist im Vorfeld gemeinsam mit den Baubeteiligten zu erarbeiten, um hieraus resultierend eine sinnvolle ‚Taktplanung‘ der Sanierungsarbeiten festzulegen. Durch aufeinander abgestimmte Systemkomponenten und die im Vorfeld von Tece geplanten Schachtbelegungen der Installationswände, wird eine maximale Verarbeitungssicherheit gewährleistet und ermöglicht dem örtlichen Fachhandwerker eine baurechtlich sichere Ausführung bis zur mängelfreien Abnahme.

tab: Was sind oft die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der baurechtlichen Vorgaben rund ums Thema Brandschutz?

Olaf Löchte: Generell sind die baurechtlichen Anforderungen an den Brandschutz in den Landesbauordnungen der Bundesländer geregelt. Die größte Herausforderung liegt bei der Umsetzung im Gebäudebestand oft darin, auf der Basis der örtlichen Gegebenheiten, wie der Bauteilkonstruktionen (z. B. Holz- oder Betondecken, Wand- und Deckenstärken), den Platz- und Raumverhältnissen (Größe der Versorgungsschächte und Deckendurchbrüche) sowie deren Belegung mit TGA-Installationen möglichst flexibel reagieren zu können, um die baurechtlichen Schutzziele des Brandschutzes sicherzustellen. Es gibt keinen Bestandsschutz im Bereich des Brandschutzes, sondern es geht um die Unversehrtheit von Leib und Leben der Bewohner. Bei der Projektabwicklung von Bauvorhaben im Bestand ist es wichtig, die Rahmenbedingungen in Bezug auf den Brandschutz im Vorfeld der Sanierung – gerade in bewohntem Zustand – genau zu kennen, um keine Überraschungen zu erleben. Hierzu bietet das ‚TECEsystem‘-Projektteam Vor-Ort-Termine an, um mit sämtlichen Baubeteiligten die konkreten Brandschutzlösungen inklusive der hierfür notwendigen Bauabläufe und Schnittstellen abzustimmen und festzulegen. Hierbei liegt der Fokus auf der baurechtlichen Klärung von nicht wesentlichen Abweichungen beziehungsweise notwendigen Kompensationsmaßnahmen mit dem Fachplaner und/ oder der Bauleitung für den gebäudetechnischen Brandschutz sowie mit dem zuständigen Brandschutzsachverständigen.

tab: Häufig sind Sanierungen technisch bedingt, so z. B. bei einem Projekt in Schwelm. Hier mussten im Rahmen einer Sanierung 140 Bäder aus den 1970er-Jahren in bewohntem Zustand ertüchtigt werden. Wie ist der Brandschutz bei dem Projekt umgesetzt worden?

Olaf Löchte: Die Sanierung in Schwelm wurde mit Installationswänden als brandschutztechnische Installationsschachtlösung mit der maschinell eingebrachten Einblasdämmtechnik umgesetzt. Hierdurch konnten die notwendigen Montagezeiten für die TGA-Installation innerhalb der Bäder gegenüber einer Deckenschottlösung nochmals deutlich reduziert werden. Dies war dem Bauherrn an dieser Stelle besonders wichtig, um die ohnehin hohe Belastung für die Mieter in dem bewohnten Gebäude möglichst gering zu halten. Nach der Beplankung der ‚TECEsystem‘-Installationswände wurden diese durch eine von der MPA-NRW für die Einbringung der Einblasdämmung zertifizierte Fachfirma maschinell und hohlraumfrei verfüllt. Hierbei übernahm die Fachfirma für die Einblasdämmtechnik die brandschutztechnische Gewährleistung der Gesamtausführung, erstellte die brandschutztechnischen Dokumentationsunterlagen und bestätigte diese baurechtlich verbindlich mit der Übereinstimmungserklärung zum Verwendbarkeitsnachweis gegenüber dem Bauherrn.

Info

Whitepaper zu „TECEsystem“

Modulares Bauen mit vorgefertigten Baugruppen spielt eine immer größere Rolle bei Bauprojekten. Vor allem der Einsatz vorgefertigter Sanitärwände und -schächte bietet erhebliche Vorteile im Planungs- und Bauprozess. Das Whitepaper informiert über die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von „TECEsystem“. Der Link führt zum Download: https://bit.ly/TECEsystem-WP

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