Holzpelletsanlage für Modellprojekte in Kanada

„La Cité Verte“ – ein Musterbeispiel für nachhaltige Stadtentwicklung

Die Erhaltung von Grünflächen hat in Quebec City einen sehr hohen Stellenwert. Entsprechend wenige Grundstücke im Stadtkern stehen für die Errichtung von Neubauten zur Verfügung. Eine mögliche Lösung des Problems liegt in der Reurbanisierung bestehender Wohngebiete durch die Kombination von Sanierung und Ersatz vorhandener Bestandsbauten. Beim Projekt „La Cité Verte“ („die grüne Stadt“) wurde dieser Ansatz konsequent verfolgt – es entstand eine Anlage mit über 800 Wohneinheiten, die über eines der modernsten Biomasse-Fernwärmenetze in Nordamerika beheizt werden.


Projektstandord mit 90.000 m2 Fläche

Der Projektstandort, ein über 90.000 m2 großes Areal im Bezirk Saint-Sacrement, wurde in der Vergangenheit vielfältig genutzt. Es beherbergte einst die Kinderkrippe „Saint-Vincent-de-Paul“, das Krankenhaus „Hôpital des la Miséricorde“ und danach eine Krankenpflegeschule. 2005 kaufte die SSQ Financial Group, eine in Quebec ansässige Versicherungs- und Investmentgesellschaft, das Grundstück.

 

Charakter des Stadtteils wurde bewahrt

In den folgenden Jahren entstand Quebecs erste große Wohnanlage, bei der nachhaltiges Bauen konsequent umgesetzt wurde. Neben Eigentumswohnungen und Apartments findet man hier auch Reihenhäuser. Um den Charakter des Stadtteils zu wahren, wurden einige der vorhandenen Gebäude durch eine Restaurierung erhalten. Geschäfte und Grünflächen sorgen ebenso für einen hohen Freizeitwert wie ein öffentlicher Platz im Zentrum des Geländes.

 

Strengste Kriterien hinsichtlich Energieeffizienz

Alle in den Gebäuden verwendeten Materialien mussten strenge Kriterien hinsichtlich ihrer Energieeffizienz erfüllen. Die verwendeten Materialien, von denen viele recycelte Fasern enthalten, verbessern die Dämmung und die Luftdichtigkeit der Gebäude. So wurde ein Teil der Gebäude mit Holz aus nahe gelegenen und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gebaut.

 

Vier Köb Pyrotec in Kaskade

In der Heizzentrale wurden vier Holzpellet-Kessel Köb Pyrotec in Kaskade installiert. Die hocheffizienten Biomasse-Kessel werden vollautomatisch betrieben. Bei voller Leistungsabgabe jedes Kessels beträgt die Gesamtleistung 5 MW. Die Kaskaden-Anordnung ermöglicht es, die Leistung jederzeit exakt an den aktuellen Wärmebedarf anzupassen.

 

Der Brennstoff: Holzpellets der heimischen Forstindustrie

Mit der Realisierung des Projekts „La Cité Verte“ wird der Beweis angetreten, dass Heizen mit Biomasse nicht nur eine Option in ländlichen Gebieten ist, sondern auch im städtischen Umfeld effektiv genutzt werden kann. Als Brennstoff kommen Holzpellets der Forstindustrie von Quebec zum Einsatz – ein lokales Produkt, das unabhängig von großen Preisschwankungen ist.


2,2 km langes Leitungssystem

Die Rohre des 2,2 km langen Leitungssystems sind aufwändig isoliert, um auf dem Weg zum Verbraucher möglichst wenig Wärme zu verlieren. Je eine Wärmeübergabestation in jedem Gebäude stellt die benötigte Wärme zur Verfügung und ermittelt die jeweils abgenommene Menge.

 

Bewohner erhalten Infos zum Energieverbrauch

Jede Wohnung ist zudem mit einem Wärmemengenzähler ausgestattet, der Informationen zum täglichen Energieverbrauch liefert. Die Bewohner werden auf diese Weise zusätzlich zum Energiesparen motiviert.


Erste Wohneinheiten sind fertiggestellt

Die ersten Wohneinheiten wurden im Herbst vergangenen Jahres fertiggestellt. Der Bau weiterer Gebäude beginnt mit der zweiten Phase im Frühjahr 2013. Das Investitionsvolumen beträgt insgesamt 300 Mio. Dollar, die Regierung Quebecs unterstützt das Projekt mit 23 Mio. Dollar.

 

Extrem niedriger Energie- und Wasserverbrauch

Nach seiner Fertigstellung wird „La Cité Verte“ 30 % weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Objekte, die in herkömmlicher Bauweise errichtet wurden und in denen konventionelle Heizkessel zur Nutzung fossiler Energien zum Einsatz kommen. Der Wasserverbrauch wird sogar um zwei Drittel reduziert werden. Das entspricht einer Einsparung von 131 Mio. l Wasser pro Jahr – dem Äquivalent von 52 Olympia-Schwimmbecken! Kein Wunder also, dass „die grüne Stadt“ ein Modellprojekt für Ostkanada und die Provinz Quebec ist.

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