Das Büro der Zukunft steht in Schweden

Bengt Dahlgren, ein bedeutendes schwedisches Planungsbüro für Haustechnik, hat vor kurzem seinen neuen Haupt­sitz in Göte­borg bezogen: ein Green Building zertifizier­tes, preisgekröntes Gebäude, das mit einem allumfassenden Ener­gie­konzept ein Leitbild für das Büro der Zukunft darstellt. Eine Be­darfs­steuerung steht bei allen tech­nischen Systemen im Vordergrund.

Als das Planungsbüro sich im Herbst 2008 dazu entschloss, einen neuen Hauptsitz in Göteborg zu bauen, war schnell klar, dass dieses Gebäude ein Musterbeispiel für nachhaltige, energieeffiziente Büros werden sollte. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Wingårdhs wurden klare Energievorgaben aufgestellt und die Zielsetzung der Green Building Zertifizierung festgelegt.

Der gesamte Energiebedarf (inklusive Betriebsenergie für Computer etc.) sollte insgesamt nicht mehr als 75 kWh/m2a betragen.

Das sechsstöckige Gebäude umfasst eine Gesamtfläche von 4200 m2. Im Erdgeschoss befinden sich Konferenzräume und Räumlichkeiten für Aus- und Weiterbildungen sowie eine Kantine und eine Technikzentrale. In den Etagen 2 bis 5 sind die Büros der Mitarbeiter untergebracht. Das Dachgeschoss bietet Platz für einen großen Konferenzraum, die Lüftungszentrale und eine großzügig bemessene Dachterrasse.

Bereits früh in der Planungsphase wurden Energiesimulationen durchgeführt, um sowohl die Fens­terflächen, die Konstruktio­nen der Fenster und Fassaden als auch die Haustechniksysteme energetisch zu optimieren und gleichzeitig offene, helle und angenehme Arbeitsplätze zu schaffen. Folglich wurde der Glasanteil des Gebäudes mit 60 % festgelegt. Der U-Wert des Glases inklusive Rahmen beträgt ca. 0,85 W/m2K. Darüber hinaus erhielt das gesamte Haus einen außenmontierten, motorisierten Sonnenschutz mit verstellbaren Lamellen aus Aluminium.

 

Bedarfssteuerung – das Maß aller Systeme

„Zur Erreichung unserer ambitionierten Energieziele wurde bei der Planung und bei der Wahl der Systeme darauf geachtet, dass nie mehr Energie verwendet wird als wirklich benötigt“, erklärt Peter Cottman, Abteilungsleiter für Haustechnik bei Bengt Dahlgren und fasst zusammen „Bedarfssteuerung ist das Zauberwort, das bei der gesamten Haustechnik eine ausschlaggebende Rolle spielte.“ Die Beleuchtung der Arbeitsplätze ist mit Präsenzmeldern und Tageslichtkompensation ausgestattet. Die Stromversorgung der Hälfte aller Steckdosen ist ebenfalls an Präsenzmelder gekoppelt, und so schalten sich Computer und andere Geräte automatisch in einen Energiesparmodus, sobald kein Mitarbeiter anwesend ist. Auch bei der Schaffung eines behaglichen und gesunden Innenraumklimas und bei der Steuerung der Wärme und Kälte im Gebäude wurde auf eine Bedarfssteuerung und modernste Technik gesetzt.

 

VAV – Variables Klima durch Innovationen

„Bei der Lüftung und Klimatisierung gilt ebenfalls das Prinzip der Bedarfssteuerung. Leerstehende Arbeits- oder Konferenzzimmer werden folglich nicht mehr als nötig belüftet, die Ventilatorenergie im Lüftungsgerät wird optimiert“, berichtet Peter Cottman und ergänzt: „Wir haben zudem die Temperaturspanne, in der man weder kühlt noch heizt, erweitert. Wir lassen es demnach zu, dass Räume nachts und an den Wochenende kälter beziehungsweise wärmer werden, bevor wir durch die Steuerung eingreifen.“ Die Bedarfssteuerung wird durch das „Wise“-System der schwedischen Firma Swegon ermöglicht.

Das „Wise“-System basiert auf drei Ebenen: Raum, Zone und System. Swegon bietet auf jeder Ebene kooperierende und kommunizierende Produkte an. Das System arbeitet mit aktiven Luftauslässen. Diese beinhalten einen Regulator und steuern Volumenstromregler, die den Zuluftvolumenstrom in den Raum je nach Bedarf erhöhen oder verringern und somit das Innenraumklima steuern. Aktive „Adapt“-Auslässe sind mit einem Bewegungs- und Temperaturmelder ausgestattet und können auf Wunsch durch einen CO2-Sensor ergänzt werden. Diese Möglichkeit wählte Bengt Dahlgren in den Konferenzzimmern. Die Erwärmung der Räume erfolgt durch Radiatoren, die ebenfalls durch das Wise“-System gesteuert werden. Mit Ausnahme des Raumes, in dem man den Luftvolumenstrom steuert, wird der Rest des Systems mit statischem Druck kontrolliert. „Control“- Volumenstromregler halten den Druck in jeder Zone konstant, egal welches Luftvolumen benötigt wird. Dieser Regler steuert ebenfalls die Abluft in jeder Zone. Alle konstanten Luftvolumenströme (z.B. in den sanitären Anlagen) werden durch aktive Volumenstromregler in der Lüftungszentrale reguliert.

Über „Super Wise“ von Swegon wurde das System von Bengt Dahlgren via Modbus an das Gebäudeleitsystem „Citec“ angeschlossen. Zusätzlich kann der Anwender das gesamte Lüftungssystem über die integrierte Webschnittstelle steuern.

Bengt Dahlgren entschied sich für die Haustechnik Lüftungsgeräte aus Swegons „Gold“-Serie, ausgestattet mit hocheffizienten rotierenden Wärmetauschern und eingebauter Steuerung. Die Lüftungsgeräte sind für die Integration in „Super Wise“ vorbereitet, so dass dies keinen Aufwand bedeutet. Swegons System bewältigt etwa 40 000 Werte verteilt auf 600 Räume, wahlweise luft- oder wasserbasiert, sowie ein Lüftungsgerät pro „Super Wise“. Die Steuerung ermöglicht nicht nur eine differenzierte Raumklimaüberwachung und Kommunikation, sie fungiert gleichzeitig als Systemoptimierer: So wird die Position der Volumenstromregler für jede Zone so optimiert, dass stets ein möglichst niedriger Druck vom Lüftungsgerät erreicht wird und stellt so sicher, dass nicht mehr Energie als nötig verbraucht wird.

Produktneuheiten aus dem Bereich der Lüftungstechnik finden Sie auf den Seiten 28 bis 32.
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