Mehr Energieeffizienz nicht nur, aber auch im Zoo

Sich Tiere als Energieverschwender vorzustellen, fällt schwer. Denn Tiere müssen mit ihren Kräften und Energiereserven optimal umgehen, da die Energiezufuhr, sprich die überlebenswichtige Nahrungs­suche, für viele eine aufwendige und kraftzehrende Aufgabe ist.

Diese Ureigenschaft der Tiere nutzen Zoos und Tiergärten vermehrt, um ihre Besucher darüber zu informieren, wie ein effizienter Umgang mit Energie erfolgen kann. Gleichzeitig werden auch die Anlagen in den Zoos saniert, damit diese energiesparender betrieben werden können und so einen Vorbildcharakter erhalten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (www.dbu.de) in Osnabrück fördert dieses Konzept und sieht Zoos als Orte der Umweltbildung und der Verantwortung gegenüber der Natur. Ausgehend vom nahe der DBU gelegenen Osnabrücker Zoo sollen nachhaltige Gesamtkonzepte vermittelt werden.

 

Projektbeispiel in Osnabrück

Als spannendes Thema zum Thema Umwelt gilt der neue Unterirdische Zoo des Osnabrückers Zoos. In einem 500 m2 großes Stol­len­labyrinth können Besucher Gänge und Nester von Präriehunden, Feldhamstern, Ratten und Nacktmullen beobachten. Dr. Fritz Brickwedde Generalsekretär der DBU, die das Projekt mit 540 000 € unterstützt hat, erläutert den Umweltaspekt folgendermaßen: „Mit dem Unterirdischen Zoo wurde eine Erlebnisausstellung zum The­ma Bo­den, Bodentiere und Bo­den­schutz verwirklicht, die deutsch­landweit einmalig ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass mit Hilfe der modellhaft umgesetzten Gesamtinszenierung Sympathie und Respekt für die im Boden lebenden Tiere und den komplexen Organismus Boden gefördert werden.“

Projektbeispiel in Nürnberg

Ein weiteres Projekt wird im Tiergarten der Stadt Nürnberg verwirklicht. Beim Bau der Delphin-Lagune und des dazu gehörenden Tropenhauses für die Seekühe (Manatihaus) wird auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit gesetzt. Dazu wird ein Energiestandard angestrebt, der nahezu auf dem Niveau von Passivhäusern im Schwimmbadbereich liegt. Dafür wird der Wärmeschutz der Gebäudehülle ebenso optimiert wie der Energieverbrauch für Beheizung, Belüftung und Beleuchtung des Hauses. Das kommunale Energiemanagement (KEM) beim Hochbauamt der Stadt Nürnberg unterstützt diese Planungen besonders im Bezug auf die Beheizung und Belüftung des Neubaus und der entsprechenden Regelungstechnik. „Das fast vollständig verglaste Manatihaus erweist sich dabei als besonders anspruchsvoll“, so Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl. „Das dort herrschende Tropenklima soll schließlich auch im kalten Nürnberger Winter mit einem geringen Energieverbrauch erreicht werden. Dies mit möglichst hoher Energieeffizienz wirtschaftlich zu erreichen, ist die größte Herausforderung.“ Die Erfolge stimmen zuversichtlich. Gegenüber der ersten Planung nach gängigem Standard sollen der Heizenergiebedarf um rund 62, der Strombedarf um etwa 54 % verringert werden. Nach der Inbetriebnahme wird das KEM das Projekt für mindestens drei Jahre messtechnisch in einer Monitoringphase begleiten. Die Deutsche Bun­des­stiftung Umwelt (DBU) för­dert den besonders sparsa­men Verbrauch von Energie in der Pla­nung und den Einsatz von Dämm-, Heiz- und Lüftungstechnik mit 120 000 €.

 

Zukünftige Projekte

Das Projekt „Umweltbildung mit Affe, Löwe und Co.“ der DBU will mit einem umfassenden Konzept deutschlandweit die Möglichkei­ten und Potentiale des nachhalti­gen Betriebs und der Wissensvermitt­lung von Tiergärten aufzeigen. Zukünftig soll eine Broschüre über energieeffiziente Gebäudesanierung und sparsamen Energieverbrauch in den Tiergärten aufklären.

Im Laufe des Sommers soll eine Internetseite zum effizienteren Umgang mit Energie in Zoos und Tiergärten folgen, die dann über die Adresse www.umweltfreundliche-zoos.de erreichbar ist. Auf der Homepage soll sich dann auch ein Energierechner befinden, der helfen soll, das Energiesparpotential für verschiedene Sanierungsmöglichkeiten von Zoos zu errechnen. Mehr zum Thema Energieeffizienz finden Sie in unseren Produktdarstellungen im Sonderteil Energietechnik/Energiesysteme auf den Seiten 26 bis 30.
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