Batterielos und bidirektional –
Weiterentwicklung der Funktechnik

Die Gebäudeautomation entwickelt sich stetig voran. Viel Wert wird in der täglichen Praxis zunehmend auf herstellerneutrale Standards gesetzt, die es erlauben, Produkte verschiedender Hersteller ohne großen Aufwand zu  einem funktionierenden Gesamtsystem zusammenstellen. Das drahtlose EnOcean-System ist auf dem besten Weg so ein Standard zu werden. Dies teilte Marcus Trojan, EnOcean GmbH, im Rahmen eines Gesprächs auf des GebäudeEffizienz Dialog 2009 Ende letzten Jahres in Frankfurt/Main mit und stellte sich anschließend den Fragen der TAB-Redaktion.

TAB: Wurde die Technik des batterielosen Funksystems von EnOcean in der letzten Zeit weiterentwickelt?

 

Marcus Trojan: Es gibt kleinere und größere Weiterentwicklungen. Einmal werden die Schalter leiser. Denn einige Nutzer hat das Klickgeräusch gestört. Ganz ohne Geräusch wird es jedoch auch zukünftig nicht gehen. Denn viele Anwender bewerten das Klicken als Zeichen dafür, dass etwas passiert. Ein weiterer wichtiger Schritt ist, dass die Funkmodule künftig bidirectional funktionieren.

 

TAB: Das heißt, es gibt eine Rückmeldung?

 

Marcus Trojan: Genau, man kann damit viel wirksamere Systeme aufbauen. Miniaturisierte Transceiver-Module können erstmals nicht nur Informationen senden, sondern auch empfangen. Zudem können die Funkmodule aus der Ferne parametriert werden. Das nennt sich dann „Remote learn“.

 

TAB: Wann sind die neuen Funkmodule erhältlich?

 

Marcus Trojan: Die Geräte gehen im Februar 2010 in Serie. Erste Ge­räte wurden bereits eingebaut. Zur Light+Building werden Geräte unter­schiedlicher Hersteller vorge­stellt. Und das gute ist, das unsere Technik sowohl im Verbund mit TCP/IP als auch mit LON und BACnet funktioniert, das heißt, unser System ist komplett offen. Der Kun­de hat so eine große Entscheidungs­freiheit beim Design und in der Technik. Bereits jetzt sind 350 fertige Endprodukte von über 100 verschiedenen Herstellern erhältlich.

TAB: Da ist eine große Vielfalt in der Installation möglich. Nennen Sie doch noch ein spannendes Objekt, das in der letzten Zeit mit Ihrer Technik ausgeführt wurde.

 

Marcus Trojan: Da fallen mir spontan der Torre Espacio und der Torre Cristal in Madrid ein, in die zusammen rund 10 000 EnOcean-Module eingebaut wurden. Zudem konnten in den beiden Hochhäsern durch unsere Technologie 64 km Kabel eingespart werden. Daneben gibt es auch in Deutschland so spektakuläre Projekte wie das Airrail-Center am Frankfurter Flughafen. Auch das im Bau befindliche Hochhaus Projekt „Tower 185“ in Frankfurt/Main soll mit unserer Technik ausgestattet werden.

TAB: Wie sieht es mit einer Nachrüstung in bestehenden Gebäuden aus?

Marcus Trojan: Gut, dass Sie das fragen. Um Gebäude effizienter betreiben zu können, müssen sie effizienter werden. Hier bietet sich die batterielose Funktechnologie an. Mit mehr Sensoren können schnell und einfach Automatisierungslösungen in einem Gebäude verwirklicht werden. So können nachträglich eingebaute Fensterkontakte dafür sorgen, dass bei offenen Fenstern die Heizung automatisch heruntergefahren oder ausgeschaltet wird.

 

TAB: Gibt es sonst noch einen Vorteil der batterielosen Funktechnik?

 

Marcus Trojan: Sie sind völlig offen in der Raumaufteilung. Das heißt für den Planer konkret, an etwaige Nutzungsänderungen während der Planungsphase kann man gelassen herangehen. Man bleibt ­flexibel bis zum Schluss.

TAB: Wie kann ein Planer einen umbauwilligen Bauherrn von der batterielosen Funktechnologie überzeugen? Bieten sich da Test-installationen an?

 

Marcus Trojan: Das ist durchaus schnell machbar. Man könnte einen Raum oder einen Gebäude­flügel ohne großen Aufwand mit unserer Technik ausstatten, um darin verschiedene Tests durchzuführen. Ein Nachrüstungsprojekt, das zeigt, wie leistungsfähig unsere Technologie ist, ist das Gebäude des Europäischen Patentamts in München. Das Gebäude hat eine Besonderheit, da Wände und Decken fast durchgehend aus Metall sind. Und selbst da bieten unsere Sensoren eine stolze Funkreichweite von 12 bis 15 m bei anstelle der sonst üblichen 30 m. Das gute Ergebnis hat sogar mich erstaunt, da ich bei der Vielzahl an Reflektionsflächen mit größeren Einbußen gerechnet habe.

 

TAB: Vielen Dank für das Gespräch, das neugierig auf mehr macht. Dann sollten wir uns als nächstes auf der Light+Building (Halle 9.0, Stand B40) einmal die neuen Sensoren genau anschauen.

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