GET Kompakt-Info 90 zu Starkregen und Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten

Normen helfen bei Einbau und Planung

Extremwettereignisse treten immer häufiger auf und fordern gewisse Vorbereitungen.
Bild: Pixabay/Ulrike Mai

Extremwettereignisse treten immer häufiger auf und fordern gewisse Vorbereitungen.
Bild: Pixabay/Ulrike Mai
Extremwetterverhältnisse werden häufiger. Auch Planer und Betreiber von Abscheideranlagen müssen sich dem Thema stellen. Denn Rückhalte- und Auffangsysteme müssen so geplant und bemessen sein, dass Gefahrstoffe sicher zurückgehalten werden. Die Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik e.V. (GET) hat zu diesem Thema eine Kompakt-Info zusammengestellt, die kostenos auf der Website des Vereins heruntergeladen werden kann.
 
So seien im Hinblick auf Starkregen bei Abscheideranlagen folgende Punkte zu beachten: 

1) Abwasserabfluss bei Starkregen:
Häufig werde bei Starkregen an die Flächen gedacht, die dem Regen direkt ausgesetzt und an einen Abscheider angeschlossenen sind – wie Waschflächen sowie Park- und Hofflächen. Hier wird von der zulaufseitigen Betrachtung gesprochen. 

2) Abwasser-Rückstau vom öffentlichen Kanal:
Mittelbar seien jedoch alle Abscheider betroffen, die an eine Mischwasserkanalisation angeschlossen sind, da Starkregen eine Hauptursache für Rückstau ist. Das heißt, alle Abscheideranlagen müssen normkonform ausgeführt und eingebaut werden, um sich gegen die indirekten Folgen von Starkregen zu schützen.

Bemessung von Abscheideranlagen

Für die Bemessung von Abscheideranlagen wird Starkregen auf die Anwendungsbereiche eingeschränkt, in denen Schmutz- und Regenwasserabfluss oder nur Regenwasserabfluss zu behandeln ist, heißt es in der Kompakt-Info. Je nach Gewichtung der beiden Abflussarten kann im Einzelfall beim Schmutzwasserabfluss berücksichtigt werden, dass die Schmutzwassermenge bereits hoch angesetzt ist (z. B. 2 l/s für ein HD-Gerät, das in Regel einen Durchsatz von ca. 0,3 l/s erzeugt), um eine qualitativ starke Verschmutzung quantitativ zu berücksichtigen. Zudem wird die Schmutzwassermenge bei der Bemessung grundsätzlich durch einen Erschwernisfaktor Fx nochmals verdoppelt.

Menge des Regenabflusses

Die Abflussmenge des Regenwassers wird ermittelt als Produkt aus der zu entwässernden Fläche und der Regenspende. Berücksichtigt werden müssen dabei alle Abläufe, deren Wasser der Abscheideranlage zugeführt wird und die gesamte Fläche, die sie tatsächlich entwässern. Als Regenspende ist entsprechend der DIN 1999-100 der Berechnungsregen r 5.2 gemäß KOSTRA-DWD 2020 anzusetzen.

Vorgänge im Abscheider

Jede Abscheidernenngröße wird bei der Produktentwicklung auf dem Prüfstand mit dem vorgesehenen Bemessungszufluss geprüft. Dabei finden Sicherheitsfaktoren Anwendung, die dazu dienen sollen, dass der Abscheider im Bemessungsfall nicht überlastet wird.
 

Bild: GET e. V.

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Die Eignung eines Abscheiders für Leichtflüssigkeiten muss durch Prüfung nachgewiesen sein. Dabei wird dem Abscheider für 20 Minuten ein Volumenstrom zugeführt, der dem Zahlenwert seiner Nenngröße in l/s entspricht. Bis zu diesem Wert ist also die schadlose Abwasserbehandlung nachgewiesen.
 
Es lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass Abscheideranlagen durch ein Extremregenereignis stärker hydraulisch belastet werden als ursprünglich berechnet. Nach einem extremen Starkregen muss eine Anlage unbedingt überprüft werden. Denn eine hydraulische Überlastung kann dazu führen, dass sich die selbsttätige Verschlusseinrichtung ungewollt schließt oder dass Einbauteile beschädigt werden. Geeignete Mittel zur Überprüfung sind die einfach durchführbaren Sichtkontrollen oder eine Wartung.

Tankstellen mit geschlossenen Auffangsystemen

Bei Tankstellen mit geschlossenen Auffangsystemen, wie es die TRWS 781 vorsieht, muss das erforderliche Auffangvolumen ständig vorgehalten werden. Nach AwSV muss hierfür ein zusätzliches Volumen angesetzt werden, das das unvermeidbar zutretende Regenwasser kompensieren soll. Da sich Starkregen häufen, ihre Intensität jedoch nicht vorhersehbar ist, kann dieses Volumen nur theoretisch bemessen werden.

Fazit:


Bild: GET e. V.

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Wer bei der Planung und beim Einbau von Abscheideranlagen die DIN 1999-100 berücksichtigt und zudem auf Abscheideranlagen mit dem Gütezeichen RAL-GZ 693 achtet, macht vieles richtig. Wichtige Einbau- und Ausführungshinweise enthalten auch die Dokumentationen der Hersteller von Leichtflüssigkeitsabscheidern in der GET. Die Unternehmen bieten zudem Unterstützung bei der Bemessung, Auslegung und Auswahl von geeigneten Anlagen an.

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