Rebound-Effekt vs. Qualitätssicherung und Monitoring

Zu Beginn der Gebäudeenergieeffizienzdiskussion lag der Schwerpunkt auf dem Wohngebäudebereich – was auch verständlich ist: Der Wohngebäudebereich verfügt, was Alter und Gebäudestruktur anbelangt, über eine gute und belastbare Datenbasis, die Zielgruppe ist klar einzugrenzen. Alles richtig gemacht. Doch lassen sich die für den Wohnungsbereich prognostizierten Einsparungen leider nicht immer im gewünschten Effekt realisieren.

Das E.ON Energy Research Center der RWTH Aachen hat eine großangelegte Untersuchung zum Rebound-Effekt durchgeführt. Dazu wurden drei baugleiche Wohnblöcke in Karlsruhe jeweils unterschiedlich saniert. Variante 1 umfasste vorwiegend Wärmedämmung und den Anschluss ans Fernwärmenetz. Bei Variante 2 wurden die Wohnungen auf Drei-Liter-Haus-Standard saniert, bei Variante 3 auf Passivhaus-Standard, wobei hier verschiedene anlagentechnische Kombinationen und Varianten an Lüftungstechnik zum Einsatz kamen. Messungen und Nutzerbefragungen zeigten, dass der Rebound-Effekt bei allen Varianten auftrat. „Nach der Modernisierung lagen die tatsächlichen Primär-energieverbrauchswerte bei allen Gebäudekomplexen höher als die vorab berechneten Bedarfswerte“, stellten die Forscher fest. Der Effekt stieg dabei mit dem Grad der Sanierung: „Je ausgefallener die anlagentechnische und baukonstruktive Sanierung ausgeführt wurde, umso größer fällt die Abweichung aus.“ Im Nichtwohngebäudebereich stehen die Chancen besser, da hier mit klaren Zusicherungen der zu erzielenden Einsparungen, mit Monitoring und mit Qualitätssicherung die Uhren in der Tat anders gehen. Die vom BTGA geleitete „Arbeitsgruppe Nichtwohngebäude“ der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) stellt in ihrem Positionspapier eindeutig fest: Qualitätssicherung ist die Grundvoraussetzung für hohe und nachhaltige Energieeffizienz. Die Arbeitsgruppe fordert deshalb Maßnahmen zur Sicherung einer langjährig hohen Energieeffizienz. Es besteht kein Zweifel, dass die Ziele der Energiewende nur erreicht werden, wenn Energieeffizienz über einen langen Zeitraum auf hohem Niveau verbleibt. Und dies muss für Wohngebäude und Nichtwohngebäude in gleichem Maße gelten. Wir wissen, dass die Datenlage zum Nichtwohngebäudebereich noch nicht ausreichend bekannt ist und durch systematische und regelmäßige Studien besser erfasst und bewertet werden muss. Was wir wissen: Obwohl Nichtwohngebäude in ihrer Anzahl (rund 3 Mio. von ca. 21 Mio. beheizten/gekühlten Gebäuden) nur etwa 15 % des deutschen Gebäudebestands ausmachen, entfällt auf sie etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs von Gebäuden. Und die Einsparpotentiale sind gewaltig. So drängt der BTGA auf politischer Bühne schon seit langem mit Hochdruck auf die Umsetzung des § 2 der EnEV (Energetische Inspektionspflicht für Klimaanlagen). Dennoch wird dieser gesetzlichen Vorschrift so gut wie nicht nachgekommen. Würden die bei den energetischen Inspektionen von Klimaanlagen empfohlenen Optimierungsmaßnahmen umgesetzt, könnten bis zu 12,9 Mio. t CO2-Emissionen eingespart werden – mehr als die Hälfte davon bereits mit geringinvestiven Maßnahmen. Dem Nichtwohngebäudebereich muss in der Effizienzdiskussion seitens der Politik und des Verordnungsgebers endlich ein stärkeres Gewicht beigemessen werden. Einen Rebound-Effekt müssen wir gerade hier nicht befürchten. Erfahrungen am Beispiel Energiespar-Contracting für Nichtwohngebäude zeigen, dass der Erfolg über viele Jahre garantiert werden muss. 

Und mit Performance Assurance bietet die Branche ein sicheres Energie-Controlling und Monitoring, mit Nachweis und Bericht an Gebäudebetreiber bzw. Gebäudebesitzer.

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