BAU 2023: Schwerpunktthema modulares, serielles Bauen

Eigener Ausstellungsbereich, Vorträge und Rundgänge

Bei der BAU 2023 wird es einen eigenen Ausstellungsbereich zum Thema Modulbau geben.
Bild: Messe München

Bei der BAU 2023 wird es einen eigenen Ausstellungsbereich zum Thema Modulbau geben.
Bild: Messe München
Flexibel, nachhaltig, günstig, schnell: Das modulare, serielle Bauen unter Einsatz der industriellen Vorfertigung gilt in der Branche als vielversprechende Allzweckwaffe gegen fehlenden Wohnraum, langwierige Planungs- und Bauprozesse, Material- und Fachkräftemangel. Aus digitalen Daten entstehen am Computer standardisierte, frei kombinierbare Bausätze, die in der Fabrik vollautomatisch zusammengebaut werden, ähnlich wie Autos auf dem Fließband. Wie weit dieses Verfahren ist, welche Vorteile es bringt und welche Lösungen es gibt, zeigen Modulbauhersteller vom 17. bis 22. April auf der BAU 2023 in München.

Serielles Bauen, das sind Baueinzelteile, die am Computer mithilfe von BIM in beliebig vielen Varianten zusammen- und wieder auseinandergebaut werden können, inkl. aller nötigen Informationen bzgl. Stückzahl, physikalischer Eigenschaften, Anschlüssen etc. So entstehen innerhalb weniger Minuten verschiedene Varianten eines Gebäudes, mit unterschiedlichen Grundrissen. Ganz neu ist die Idee nicht. Denn schon die Bauten des Bauhaus-Meisters Walter Gropius in Dessau, ineinander verschachtelte Würfel und Quader, folgten dem Baukasten-Prinzip. Das gleiche gilt für die Bauten Le Corbusiers in Paris und Ernst Meys im Frankfurt.

Diese Vordenker des modularen seriellen Bauens wollten das Bauen und Wohnen in den 1920er Jahren demokratisieren und der breiten Masse der Bevölkerung zugänglich machen, die oft in ärmlichen Verhältnissen lebte. Die neue Architektur war ein Bruch mit dem Historismus der Gründerzeit. Funktionale Häuser mit glatten Gebäudehüllen und Flachdächern statt verspielter Fassaden und Stuckdecken. Unter dem Eindruck von Wohnungsnot und Materialknappheit predigten Gropius & Co. Rationalisierung und Standardisierung als notwendige ökonomische Produktionsmethoden, nach dem Vorbild von Henry Ford, der mit seiner Fließbandproduktion den Automobilbau revolutioniert hat.

Serielles Bauen zur Bekämpfung der Wohnungsnot

Die Parallelen zu heute sind offensichtlich. So ist es kein Zufall, dass die Bundesregierung auf das serielle modulare Bauen zur Bekämpfung der Wohnungsnot setzt. Denn die Serienfertigung reduziert die Baukosten und ermöglicht große Stückzahlen, die schnell zur Verfügung stehen, auch bei Mehrgeschoßbauten. So könnte das serielle Bauen zumindest einen Teil zur Lösung des Problems beitragen und helfen, das angestrebte Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 Sozialwohnungen, zu erreichen.

Unabdingbare Voraussetzung für das serielle Bauen ist die Vorfertigung von Bauteilen und Bauelementen in der Fabrik. Dort entstehen aus digitalen Daten, die in BIM-Modellen verfügbar sind, Fenster, Wände oder ganze Fassaden in industrieller automatisierter Fertigung. Auf der Baustelle werden ganze Wohnungen oder Teile davon dann nur noch zusammengesetzt. Die standardisierten Bausätze sind frei kombinierbar, das erlaubt hohe Variabilität bei der Planung der – ebenfalls standardisierten – Grundrisse.

Zahlreiche Vorteile

Die Vorteile dieser Art des Bauens sind vielfältig: mehr Planungssicherheit, geringere Bauzeit, geringere Abhängigkeit von Witterungseinflüssen, Kosteneinsparungen, weniger Schutt auf der Baustelle, weniger Lärm vor Ort und weniger Baumängel aufgrund besserer Qualitätssicherung.

Im Holzbau funktioniert die Modulbauweise schon gut. Denn Holzmodule, auch mit komplett ausgebauten Wohnungen, sind leicht, gut transportfähig und auf der Baustelle schnell montiert und angeschlossen. In nur wenigen Tagen sind sie bezugsfertig. Neben Holzmodulen nutzen Bauunternehmen vor allem Stahlmodule, Stahlbetonmodule und Hybridmodule aus Holzständerwänden und Betonfertigteildecken.

Damit das serielle und modulare Bauen im größeren Maßstab angewandt wird, will die Bundesregierung Typengenehmigungen für Modulbauten deutschlandweit einführen und in den Landesbauordnungen verankern. Damit kann ein Gebäude, das einmal genehmigt wurde, an mehreren Orten gebaut werden, ohne dass jedes Mal eine neue Genehmigung beantragt werden muss.

Sonderfläche für Modulbauhersteller

Ob der Modulbau nach seiner Entstehung in den 1920er Jahren ein modernes Revival erleben wird, muss die Zukunft zeigen. Noch liegt der Anteil seriell gefertigter Unterkünfte in Deutschland bei gerade einmal 4 %. Auf der BAU zeigen Modulbauhersteller auf einer Sonderfläche (im Atrium zwischen den A- und B-Hallen), was in diesem Bereich möglich ist. Auch im Vortragsprogramm kommt das Thema zur Sprache. Hersteller präsentieren, teilweise gemeinsam mit den beteiligten Architekten, montags bis freitags in der Communication Area der Halle B0 wegweisende Projekte (jeweils 13 Uhr). Im Anschluss an die Vorträge bietet die BAU geführte Rundgänge zu den Modulbauherstellern im Atrium an.

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