FAQ zur Druckhaltung

Was zum Thema Anlagendruck in Heiz- und Kühlanlagen zu berücksichtigen ist
Luft- und Gaseinschlüsse reduzieren die Effizienz von Heizungs- oder Kaltwasseranlagen. Nicht ausreichend aufbereitetes Anlagenwasser kann zudem Schlamm enthalten und die Rohrleitungen zusetzen. Die Folgen sind Beeinträchtigungen von Funktion und Leistung sowie langfristige Schäden durch Korrosion. Das Unternehmen Reflex Winkelmann beantwortet häufig gestellte Fragen (Frequently Asked Questions, kurz FAQ) zur Druckhaltung für die wirkungsvolle Verteilung von Wärme und Kälte.

Was sind die entscheidenden Aspekte und Argumente für eine Druckhaltung?

Druckhaltesysteme erfüllen wichtige Funktionen: Sie halten den Druck an jeder Stelle des Anlagensystems in zulässigen Grenzen, kompensieren Volumenschwankungen infolge von Temperaturschwankungen und gleichen systembedingte Wasserverluste aus. Darüber hinaus hat der richtige Anlagendruck auch direkte Auswirkung auf die Qualität des Wassers: Denn wird der Mindestbetriebsdruck unterschritten, kann Luft in die Anlage diffundieren. Dies kann neben einem erhöhten Korrosionsrisiko, auch Kavitationsschäden und Schädigungen von Anlagenteilen zur Folge haben. Im Ergebnis sind starke Leistungseinbußen bis hin zum Betriebsausfall die Folge. Um Luft- und Gaseinschlüsse auszuschließen und damit die zuverlässige Wärmeverteilung zu gewährleisten, sind Druckhaltesysteme daher ratsam. Hier bieten sich statische und dynamische Druckhaltelösungen an.

Welche Vorteile sind bei der statischen Druckhaltung gegeben?

Als einfache statische Lösung bietet sich das Membran-Druckausdehnungsgefäß, kurz MAG, an. Es arbeitet autark – ohne Strom, Kompressor und Pumpe. Stattdessen unterteilt eine Membran das Gefäß in einen Wasser- und einen Gasraum und verhindert, dass Gas in das Wasser diffundiert. Steigt das Volumen im System und ein Druckausgleich muss erfolgen, füllt sich das MAG mit dem Anlagenmedium, die Membran dehnt sich aus und das Gas wird komprimiert. Durch den Wasserinhalt und die maximalen Temperaturdifferenzen des Mediums sind entsprechende Anlagengrößen notwendig. Dies führt bei großen Anlagen, ebenso wenn die Aufstellmöglichkeiten begrenzt sind, in der Regel zu den Einsatzgrenzen von MAGs.

Welche Arten der dynamischen Druckhaltung haben sich im Markt durchgesetzt?

Bei der dynamischen Druckhaltung sind im Wesentlichen zwei fortschrittliche Prinzipien zu unterscheiden: die kompressorgesteuerte Druckhaltung und die pumpengesteuerte Druckhaltung. Bei der kompressorgesteuerten Druckhaltung wird dem Ausdehnungsvolumen des Heizungswassers ein Gaspolster entgegengehalten. Dieses Gaspolster ist nicht statisch. Es wird durch Ablassen des Gases beim Aufheizen und Zuführen, in dem Fall bei Abkühlung, innerhalb enger Druckgrenzen gehalten. Dadurch kann zum einen der Druck in einem Bereich von ±0,1 bar gehalten und zum anderen das Volumen des Ausdehnungsgefäßes nahezu vollständig genutzt werden. Mittlerweile gibt es auch Versionen mit hocheffizientem Kompressor und Zwei-Kolben-Technologie, die im niedrigeren Drehzahlbereich arbeiten und damit leiser im Vergleich zur Standardausführung sind.

Wann bietet sich eine integrierte Entgasung des Anlagensystems an?

Sind die Systeme komplexer, beispielsweise wegen besonderer Aspekte der Betriebssicherheit oder der Bauform, ist eine integrierte Entgasung ratsam, wie sie pumpengesteuerte Druckhaltestationen ermöglichen. Dabei wird das Ausdehnungsvolumen bei Aufheizung mittels eines geregelten Kugelhahnes dem System entnommen und in einen drucklosen Behälter geleitet. Durch die Druckentspannung kann das gelöste Gas hierbei über einen Entlüfter entweichen. Bei Abkühlung wird das wieder benötigte Wasservolumen gesteuert und entgast zurück in das Heizungssystem gepumpt. Auch hier kann der Systemdruck in einem Bereich von ±0,2 bar gehalten und nahezu das komplette Gefäßvolumen genutzt werden. Auf diese Weise ist eine effiziente Kombination von stabiler Druckhaltung und konstanter Entgasung möglich.

Welche Werte und Daten sind für die Auslegung wichtig?

Um ein Druckhaltesystem bestmöglich auszulegen, werden im Wesentlichen folgende Werte benötigt: Statischer Druck am Anschlusspunkt der Druckhaltung, komplettes Wasservolumen der Anlage, maximaler Temperaturbereich des Anlagenwassers, minimaler und maximaler Druck der Anlage und ihrer Komponenten (in der Regel Mindestvorlaufdruck der Pumpe(n), Ansprechdruck des Sicherheitsventiles und bei Temperaturen über 100 °C der Verdampfungszuschlag). Aus diesen Werten kann mit einer entsprechenden Auslegungssoftware das Ausdehnungsvolumen und der maximale Druckbereich der Anlage berechnet werden. Somit ist es möglich, für jegliche Anforderungen hinsichtlich der Druckhaltung passgenaue Lösungen zu ermitteln.

 

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