Erweiterte Möglichkeiten in der TGA-Planung
Einblick in die Version 25 der „LINEAR Solutions“Software so weiterzuentwickeln, dass sie im Laufe der Jahre ein durchgängiges und logisch zu bedienendes Werkzeug bleibt, das flexibel und gleichzeitig beherrschbar ist, stellt die Entwickler manchmal vor Aufgaben, die reifen müssen und Zeit brauchen. Wie sich diese Entwicklung in der „LINEAR Solutions V25“ gestaltet bzw. welche wichtigen Neuerungen es in der Version gibt, haben wir bei Javier Castell-Codesal, Geschäftsleitung der Linear GmbH, nachgefragt. Dazu gibt es auch kleine Ausblicke auf das, was in den in den nächsten Monaten zu erwarten ist.
tab: Herr Castell-Codesal, ein erster Schwerpunkt der V25 liegt auf „noch mehr Werkzeuge“ zur Planungsunterstützung in frühen Phasen. Was steht hier im Mittelpunkt?
Javier Castell-Codesal: Ganz vorne mit dabei sind unsere neuen Schemawerkzeuge, denn: Hand aufs Herz! Wer mag sie nicht? Strangschemata machen komplexe Netze menschenlesbar, eignen sich aber eben auch hervorragend, um schon ganz früh schnell Konzepte abbilden und prüfen zu können. In der V25.0 haben wir jetzt unser schnellstes Schema, das bisher nur auf Basis von „AutoCAD“ oder „LINEAR CADInside“ zur Verfügung stand, von CAD entkoppelt und auch in „LINEAR Building“ integriert. Der Nutzer kann so mit wenigen Klicks Strangschemata erstellen, die fertig berechnet und beschriftet werden, ohne einen Strich selbst zeichnen zu müssen. Doch nicht nur das: Um noch schneller zu werden, können – zusätzlich zu konkreten Verbrauchern – auch die Gebäudelasten von Räumen, Wohnungen oder ganzen Geschossen direkt als „virtuelle“ Verbraucher im Schema eingesetzt werden. Neue Symbolleisten, die perfekt auf diese frühen Konzeptphasen abgestimmt wurden, runden das Ganze ab. Und wer dann – vielleicht in späteren Phasen – selber noch Hand anlegen will, kann diese Schemata auf Knopfdruck in die CAD-Systeme „Revit“ oder „AutoCAD“ übertragen, um sie dort zu konkretisieren oder weiterzuverarbeiten.
tab: Es kommt mitunter vor, dass in frühen Planungsphasen es (noch) keine Gebäudemodelle gibt. Als Lösung für solche Situationen soll es zukünftig möglich sein, Daten aus Raumbüchern zu nutzen. In welcher Version der Software wird dies der Fall sein? Und was ist hier zu erwarten?
Javier Castell-Codesal: Das raumbuchbasierte Arbeiten ohne Gebäudemodell kommt mit der V25.2, die voraussichtlich ab Mai oder Juni die Nutzer erreichen wird. Hiermit wird es möglich sein, auf Basis von Excel-Tabellen, die Raumbuchinformationen direkt mit unserer Software zu synchronisieren. So werden im ersten Schritt schon alle Räume eingelesen und strukturiert dargestellt. Alle Informationen, die bereits im Raumbuch enthalten sind, können so direkt den Räumen zugewiesen und in der Software genutzt werden – z. B. Temperaturen, Lasten oder Personenzahlen. Die Daten sind so aufgebaut, dass sie bei der Fortentwicklung der Planung immer weiter verfeinert werden können. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie für detaillierte Flächentemperierungs- und Heizkörperauslegungen genutzt, Luftmengen mit der neuen Luftmengenermittlung berechnet oder Anlagenkonzepte mit den neuen Schemawerkzeugen erstellt werden sollen.
tab: Wie gestaltet sich dann der Übergang vom raumbuchbasierten Arbeiten zur Arbeit mit einem Gebäudemodell?
Javier Castell-Codesal: Der Übergang gestaltet sich nahtlos. Steht das Gebäudemodell in geeigneter Qualität zur Verfügung, können seine detaillierten Daten mittels Gebäudeanalyse herangezogen werden, um genauere Heiz- oder Kühllastberechnungen durchzuführen. Diese Ergebnisse wiederum können direkt in den bereits vorhandenen Anlagenkonzepten und Auslegungen verwendet werden, um sie zu prüfen und/oder entsprechend anzupassen. Das Raumbuch steht dabei immer weiter als Ausgabemöglichkeit zur Verfügung, denn die Synchronisation erfolgt in beide Richtungen. Informationen, die mit der Zeit ergänzt werden, finden sich also auch im Raumbuch wieder. So ermöglichen wir eine konsistente Nutzung aller vorhandenen Daten über die gesamte Projektlaufzeit.
tab: Einen weiteren Schwerpunkt der aktuellen V25 bietet ein neues Lüftungsmodul.
