Schwacher Wärmemarkt torpediert Energiewende

Vierte Deutsche Wärmekonferenz fordert konsequentere Politik

Der deutsche Markt für effiziente Heizungen mit erneuerbaren Energien und effiziente Klima- und Lüftungstechnik wird in diesem Jahr voraussichtlich bis zu 25 % unter dem Stand des Jahres 2000 liegen. Mit rund 377.000 Wärmeerzeugern lag die Nachfrage im Bereich der effizienten Heizungen in den ersten acht Monaten dieses Jahres nur knapp über dem niedrigen Niveau des Jahres 2010, so die aktuelle Marktstatistik des Bundesindustrieverbandes Deutschland, Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH).

„Volatile Energiepreise, eine unstete Förderung und die zu starke Konzentration der Energie- und Umweltpolitik auf das Thema Strom behindern den energetischen Modernisierungsprozess im Wärmemarkt“, betont Klaus Jesse, Präsident des BDH anlässlich der vierten Deutschen Wärmekonferenz am 27. September 2011 in Berlin. „Von dem Ziel der Energiewende, das energetische Modernisierungstempo zu verdoppeln, sind wir seit Jahren weit entfernt,“ ergänzt Prof. Dr. Ulrich Pfeiffenberger, Vorsitzender des Fachverbandes Gebäude-Klima (FGK), und erläutert: „Auch bei der Klimatisierung und Lüftung könnten durch konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen und einer steten und attraktiven Förderung riesige CO2-Minderungs- und Energieeinsparpotentiale gehoben werden.“

Vor über 200 hochrangigen Vertretern der Politik, der Industrie, der Öffentlichkeit und der Wissenschaft forderten die beiden Verbände einen energie- und umweltpolitischen Kurswechsel, der durch Optimierung der ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen und eine verstetigte und attraktive Förderpolitik den erforderlichen Schub im Wärmemarkt bringen soll. Kein Verständnis zeigten die Vertreter der Industrie für die Blockadehaltung der Bundesländer gegen die Ausweitung der Förderinstrumente um eine Steuerabschreibung für energetische Modernisierungen. „Steuerabschreibungen für energetische Modernisierungen im Gebäudebestand generieren keine verlorenen Zuschüsse. Im Gegenteil, sie resultieren in zusätzlicher Wertschöpfung bei gleichzeitiger Sicherung der Arbeitsplätze im Handwerk und in der deutschen Industrie“, meint Klaus Jesse und fordert die die Steuerabschreibung blockierenden Finanzpolitiker dazu auf, sich von einer rein kameralistischen Denkweise zu verabschieden.

40 % des deutschen Energieverbrauchs entfallen auf den Wärmemarkt. Unter Berücksichtigung der Klimatisierung und Lüftung sowie der Prozesswärme entfallen auf den größten Energieverbrauchssektor Deutschlands sogar 50 %. Die hier schlummernden Energieeinspar- und CO2-Minderungspotentiale liegen jedoch brach. Über ein Fünftel des deutschen Energieverbrauchs könnten durch konsequente Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer  Energien eingespart werden.

Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen unterstrich durch die Übernahme der Schirmherrschaft der Deutschen Wärmekonferenz die Bedeutung des Wärmemarktes für den Klima- und Ressourcenschutz. In der Keynote bestätigte der Bundesumweltminister die hohen Energieeinspar- und CO2-Minderungspotentiale und setzte sich für die Steuerabschreibungen für energetische Modernisierungsmaßnahmen im Gebäudebestand ein.

Thematisch passende Artikel:

4. Deutsche Wärmekonferenz 2011

Im Zeichen der Energiewende

Zum vierten Mal in jährlicher Folge veranstaltete der BDH die Deutsche Wärmekonferenz in Berlin. Diesmal wurde das Spektrum der Wärmekonferenz um die energie- und umweltpolitisch wichtige Thematik...

mehr
Ausgabe 03/2014 6. Deutsche Wärmekonferenz

Die Energiewende ist mehr als eine Stromwende

Über 200 hochrangige Entscheider aus Politik und Wirtschaft nahmen am 28. Januar 2104 an der 6. Deutschen Wärmekonferenz im Radisson Blu Hotel in Berlin teil. Die Konferenz organisiert der BDH...

mehr
Ausgabe 09/2019

10. Deutsche Wärmekonferenz

24. September 2019/Berlin Die Deutsche Wärmekonferenz etablierte sich in den vergangenen zehn Jahren als Plattform für die Diskussion rund um den größten Energieverbrauchssektor, den Wärmemarkt....

mehr

5. Deutsche Wärmekonferenz

Vertreter der Industrie, der Branchenverbände und Abgeordnete des Deutschen Bundestages kritisierten auf der 5. Deutschen Wärmekonferenz in Berlin einhellig die Blockadepolitik einiger Bundesländer...

mehr

Heizungsindustrie sieht Silberstreif - BDH-Mitgliederversammlung

"Nach einem schwachen Jahr 2010, das besonders zulasten der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt ging, sehen wir im ersten Drittel 2011 Zeichen der Erholung“, analysiert Klaus Jesse, Präsident des...

mehr