Luftbefeuchtung im Museum

Schutz der Exponate im historischen Junghans-Gebäude

Die Uhrenfabrik Junghans erhielt 1918 ein modernes Fertigungsgebäude mit einer damals innovativen Haustechnik. 100 Jahre später wird das Gebäude – ansprechend saniert – als Uhrenmuseum neu eröffnet. Die empfindlichen Exponate schützt ein denkmalgerechtes Klimakonzept mit kompakten und leisen Dampf-Luftbefeuchtern.

Junghans, gegründet 1861 in Schramberg, war schon 1903 mit 3.000 Mitarbeitern die weltweit größte Uhrenfabrik. Kurz vor Ende des ersten Weltkriegs war eine erneute bauliche Erweiterung notwendig. Der Architekt Philipp Jakob Manz baute bis 1918 westlich an das Firmenareal den so genannten Terrassenbau, ein modernes Gebäude mit wenigen Anklängen an den damals üblichen Historismus. Er folgt in Stufen der steilen Topografie. Seine neun schmalen, langen Terrassen sind so gestaltet, dass fast alle Arbeitsplätze direkt am Fenster liegen und Tageslicht für die Fertigung der feinmechanischen Produkte erhielten. Die Terrassen öffnen sich auf gut 40 m talwärts, Richtung Osten und sind seitlich von Kopfbauten gefasst. Durch den Wandel der Produktion stand das Gebäude seit den 1990er Jahren leer. Die Familie Steim kaufte es 2012 mit weiteren Firmengebäuden. Im Terrassenbau sollte u.a. die große Uhrensammlung von Dr. Hans-Jochem Steim eine neue Heimat finden. Die relativ schmalen Terrassen sollten als Ausstellungsräume umgenutzt werden, ebenso wie die südlichen Kopfbauten.

Bautechnische Besonderheiten erhalten

Die neuen Eigentümer beauftragten Jürgen Bihlmaier vom Architekturbüro Rapp+Bihlmaier aus Schramberg mit der Sanierung und dem Umbau zum Museum. Für die Museumsnutzung waren vor allem das Raumklima und die Energieeffizienz zu aktualisieren. Ulrike Roggenbuck-Azad vom Denkmalamt Stuttgart sorgte dafür, dass als Planungsgrundlagen eine haustechnische Gesamtbetrachtung mit bauphysikalischer Bestandserhebung und einer Bewertung der Gebäudehülle erarbeitet wurden. Der Bauphysiker, der die haustechnische Gesamtbetrachtung erstellte, empfahl, so wenig wie möglich an der Substanz zu ändern. Die Bauphysik funktioniere optimal nur mit den originalen Bauteilen. Das nach diesen Vorgaben entwickelte, denkmalgerechte Klimakonzept ist im Winter ausschließlich auf die Bereitstellung optimaler klimatischer Bedingungen für die Exponate ausgerichtet. Auf beengtem Raum wird es optimal umgesetzt mit den kompakten und leisen Dampf-Luftbefeuchtern „CP3mini“ von Condair. Sie lassen sich im engen Raum hinter den Exponaten flexibel montieren. Ihre Großflächen-Elektroden erzeugen dank spezieller Gitterstruktur schnell und effizient Dampf. Dabei sind sie einfach zu warten, denn ihr Dampfzylinder ist auch ohne Techniker schnell austauschbar.


Kaum Dämmung

Die Rückwände des Denkmals waren ohne Trennschicht und Dämmung gegen den anstehenden Fels betoniert worden. Die Außenwände waren ungedämmt und auch die Dachkonstruktion war kaum gedämmt. Sie erhielt nur eine neue Gipskarton-Decke. Damit es dort zu keiner lokalen Kondensation kommen kann, wurde die Dämmung an keiner Stelle verbessert. Die gut erhaltenen bauzeitlichen Kastenfenster, Vorgänger der Isolierglasfenster, wurden handwerklich instandgesetzt. Dabei wurde auch hier bewusst auf bessere Dämmung durch Austausch der Scheiben und neue Falzdichtungen verzichtet.


Denkmalgerechtes Museumsklima

Für das nötige Museumsklima muss vor allem die Luftfeuchte präzise reguliert werden. Damit die historischen Holzuhren und die empfindlichen hölzernen Musikautomaten formstabil bleiben, sind laut Uhrenfachmann 50 bis 55 % relative Luftfeuchte am besten. Damit liegt der ideale Bereich für die Exponate mit ihren kleinen Bauteilen aus Holz noch einmal enger, als für massive Hölzer (Fachbroschüre: „Luftfeuchte in Museen, Planungsleitfaden für TGA und Fachplaner“ der Condair GmbH, www.condair.de/luftbefeuchtung-museen). Das heißt, dass in den Wintermonaten sehr exakt befeuchtet werden muss. Um keine Kondensationsprobleme an den ungedämmten Flächen des Denkmals zu bekommen, wird dann auch die Raumtemperatur heruntergeregelt, was die absolute Feuchte reduziert. Wenn im Winter ausnahmsweise einmal eine Außentemperatur von -10 °C herrscht, ist die Temperatur auf diesen Terrassen nur noch 10 °C, um Exponate und Denkmal zu schützen. Gelüftet wird überwiegend über die Fenster. Nur eine Terrasse mit Verkaufspersonal wird zusätzlich be- und entlüftet, wie auch eine Ebene für Veranstaltungen. Dort können sich dadurch auch größere Gruppen aufhalten.


Präzise regelbare Luftbefeuchtung

Entsprechend dem von Condair gemeinsam mit Firma Maurer entwickelten Befeuchtungskonzept, installierte die Firma Maurer, zehn präzise regelbare Einzeldampfluftbefeuchter Condair-„CP3mini“ mit eingebautem Ventilationsgerät. Im Museum regelt je ein Befeuchter in je einem Brandabschnitt die relative Luftfeuchte lokal. Die leise arbeitenden Dampfluftbefeuchter für Direktraumbefeuchtung wurden in den Ausstellungsräumen, verdeckt hinter bedruckten Glasscheiben montiert. Da sie nur geringe Betriebsgeräusche erzeugen, werden sie von Besuchern nicht wahrgenommen. Um den Dampfstrom durch einen passenden Ausschnitt in der Scheibe zu führen, wurden spezielle Edelstahldüsen für die Ausblasstutzen vorgesehen. Die schnellen und effizienten Dampfluftbefeuchter werden nach Bedarf abschnittsweise geregelt. So sind auch die empfindlichsten Schwarzwalduhren im Winter bestens geschützt. 2018 erhielt die gelungene Umnutzung der historischen Manufaktur den Denkmalschutzpreis Baden-Württembergs.

Info

Bautafel

Junghans Terrassenbau Umnutzung zum Museum
Baujahr: 1918
Wiedereröffnung: 2018
Nutzfläche: 1.500 m²
Luftbefeuchtung: 10 „CP3 mini“ mit eingebautem Ventilationsgerät von Condair GmbH
Bauherr: Immobilienverwaltung Geißhalde GbR
Planung, Bauleitung: Architekturbüro Rapp & Bihlmaier, Schramberg
HLSK: H. Maurer GmbH, Schramberg

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