Kommentar

Klimaschutz- und Energieeffizienzziele als Hebel zur Gewinnung von Fachkräften

In den Jahren 2013, 2018 und 2019 hat die IHK NRW jeweils einen Fachkräftereport veröffentlicht, der einen genaueren Blick auf den NRW-Arbeitsmarkt wirft. Im jüngsten Report wird darauf hingewiesen, dass im Jahr 1964 in NRW 300.405 Menschen zur Welt gekommen sind. Das Jahr 1964 ist damit das geburtenstärkste in der Geschichte des Bundeslandes. Wer 1964 geboren wurde, erreicht im Jahr 2031 sein gesetzliches Renteneintrittsalter. Auf der anderen Seite, so der jüngste Fachkräftereport, sei 23 ein typisches Alter für den Eintritt in den Arbeitsmarkt nach der Ausbildung oder einem Studium. Wer im Jahr 2031 dieses Alter erreicht, wurde im Jahr 2008 geboren. Das trifft in NRW auf 150.007 Personen zu.

Dem NRW-Arbeitsmarkt gehen damit allein aufgrund der Bevölkerungsentwicklung potenzielle Fachkräfte annährend im Verhältnis zwei zu eins verloren. Technikorientierte Branchen können durch Anpassungen und Prozessumstellungen den steigenden Fachkräftebedarf nur mildern, nicht aber den demografischen Effekt ausgleichen. Der bereits jetzt herrschende Druck auf die TGA-Unternehmen bei der Fachkräftesicherung wird damit bis zum Beginn der 2030er-Jahre noch einmal deutlich ansteigen.

Parallel zu dieser absehbaren Entwicklung werden immer wieder die Branche tangierende politische Ziele und Strategien festgelegt, etwa im Klimaschutzplan 2050, in der Energieeffizienzstrategie Gebäude oder im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE). 

Offensichtlich ist, dass die Erreichung von Klimaschutz- und Energieeffizienzzielen im Gebäudesektor nur gelingen kann, wenn wir es schaffen, Fachkräfte für ein Berufsleben in der TGA-Branche zu gewinnen. Dabei sind die Argumente (eigentlich) auf unserer Seite!

Wachstum, Beschäftigungsstabilität und Innovationskraft der Branche sehen im Wirtschaftsvergleich überdurchschnittlich gut aus. Ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen, Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote, ein sicherer Arbeitsplatz, eine attraktive Vergütung und hervorragende Aufstiegsmöglichkeiten bieten ausgezeichnete Perspektiven. Zudem rückt die Energiewende die Bedeutung der Gebäudetechnik in den Fokus. Jungen Menschen bieten sich Möglichkeiten, sich über ihre Berufswahl aktiv einzubringen und einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutz- und Energieeffizienzziele zu leisten.

Die Kopplung der Bedarfssituation der TGA-Unternehmen im Hinblick auf den absehbar stark steigenden Fachkräfte-Engpass einerseits und der Bedarfssituation der Politik bzw. der Allgemeinheit im Hinblick auf die praktische Umsetzung der geeigneten Maßnahmen im Gebäudesektor zur Erreichung der Klimaschutz- und Energieeffizienzziele andererseits hat dabei das Potenzial ein starker Hebel zur Gewinnung von Fachkräften zu sein.

Anders ausgedrückt: Will die Politik ihre Klimaschutz- und Energieeffizienzziele im Gebäudesektor erreichen, besteht die Notwendigkeit, geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der TGA-Branche bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfs auf den Weg zu bringen.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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