Umfrage zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung

DVGW befragt deutsche Wasserbetriebe


Bild: Clipdealer

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Der Klimawandel und mehrere aufeinanderfolgende Jahre mit Hitze und Trockenheit wirken sich auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland aus. In einer Umfrage unter ca. 360 Wasserversorgungsunternehmen hat der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) ermittelt, welchen Herausforderungen die Branche gegenübersteht und wie Lösungsstrategien aussehen.

Auch wenn die Versorgung mit Trinkwasser in ausreichender Menge und qualitativ hochwertiger Güte in Deutschland in diesem und in den nächsten Jahren sichergestellt ist, sind Anpassungen an die Infrastruktur und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren notwendig, um Deutschland auch in Zukunft zuverlässig mit dem wichtigsten Lebensmittel zu versorgen, so der Verein. „Im Gegensatz zu anderen Ländern, auch innerhalb Europas, steht Trinkwasser den Menschen bei uns jederzeit in bester Qualität zu Verfügung. Auch mehrere Sommer mit Rekordhitze und Trockenheit haben daran nichts geändert“, sagt DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel. Er betont: „Klar ist aber auch, dass es verstärkt Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen bedarf, um die Wasserversorgung fit für die Zukunft zu machen.“

Knapp jeder fünfte Versorger von Engpässen betroffen

Erste Einschränkungen verdeutlichen dies. Trockenheit und Hitzeperioden haben in den vergangenen Jahren bereits zu Engpässen bei den Verfügbarkeiten der Wasserressourcen geführt. Im Jahr 2022 betraf dies 19 % der befragten Versorger. In deren Versorgungsgebiet sind beispielsweise Brunnen zeitweise trockengefallen. 35 % der Unternehmen hatten zudem einen sehr hohen Auslastungsgrad von über 90 % bei der Wasseraufbereitung am Spitzentag zu verzeichnen. Bei der Auslastung der Förderkapazität am Spitzentag gab es eine steigende Tendenz: 31 % der Unternehmen hatten einen Ausnutzungsgrad von 90 % und darüber; 2018 waren es noch 25 %. Deutlich höhere Spitzenbedarfe können zu Einschränkungen in der Versorgung führen, z. B. zu Bewässerungsverboten des Gartens und Mengenbeschränkungen bei Großverbrauchern.

Anpassung des Trinkwassernetzes notwendig

Damit derartige Szenarien bei Hitze und Trockenheit Ausnahmefälle bleiben, müsse das Trinkwassernetz an die veränderte Verfügbarkeit und Nachfrage angepasst werden. „Es gilt, die Versorgungsinfrastruktur zunehmend redundant auszulegen. Dies kann durch die Erschließung neuer Gewinnungsgebiete, durch den Bau neuer Talsperren, unterirdischer Wasserspeicher oder durch den Ausbau des Fernleitungssystems bzw. den Ausbau von Verbundsystemen zu benachbarten Versorgern geschehen. Hierbei muss jedes Versorgungssystem individuell betrachtet werden – eine one-fits-all-Lösung gibt es nicht“, erklärt Merkel. Dringenden Handlungsbedarf sieht er auch bei wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren. „Die Vergabe von Wasserrechten muss beschleunigt und vereinfacht werden - beispielsweise durch eine zeitliche Entfristung. Es kann nicht sein, dass auslaufende Wasserrechtsverfahren oder über Jahre andauernde Genehmigungsverfahren die Planungssicherheit der Wasserversorger gefährden.“

Weitere Informationen zur DVGW-Umfrage gibt es auf der Website des Vereins.


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