Aktuelle politische Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die TGA

Rechtsanwalt Jörg Staudenmayer, Geschäftsführer des ITGA Baden-Württemberg e. V.
Bild: ITGA BW

Rechtsanwalt Jörg Staudenmayer, Geschäftsführer des ITGA Baden-Württemberg e. V.
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2025 steht im Zeichen politischer Umbrüche – mit deutlichen Konsequenzen für die TGA-Branche. Die Bundestagswahl im Februar brachte eine neue Regierungskonstellation hervor, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung klar in den Mittelpunkt stellt. Diese politischen Prioritäten bieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen für unsere Branche. Die neue Regierung hat ehrgeizige Klimaziele gesetzt, die eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen bis 2030 vorsehen. Das bedeutet für die TGA-Branche eine verstärkte Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen und nachhaltigen Technologien. Unternehmen, die innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten, sollten von gezielten staatlichen Förderprogrammen profitieren. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die Politik endlich auch dem Sektor der Nichtwohngebäude zuwendet. Diese machen zwar nur rund ein Drittel des Gebäudebestandes aus, verursachen aber etwa zwei Drittel der CO2-Emissionen. Ohne eine grundlegende, bedarfs-gerecht geförderte Energiewende sind die Klimaziele in diesem Segment weder für 2030 noch bis 2040 zu erreichen.

Der Druck auf die Politik muss daher aufrechterhalten bleiben. Ansonsten könnte die Gefahr bestehen, dass auch die jetzt in den diversen Sondervermögen für den Klimaschutz eingestellten Mittel zum wiederholten Mal, wie etwa bei der Elektromobilität, in umetikettierten Konsum mit Mitnahmeeffekten oder wirtschaftlich nicht nachhaltig geplante Batteriefabriken fließen. Noch ist unklar, welchen Kurs die neue Regierung dauerhaft einschlagen wird. Die Regierenden haben also (noch) die Chance, zielgerichtet zu handeln – sie sollten sie nutzen.

CO2-Bepreisung allein reicht nicht aus

Wünschenswert wäre, die Marktakteure durch gezielte regulatorische Maßnahmen (Fordern), begleitet von gezielter staatlicher Unterstützung (Fördern), dazu zu bewegen, insbesondere bestehende Gebäude und Anlagen zu modernisieren und auf eine energetisch nachhaltige Bewirtschaftung umzustellen. Die CO2-Bepreisung allein wird als Steuerungsmittel nicht ausreichen.

Ein weiterer politischer Schwerpunkt liegt in der Digitalisierung. Die Förderung von Smart-Building-Technologien und die Integration von IoT (Internet of Things) in Gebäudemanagementsystemen werden vorangetrieben. Das eröffnet neue Geschäftsfelder und erfordert gleichzeitig Investitionen in die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen innerhalb der Branche. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass Effizienzgewinne in Unternehmen zunehmend durch Berichts-, Überwachungs- und sonstige regulatorische Verpflichtungen wieder aufgebraucht werden. Das Heer der zwischenzeitlich zahllosen Betriebsbeauftragten wächst noch immer. Ein wirklicher Wille zum Bürokratieabbau ist bisher weder in Berlin noch in Brüssel zu erkennen. Auch hier sind die TGA-Branche und ihre Verbände gefragt, konsequent ihre Stimme zu erheben.

Die geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten bleiben auch 2025 eine Herausforderung. Lieferkettenprobleme und steigende Materialkosten können die Umsetzung von Projekten verzögern und die Kosten in die Höhe treiben. Die hier zwischenzeitlich wieder eingetretene relative Entspannung könnte aufgrund der volatilen geopolitischen Situation jederzeit wieder zu Ende gehen. Dennoch kann politische Unterstützung für nachhaltige und digitale Innovationen gerade in und für die TGA eine solide Grundlage für langfristiges Wachstum bieten.

Fach- und Führungspersonal dringend benötigt

Die auf dem Arbeitsmarkt konjunkturell bedingte, vorübergehende Entlastung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch immer herausfordernd ist, junge Menschen überhaupt für eine Ausbildung in einem technisch geprägten Umfeld zu gewinnen. Hier gilt es, unermüdlich Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die TGA die Industrie der Energie- und Klimawende ist. Schon heute sind Unternehmen und Verbände medial und auf Schul- und Bildungsmessen unermüdlich unterwegs, um diesem Ziel näher zu kommen. Alles in allem eher ein Marathon als ein Sprint, bei dem wir nicht nachlassen dürfen. Schon gar nicht im Hinblick auf den demographischen Wandel. Durch den bereits begonnenen Renteneintritt der Boomer-Generation wird gerade die TGA in den kommenden Jahren dringend benötigtes Fach- und Führungspersonal verlieren. Eine umso größere Bedeutung wird dem betrieblichen Wissenstransfer zukommen.

Künstliche Intelligenz (KI) allein wird diese Probleme nicht lösen. Nicht umsonst ist dieses Thema in aller Munde. KI ist in den Wertschöpfungsketten der TGA schon heute von über-ragender Bedeutung. Das gilt insbesondere für die Gebäudeautomation. Anders als etwa in der produzierenden Industrie, der Logistik oder dem Handel dürfte es in der TGA aber in der Breite eher an repetitiven Tätigkeiten fehlen, die auch von Maschinen übernommen werden können. Der zu erwartende Rückgang an qualifizierten Arbeitskräften wird so aller Voraussicht nach nicht allein durch den Einsatz von KI ausgeglichen werden können.

Fazit

Die TGA-Branche kann weiterhin von den politischen Rahmen-bedingungen profitieren, die auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung abzielen. Unternehmen, die flexibel auf diese Trends reagieren und sich proaktiv anpassen, werden erfolgreich sein. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach energieeffizienten und intelligenten Gebäudelösungen weiter steigt, was neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.

Insgesamt bietet die politische Landschaft 2025/2026 trotz aller Herausforderungen und Unwägbarkeiten eine vielversprechende Perspektive für die Technische Gebäudeausrüstung. Mit einem klaren Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit können wir die Herausforderungen meistern und die Chancen nutzen, die sich in einem von Veränderung geprägten Umfeld bieten.

 

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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