Ohne Berührungsängste in die Zukunft

Hannover Messe 2016

Berührungsängste mit der Technik zu verringern, war eines der Hauptanliegen der Hannover Messe 2016, die sich als Messe einer in einem großen Wandel befindlichen, industriellen Zukunft präsentierte – und das gleich in mehrerlei Hinsicht. So haben die Roboter ihre Schutzkäfige verlassen und nahmen Handkontakt mit den Besuchern auf, aber auch zahlreiche andere Themen zeigten, dass man sich der in Richtung Industrie 4.0 wandelnden Technik ohne Berührungsängste nähern muss.

„Nie zuvor war Industrie 4.0 so greifbar. Die Hannover Messe markiert für uns den Aufbruch in ein neues Industriezeitalter“, resümierte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer die diesjährigen Messetage. Die Unternehmen seien endgültig in das digitale Zeitalter aufgebrochen, auf der Automations- sowie auf der Ener­gie­seite.

Gerade in der Robotertechnik zeigt sich, was die zunehmende Miniaturisierung von Komponenten und aktive Sensoren leisten können. So soll die Zukunft darin bestehen, dass Mensch und Roboter gemeinsam arbeiten. Das Stichwort hierfür lautet „kollaborierende Hochleistungsroboter“. Bis ein TGA-Roboter aber den Aufbau der Gebäudetechnik in einem Objektgebäude vornehmen wird, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Direkt „Zurück in die Zukunft“ ging es am Messestand von Phoenix Contact, der nicht nur einen Gastrobereich wie aus dem gleichnamigen Film zeigte, sondern auch einen viel fotografierten DeLorean präsentierte. Dieser wurde zukunftstauglich mit einem Schnellladesystem „CCSplus“ (Combined Charging System) für Elektrofahrzeuge ausgerüstet, das künftig Lade­zeiten von 3 bis 5 min für eine Reichweite von 100 km verspricht.


Zukunftsfähige Energienetze

Damit der Strom für Roboter und Elektrofahrzeuge, aber auch die Energie generell dort verfügbar sind, wo sie gebraucht werden, bedarf es passender Energienetze. Auch wenn in der Energieeffizienz ein wichtiger Schlüssel besteht, weniger Ener­gie bereitstellen zu müssen, wird auch vorrangig regenerativ erzeugter Strom nicht nur für den Eigenbedarf erzeugt werden können, sondern auch für energieintensive Anwendungen über Entfernungen hinweg bereitgestellt werden müssen.


Digitale Zukunft und sichere Kommunikation

Neben den Ideen für die Zukunft wurden auch ganz konkret anstehenden Veränderungen in der Industrie angesprochen.

Genua, ein Unternehmen der Bundesdruckerei, zeigte eindrucksvoll, wie sichere Datenverbindungen zwischen verschiedenen Partnern aufgebaut werden können. Dieses Thema spielt insbesondere in der Fernwartung eine Rolle. Durch die Aufzeichnung dessen, was das Wartungsunternehmen in einem System vornimmt, kann der Auftraggeber aktuell beobachten bzw. später nachvollziehen, welche Aufgaben der Dienstleister erledigt hat.


Vorausschauende Instandhaltung

Bei der sicheren Datenübertragung spielen Geschäftsmodelle aus Dienstleistungen und Services eine besondere Rolle. „Predictive Maintenance“ soll dabei als vorausschauende Instandhaltung Ausfallzeiten minimieren, indem Komponenten ihren baldigen Ausfall frühzeitig ankündigen, so dass sie rechtzeitig ersetzt werden können. ThyssenKrupp Elevator bietet künftig auch in Deutschland seine Dienstleistung „MAX“ an, die als präventive Service- und Wartungslösung dafür sorgt, dass Aufzüge störungfrei arbeiten, indem sie sich als kommunizierende Aufzugsanlagen rechtzeitig melden, bevor es zu einem Ausfall kommt. 

 „MAX“ sammelt auf Basis der Microsoft-„Azure“-IoT-Dienste in Echtzeit Daten der vernetzten Aufzüge und berechnet die verbleibende Lebensdauer wichtiger Systeme und Komponenten mithilfe von Algorithmen. Dadurch sollen rund 50 % der Ausfallzeit verhindert werden.

Diese „Dienstleistungen über Distanzen“, wie es etwa auf der ABB-Pressekonferenz auf der Messe hieß, werden in der Industrie immer weiter Einzug halten und könnten auch für die Technische Gebäudeausrüstung interessante Impulse bringen, so dass auch hier Planung, Anlagenbau und Service immer intensiver miteinander kombiniert werden.


Fazit

Die Hannover Messe war auch in diesem Jahr ihren Besuch wert. Selten jedoch hat sie sich bislang so euphorisch zukunftsorientiert wie in diesem Jahr präsentiert. Der Weg der digitalen Transformation wurde eindringlich und eindrucksvoll präsentiert. Daher darf man auf jeden Fall auf die nächste Veranstaltung vom 24. bis 28. April 2017 gespannt sein.

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