Gebäudebestand: Modernisierung mit Flächenheizung und -kühlung

Nachrüstung mit Dünnschichtsystemen
Mit ihren speziellen und vielfältigen Systemen für Renovierung und Modernisierung bietet sich die Flächenheizung und -kühlung auch für den Gebäudebestand an, um Behaglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Werterhalt sicherzustellen. Welche konkreten Herausforderungen mit Modernisierungssystemen gelöst werden können, beleuchtet der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF) in diesem Fachartikel.

Welche Systeme für Wand, Boden und Decke gibt es am Markt?

Die Flächenheizung ist in neuen Eigenheimen mit hohen Dämmstandards die erste Wahl der Bauherren. Das energieeffiziente und zukunftsweisende Heizsystem bietet sich aber auch für die Installation im Gebäudebestand an. Die Modernisierung einer bestehenden Immobilie ist die ideale Gelegenheit, durch den Einbau einer Flächenheizung Wärmekomfort, Nachhaltigkeit und Werterhalt zu verbinden.

Klassische wasserführende Flächenheiz- und -kühlsysteme lassen sich allerdings oft im Altbau nicht einsetzen, weil die erforderliche Konstruktionshöhe nicht zur Verfügung steht oder bei Holzbalkendecken Statikprobleme entstehen können. Daher werden von vielen Anbietern spezielle Lösungen wie Dünnschicht- oder Trockensysteme für den nachträglichen Einbau teilweise mit Trockenestrichen als Last- und Wärmeverteilschicht angeboten. Diese Konstruktionen sind grundsätzlich leichter und können erheblich dünner aufgebaut werden. Dabei stehen Varianten für die Decke, den Boden oder die Wand zur Verfügung.

Es kommen je nach Projektanforderung Rohrsysteme, Flächenheizelemente oder Kapillarrohrsysteme zum Einsatz, die leichter sind und somit besonders für Holzbalkendecken keine übermäßige Belastung bedeuten. Wassergeführte dünnschichtige Verbundsysteme benötigen nur 15 – 20 mm Aufbauhöhe. Der Flächenheizungsfinder des BVF e.V. unterstützt Planer, Bauherren und Investoren dabei, die passenden Unternehmen zum Projekt zu finden, indem die Kriterien entsprechend ausgewählt werden.

Welche Dämmvorschriften sind zu beachten?

Um die Anforderungen an Funktion und Wohnkomfort zu erfüllen, müssen bei der Planung und Herstellung der Flächenheizung einige Aspekte beachtet werden. Ein wichtiger Punkt ist die Wärme- und Trittschalldämmung. Sie ist unerlässlich für den wirtschaftlichen und komfortablen Betrieb. Der Gebäudeplaner hat die Aufgabe, die Dämmschichten insbesondere im Bereich der beheizten und gekühlten Fußbodenkonstruktionen entsprechend den gesetzlichen Vorschriften und Normen richtig auszuwählen und zu dimensionieren. Für die Flächenheizung und -kühlung in Gebäuden mit normalen Innentemperaturen gilt die DIN EN 1264-4 mit den in Tabelle 1 (siehe S. 27) festgelegten Mindest-Wärmeleitwiderständen für die Dämmschicht unter der Heiz- und Kühlebene.

Ob eine Dämmung oberhalb der Kühl- und Heizdecken vorzusehen ist oder nicht, ist von den individuellen Gebäude- und Anlagenanforderungen abhängig. Bei Neubauten ist in der Regel das über der Kühl- und Heizdecke liegende Geschoss im Fußboden gedämmt, das Kühl-Heizsystem muss somit nicht mit einer Dämmschicht bedeckt werden. Bei nachträglichem Einbau in Bestandsgebäude ist jedoch stets zu prüfen, ob das Kühl- und Heizregister nach oben an einen ungedämmten Fußboden oder an eine ungedämmte Dachfläche grenzt. Um eine unerwünschte Leistungsabgabe / Verluste an die darüber liegenden Räume zu vermeiden, kann eine Dämmauflage entweder direkt auf dem Heizkühlregister aufgelegt oder an der Rohdecke befestigt werden.

