„Engineering first!“

Der Wilo Planerkongress 2011 in Düsseldorf

Die Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden und in der Anlagentechnik nahm sich der diesjährige Wilo Planerkongress zum Thema. Die Veranstaltung mit rund 300 Teilnehmern veranstaltete der Pumpenspezialist mit dem Partner RWE und in Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Deutschen Energieagentur (dena). Unter dem Leitmotiv „Engineering First! – Ziele, Innovationen, Strategien, Ergebnisse“ wurde über aktuelle Aktivitäten und Optionen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden referiert.

Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ging gleich zu Beginn auf den Umbau der Stromversorgung ein und erklärte, dass es sich um weit mehr als kosmetische Korrekturen handelt: „Was wir vorhaben, ist nichts anderes, als in den nächsten Jahren das Land komplett umzubauen.“ Prof. Bullinger meinte damit sowohl, die Energieerzeugungsstrukturen, als auch den kompletten Umbau der Stadtstrukturen, die dazu führen müssen, dass der Energieverbrauch gesenkt und die Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen wieder kürzer und damit ebenfalls weniger energieaufwendig werden. Letztendlich, so seine Meinung, sollte zukünftig nicht der Preis, sondern die Innovation und Qualität den Wettbewerb bei einer Vergabe entscheiden. Das Motto lautet dann: „Wir bauen mit innovativer Technik ökologisch und ökonomisch für und mit den Menschen!“

Anschließend an den das Thema einleitenden Beitrag berichtete der Wilo-Vorstandsvorsitzende Oliver Hermes über Veränderungen im Unternehmen. So würden durch die Übertragung der Mehrzahl der Wiloaktien an die im Januar gegründete Caspar Ludwig Opländer Stiftung sei ein wichtiger Schritt der Zukunftssicherung der Unternehmensgruppe vollzogen worden. Mit der so stabilen Aktionärsstruktur sei die Unabhängigkeit gesichert, weitere Schritte zur Beschleunigung eines profitablen Wachstums könnten unternommen werden.

In seiner Funktion als Präsident des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH) erläuterte Klaus Jesse den deutschen Heiztechnikmarkt und gab vor, dass sich die Erneuerungsquote in den deutschen Heizungskellern beschleunigen müsste. Die Ziele 2020 sind noch lange nicht erreicht und das Zieljahr ist inzwischen nur noch neun Jahre entfernt. Zwar sei es sinnvoll auch weitere Ziele für die folgenden Jahre zu erstellen. Allerdings käme man bei einer Zielstellung 2050 auch in Gefahr, dringend notwendige Maßnahmen zu verschieben. Der nächste Schritt im Wärmeerzeugermarkt sei die Einführung der dezentralen Mikro-KWK-Geräte in größerem Maßstab, auch wenn sie nicht für den Massenmarkt geeignet wären. Zu den Geräten der Zukunft könnte dann auch die Brennstoffzelle gehören. Noch allerdings würden immer noch zu viele Heizgeräte verkauft werden, so dass die Ziele einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes und die Einsparung von 20 % der Energie immer noch sehr ehrgeizig seien.

Annette von Hagel, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Facility Management, stellte die Schwierigkeiten dar, die sich mit den energierelevante EU-Richtlinien, nationalen Gesetzen und Verordnungen des Bundes für Bundesbauten ergeben. Die Problematik bei Neubau und Sanierung öffentlicher Bauten würden sich dadurch noch verschärfen, da diese zudem eine Vorbildfunktion einzunehmen hätten. Bis 2019 hätten alle Behörden-Neubauten zudem Niedrigenergiegebäude zu sein. Eine klare Definition, was dies für diese Gebäude bedeuten würde, wird vom Fraunhofer IBP derzeit erarbeitet.

Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena, erläuterte, wie wichtig Fördermaßnahmen nach wie vor seien, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Ohne eine Förderung seien die Ziele nur mit Zwangsmaßnahmen erreichbar. Zudem stellt er die „Allianz für Gebäude Energieeffizienz“ (geea) vor (siehe auch tab 6/2011, Seite 18 „Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz“ ), eine Brancheninitiative mehrerer Verbände, die die Interessen der Branche bündeln sollen. Dabei sollten nicht nur die deutschen Klimaziele Beachtung finden. Es gelte vielmehr weltweite Anstrengungen zu unternehmen. So hätte Deutschland einen Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß von 2,7 %, das wäre ein Wert, der der Steigerung des CO2-Ausstoßes von China innerhalb von ein bis eineinhalb Jahren entspreche.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg, FH Aachen, stellt in einer „Premiere“ ein vereinfachtes Verfahren zur DIN V 18599 vor, dass in die überarbeitete Ausgabe 2012, die dann voraussichtlich elf oder zwölf Teile umfassen werde, aufgenommen werden soll. Das vereinfachte Verfahren sei mit 20 bis 25 Seiten Text und Formeln und 50 Seiten Tabellen deutlich einfacher zu beherrschen als die knapp 1000 Seiten der kompletten Norm.

In den zweiten Kongresstag führte Prof. Metin Tolan, TU Dortmund, mit einem ebenso informativen, wie lebhaften Vortrag zum Thema „James Bond im Visier der Physik“ ein. Weniger unterhaltsam, aber mindestens ebenso intensiv war der Vortrag von Thilo Ebert, der auf das Thema „Green Building Zertifizierungen“ einging. Der Geschäftsführer der Ebert-Consulting Group. GmbH & Co. KG sieht die „Zertifizierungssysteme als Treber für die Nachhaltigkeit“ an. Es geht dabei weniger um das Zertifikat selber, als darum, das für die Zertifizierungen notwendige Planungsvorgehen zu beachten und so zu einer hohen Planungs- und Ausführungsqualität zu gelangen. Doch Herr Ebert hatte auch Kritik parat und wünschte sich, dass zukünftige Nachhaltigkeitsaspekte (Smart Grid u.ä.) bereits heute im Zertifizierungsprozess Berücksichtigung finden sollten. Auch sollte der Beweis einer Nachhaltigkeit im Betrieb im Laufe einer Zweitzertifizierung unter Beweis gestellt werden müssen.

Alfred Geyer, Geschäftsführer der RWE Energiedienstleistungen GmbH möchte mit seinem Unternehmen im Energieeffizienzmarkt eine Rolle spielen. Dazu sei es notwendig, dem Kunden heute beim Sparen zu helfen, um ihn auch als Kunden von morgen zu halten.

Andreas Pösing stellte zusammen mit Dipl.-Ing. Markus Zandder und Dipl.-Ing. Markus Weselbaum zwei ausgeführte „Wilo-Geniax“-Anlagen vor. Dabei wurde deutlich, dass eine Planungsunterstützung durch gängige Software, wie LiNear, Plancal und Dendrit, üblich sei.

Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte RA Friedrich W. Stohlmann auf, Abschließend meinte er: „Je komplexer die Planer, desto eher ist der Planer voll verantwortlich.“ Es kommt also darauf an, eine Planung

Ein Fazit kann aus der zweitägigen Veranstaltung gezogen werden: Energieeffizienz ist ein globaler Megatrend und die Ingenieure der TGA-Branche sind wesentlich daran beteiligt, dass der Wandel hin zu mehr Energieeffizienz in Gebäude, Gebäudetechnik und in den Städten insgesamt gelingt.

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