Nachhaltigkeit von Finanzsystemen

In der aktuellen Situation, in der sich einige europäische Staaten befinden, und in der die Rettung des EURO eine immerwährende Nachricht des Tages darstellt, ist die Frage nach der Nachhaltigkeit eines Finanzsystems von großer Bedeutung. Es stellt sich zunächst die Frage, was ein nachhaltiges Finanzsystem auszeichnet. Die Antwort hierauf dürfte darin zu sehen sein, dass ein solches System als ein langfristiges Wirtschaften definiert wird mit dem Ziel, dieses System über einen möglichst langfristigen Zeitraum erfolgreich zu erhalten. Hierbei sind verschiedene Prinzipien von wesentlicher Bedeutung. Ein erstes Prinzip ist bereits in der Langfristigkeit angesprochen worden. Ein zweites Prinzip ist darin zu sehen, dass diejenigen, die Kosten verursachen, diese letztlich auch bedienen können. Ein dritter und wesentlicher Aspekt ist darin zu sehen, dass ein Finanzsystem Vertrauen ausstrahlt und genießt. Ein System, zu dem die Menschen eines Landes kein Vertrauen haben, wird immer wieder mit Bedenken überzogen werden und kann letztlich keine Nachhaltigkeit entwickeln.

Bei der Frage nach der Nachhaltigkeit unseres Finanzsystems und der Stabilität ist die Antwort schwierig. Jedoch dürfte die Finanzkrise grundsätzlich gezeigt haben, dass unser Finanzsystem zwar Erschütterungen standhält, jedoch auch erheblichen Risiken und somit auch Nachhaltigkeitsbedenken unterworfen wird. Derzeit werden alle möglichen Bestrebungen seitens der Politik unternommen, um eine höhere Nachhaltigkeit zu erreichen, doch zeigen auch die starken Kontro­ver­sen und Diskussionen darüber, was der richtige Weg ist, die Unsicherheit im Umgang mit dieser Frage. In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob die gewährten staatlichen Garantien, insbesondere auch mit Blick auf ausländische Finanzsysteme, im Widerspruch zur Nachhaltigkeit stehen. Diese Frage dürfte – zumindest bezogen auf andauernde staatliche Garantien – zu bejahen sein. Solche Garantien fördern ein Verhalten, das eine Risikoneigung beinhaltet. Hierdurch wird ein System auf Dauer anfällig werden. Die Regulierung eines Finanzsystems kann auf der anderen Seite auch nicht vollständig ohne staatliche Eingriffe aufrecht erhalten werden. Durch die Regulierung werden den betroffenen Nationen bestimmte Grenzen und Anreize gesetzt, die letztlich zur Nachhaltigkeit und zur Stabilität eines Finanzsystems beitragen sollen.

Bei der Frage nach den geeigneten Regulierungen zur Förderung eines nachhaltigen Finanzsystems dürfte von großer Bedeutung sein, dass den Finanzinstituten ein ausreichender Puffer zur Verfügung steht bzw. ein solcher durch diese erarbeitet wird, damit sie finanzielle Probleme aus eigener Kraft überwinden und in einen stabilen Zustand zurückkehren können. Beispielsweise kann hier eine hohe Eigenkapitalreserve genannt werden, die bei den zuletzt eingetretenen Krisen nicht ausreichend hoch gewesen ist. Auch bei einer Betrachtung von Großbanken treten häufig sehr geringe Eigenkapitaldeckungen auf, die befürchten lassen, dass im Falle von negativen Entwicklungen auf dem Finanzmarkt eine Situation eintritt, in der ein Staat gezwungen wird, eine Großbank zumindest mit Garantien zu stützen.

Es bleibt abzuwarten, ob in der Zukunft Mechanismen gefunden und umgesetzt werden, um auf Dauer ein stabiles Finanzsystem beibehalten zu können.

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