Die richtige Hydraulik und Regelung von Flächenheiz- und -kühlsystemen

Für die Hydraulik und Regelung stehen verschiedene Technologien zur ­Verfügung. Je nach Anforderung und Randbedingungen kann ausschließlich geheizt oder ausschließlich gekühlt werden. Eine zentrale Umschaltung ermöglicht den Heiz- oder Kühlbetrieb mit demselben System (Zweileitersystem). Aber auch das zeitgleiche individuelle Heizen- und Kühlen einzelner Räume ist denkbar (Vierleitersystem).

Egal welches Konzept zum Einsatz kommt, wichtig ist in allen Fällen eine optimale Regelung der Raumtemperatur sowie der hydraulische Abgleich des Systems. Der hydraulische Abgleich ist für die Flächenheizung von besonderer Wichtigkeit, stellt er doch einen einwandfreien und effizienten Betrieb der Heizungsanlage sicher. Er ist dafür verantwortlich, dass die richtigen Wassermengen in den einzelnen Räumen bedarfsgerecht verfügbar sind. Auch störende Geräusche werden vermieden, die vorwiegend bei Versuchen entstehen, das Fehlverhalten der Heizungsanlage mit den falschen Maßnahmen zu beheben. Zudem erhöht der hydraulische Abgleich den Komfort.

Zwei Beispiele aus der Praxis

Projekt 1: Modernisierung einer Wohnung mit einer elektrischen Deckenheizung

In dem Zweifamilienhaus (Bj. 1962) wurde die Obergeschosswohnung saniert. Das ursprünglich mit Nachtspeicheröfen ausgestattete Haus sollte auch weiterhin auf Wunsch der Eigentümer mit Strom beheizt werden, sodass eine elektrische Flächenheizung von MFH-Systems als Deckenheizung zum Einsatz kam. Zur Optimierung der Energiekosten unterstützt zukünftig eine PV-Anlage auf dem Dach die Gesamt-installation. Der gesamte Deckenaufbau wurde in Trockenbauweise durchgeführt und beträgt nur 5 mm. Dadurch konnte die Wohnung während der gesamten Bauphase weiterhin bewohnt werden.

Projekt 2: Modernisierung einer Eigentumswohnung mit einer Fussbodenheizung
Bei einer Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus in Osnabrück wurden Küche, Arbeitszimmer und Wohnzimmer mit Balkon zu einem offenen Wohnbereich umgebaut. Im Zuge dieser Sanierung wurde auch eine Fußbodenheizung über die Gesamtfläche von 55 m² verlegt. Um jedoch keinen allzu großen Höhenunterschied zur restlichen Wohnfläche zu schaffen, wurde ein Dünnschichtsystem mit 27 mm Aufbauhöhe ausgewählt.

Das System von MFH Systems eignet sich vor allem für Bauvorhaben mit begrenzten Aufbauhöhen. Möglich wird dies durch die Verwendung eines dünneren 12 mm Heizrohrs. Die Wärmeleitbleche sind aus Aluminium auf der Untergrunddämmung werksseitig fixiert und die Rohrkanäle verfügen zudem über die bewährte Omega-Form. Zur vereinfachten Handhabung auf Baustellen wurde ein fester Rohrabstand von 150 mm gewählt. Durch die Reduzierung der Systemteile konnte auch die Logistik optimiert werden.

Fazit

Für den nachträglichen Einbau in Bestandsgebäuden gibt es spezielle Dünnschichtsysteme oder eignen sich Kühl- und Heizdeckensysteme. Insbesondere Trockenbausysteme lassen sich sehr gut im genutzten Zustand installieren. Sie ermöglichen den Eigentümern von Bestandsgebäuden auf diese Weise die Potenziale für Energieeffizienz sowie ein gesundes Raumklima mit hoher thermischer Behaglichkeit für ihre Immobilie zu nutzen. Besonders hervorzuheben ist die ideale Kombination von Dünnschichtsystemen mit regenerativen Energien. Bei der Wärme-/Kälteverteilung spielt dabei die Flächenheizung eine wesentliche Rolle, denn die niedrigen Systemtemperaturen sorgen für einen effizienten Betrieb der Wärmeerzeuger und die Wirtschaftlichkeit des Heizungssystems.

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