Javier Castell-Codesal: Den Bereich Lüftung decken wir bereits seit langer Zeit ab. Neu ist die Luftmengenermittlung für den Bereich der Nicht-Wohngebäude, sowie die bessere Integration aller Luftmengenermittlungen in unsere Lösungen. Der Workflow, der sich sowohl innerhalb von „LINEAR Building“ für die Heizlastberechnung, aber auch in CAD für die Auslegung der Luftdurchlässe und die Kanalnetzberechnungen ergibt, ist so viel effizienter als bisher, dass wir uns die Frage gefallen lassen müssen: Warum nicht gleich so? Na ja, schön wär‘s, wenn man vorher schon wüsste wie man es nachher besser machen würde.
tab: Das nächste Feature bringt einen zusätzlichen Workflow, der immer dann funktioniert, wenn korrekt modellierte Gebäudemodelle zur Verfügung stehen: Die „Verschattungsberechnung am Gebäudemodell“. Was steckt dahinter?
Javier Castell-Codesal: Statt die externen Verschattungselemente an den Fenstern nachzumodellieren, lassen sich jetzt die Ergebnisse der neuen Verschattungsberechnung am Gebäudemodell nutzen. So lässt sich auch die Eigenverschattung durch andere Gebäudeteile und auf Wunsch auch die Fremdverschattung durch andere Gebäude berücksichtigen.
tab: Blicken wir noch in Richtung der Berechnungsmöglichkeiten. Gibt es hier auch Neuerungen?
Javier Castell-Codesal: Ja, die Prüfung und Eingabe berechnungsrelevanter Daten in den Rohr- und Kanalnetzberechnungen ist jetzt auf allen Plattformen deutlich einfacher und übersichtlicher geworden. Musste man bisher einzelne Dialoge bemühen, um die Daten eines Elementes zu sehen oder anzupassen, können diese jetzt sofort in der Eigenschaftenleiste angesehen werden. Hier lassen sich auch mehrere Elemente gleichzeitig ändern. Beispielsweise können Nutzer jetzt den Mindestfließdruck oder die Durchflussmengen für alle Duschen leicht einsehen und mit einer einzigen Eingabe anpassen. Und ein Blick auf die Version 25.2: Schalltechnisch relevante Daten von Räumen können dann einfach für ganze Raumgruppen editiert werden. Werte, die „aus dem Rahmen fallen“, werden dabei farbig markiert. In den Bauteillisten von „AutoCAD“ oder den Elementlisten von „Revit“ wird das noch übersichtlicher: Die Listen lassen sich nach diesen Daten sortieren, womit Ausreißer sehr schnell identifizierbar werden. Wir finden, das ist nicht nur einfacher, sondern auch sicherer und übersichtlicher.
tab: Inwieweit wurden die Wünsche der Softwareanwender berücksichtigt? Können Sie hier Beispiele nennen?
Javier Castell-Codesal: Ein Thema, das nicht neu ist, zu dem es aber nach wie vor Wünsche der Softwareanwender gegeben hat, ist die Schema-Ableitung aus dem 3D-Modell. Ehrlich gesagt hatten wir dieses Thema schon sehr lange auf der Agenda, haben es aber aufgrund der zu erwartenden großen Herausforderungen immer ein wenig vor uns hergeschoben. Die vielen Stimmen aus unserem „Idea Channel“, über den Kunden Ideen einreichen und bewerten können, haben uns vor ca. zwei Jahren dazu bewogen, die Priorität dafür deutlich zu erhöhen. Mit der Version 24.0 konnten wir dann eine Lösung für Trinkwassernetze präsentieren. Die Version 25.0 ergänzt diese nun um eine Lösung für Heizungsnetze. Diese war zwar in mancher Hinsicht einfacher zu realisieren als die für Trinkwassernetze, brachte aber auf der anderen Seite ganz neue Herausforderungen mit sich.
tab: Und wie sieht es hier mit anderen, d. h. weiteren Gewerken aus?
Javier Castell-Codesal: Ja, es fehlen noch weitere Gewerke. Und wir ruhen uns natürlich nicht auf dem bisher Erreichten aus. Doch alle Gewerke bringen auch ihre speziellen Anforderungen mit sich und sicherlich werden noch Anregungen bei uns eintreffen, durch die wir die automatische Schema-Ableitung verbessern können. Und daher arbeiten wir kontinuierlich an diesem Thema, mit dem Ziel, dieses „Idea-Channel-Ticket“ irgendwann zu aller Zufriedenheit endgültig schließen zu können. Ziel ist es, unseren Kunden damit die lästigen und fehleranfälligen Doppelarbeiten durch ein separat anzulegendes Schema zu ersparen und das in der gewohnten „LINEAR“-Qualität. Ganz nach unserem Motto „Workflow statt Workaround“.
tab: Last but not least. Welche weiteren Anregungen von Nutzern wurden noch umgesetzt? Können Sie hier Beispiele nennen?
Javier Castell-Codesal: Ein weiterer umgesetzter Vorschlag aus der Linear Community war das „Quittieren von Reportmeldungen“, dass es nun ermöglicht, bei Warnungen und Hinweisen der Rohrnetzberechnungen, die wahrgenommen und akzeptiert wurden, einen Haken zu setzen. So lassen sich jetzt neue, vielleicht wichtigere Meldungen, besser hervorheben. Das wird sicher nicht nur die freuen, die ihre Stimme im Idea-Channel so zahlreich abgegeben haben. Auch viele Vorschläge zu unseren neutralen Bauteilbibliotheken sind mit der V25.0 bereits umgesetzt worden. Andere sind noch in Arbeit und werden sukzessive mit den nächsten Releases veröffentlicht. Und am Ende freuen wir uns umso mehr, wenn wir dann Lösungen für die vielen verschiedenen Anwendungsfälle unserer Kundinnen und Kunden nahtlos integrieren konnten.